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Im Zauber des Mondes

Titel: Im Zauber des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Robards
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ein Mädchen war, und sie konnte sich nicht darauf verlassen, daß er ihr Geheimnis wahren würde. Auch wenn er sie nie absichtlich verraten würde, ein unachtsames Wort genügte, und sie hätte in Dublin ausgespielt. Aber sie würde sehr allein sein, wenn sie zurückkam, und er würde ihr sehr fehlen.
    Im Moment waren ihre größten Probleme Hunger und die Langeweile. Ein paar Hennen hatten die Burgruine als Nistplatz gewählt, und sie hatte sich ihre Eier geholt. Rohe Eier waren zwar nicht das schmackhafteste Mahl, das sie sich vorstellen konnte, aber es gab Schlimmeres. Glücklicherweise hatte es während der letzten Tage öfter geregnet, so daß Wasser kein Problem war.
    Tagsüber hielt sie sich hoch oben in der Turmruine versteckt. Auf der Suche nach einem Versteck war sie, ohne darüber nachzudenken, zu der alten Burg gelaufen, Connors Flüche in den Ohren. Er hatte ihr Verschwinden sehr schnell bemerkt, und seine Wut darüber hallte über die Hügel. Sie hatte gerade die bröckelnde Mauer erreicht, als Mickeen fast genau hinter ihr gelaufen kam, um die Landarbeiter in den Hütten zur Suche zu holen. Schnell war sie über die Mauer gesprungen und hatte sich in ihren Schatten geduckt. Vorsichtig spähte sie darüber. Fackeln hatten sich vor dem Herrenhaus versammelt und wenig später über die Landschaft verteilt. Sie hätte nicht gedacht, daß er sich so viel Mühe geben würde, sie zu finden.
    Ein paar Arbeiter mit Fackeln kamen auch zur Ruine. Schnell sprang sie zurück und schreckte damit ein paar Schafe auf. Laut blökend stoben die Tiere auseinander, und sie fürchtete schon, sich verraten zu haben. In wilder Angst sah sie sich nach einem Versteck um. Durch das Loch in der Turmmauer konnte sie Stufen erkennen, und sie eilte darauf zu. Ihr Herz klopfte laut, als sie sich die Treppe hinauftastete. Dabei hielt sie sich dicht an die Mauer gedrückt, um nicht gesehen zu werden. Endlich war sie in der Sicherheit des runden Turmzimmers angelangt. Von oben beobachtete sie, wie die Arbeiter die Ruine absuchten. Es schien ewig zu dauern, bis sie aufgaben, und sie sah ihre Fackeln über die Hügel weiterziehen.
    Plötzlich wurde ihr bewußt, wo sie sich befand. Hier war sie zwar vor ihren Verfolgern sicher, aber was war mit den Gespenstern? Jedermann wußte, daß die Seelen jener, die eines gewaltsamen oder verfrühten Todes gestorben waren, am Ort ihres Todes umgingen. Der alte Earl, seine Frau und viele andere, die hier gestorben waren, trieben bestimmt des Nachts ihr Unwesen.
    Wolken zogen in unregelmäßigen Abständen über den Himmel, und das Mondlicht ließ Tausende von verlorenen Seelen im Innenhof tanzen. Schaudernd bekreuzigte sich Caitlyn. Eng an die Wand gedrückt, rollte sie sich zusammen und hoffte, daß die Geister sie nicht bemerken würden. Trotzdem tat sie kein Auge zu, bis der Morgen dämmerte. Erst dann hielt sie es für ratsam, etwas zu schlafen.
    Als sie aufwachte, schien die Sonne. Sie streckte sich ausgiebig, gähnte und fragte sich, wie lange sie wohl zurück nach Dublin brauchen würde. Mittlerweile hatte man die Suche nach ihr sicherlich schon aufgegeben. Sie blickte in Richtung auf das Farmhaus und erstarrte. Connor führte gerade einen Suchtrupp entlang des Flusses an, und Arbeiter durchkämmten systematisch die umliegenden Felder. Caitlyn war alarmiert. Also hatte sie recht gehabt. Er hatte sie nur zu seinem Vergnügen gewollt, warum sonst sollte er sich so viel Mühe geben, sie zu finden? Man trieb keinen derartigen Aufwand wegen irgendeines dahergelaufenen Mädchens, wenn man sich nicht auch etwas dafür erhoffte.
    Am dritten Tag hatte die Suche nach ihr endlich nachgelassen. Die Arbeiter waren nachmittags zum Torfstechen zurückgekehrt, und Mickeen und Rory beschäftigten sich mit den Schafen. Connor hatte sie nur einmal gesehen. Er war auf Fharannain weggeritten und bis zur Abenddämmerung noch nicht zurückgekommen. Am liebsten hätte sie sich gleich auf den Rückweg gemacht, aber sie wußte nicht, wo Connor war. Die Gefahr war zu groß, daß sie ihm auf der Straße nach Dublin direkt in die Arme laufen würde. Es war besser, zu warten, bis es ganz dunkel war, dann konnte sie sich unbemerkt davonschleichen.
    Ein paar Stunden später wünschte sie, sie wäre doch nicht geblieben. Es wurde so dunkel, daß sie kaum mehr die Hand vor dem Gesicht sehen konnte. Kein Mond war am Himmel, und der Wind pfiff durch das Gemäuer. Die Schafe waren seltsam unruhig, und es sah so aus, als würde

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