Im Zauber dieser Nacht
trällerte Olivia fröhlich. „Jetzt, wo du deinen Missgriff wieder los bist, wollte ich dich zum Mittagessen einladen. Um zu feiern.“
„Ich bin noch nicht geschieden.“
„Das stört mich nicht. Komm trotzdem zum Essen.“
Ihr selbstgefälliger Tonfall ärgerte ihn. Er drehte seinen Stuhl zum Fenster und blickte hinaus über die Dächer der Stadt. Wo war Lilley? Bei einem anderen Mann?
Wer war der Vater von ihrem Baby?
Er sah, wie eine schwarze Limousine vor dem Tor zum Palazzo hielt. Der Fahrer stieg aus und öffnete die Wagentür für einen dunkelhaarigen, gut gekleideten Mann. Alessandro runzelte die Stirn, als der Fremde ausstieg und mit einem Wachmann redete. Er beugte sich vor, um das Gesicht des Mannes zu sehen.
Er sprang auf. „Was zum Teufel …“
„Darling, was ist los?“, fragte Olivia.
„Jemand ist hier. Ich muss gehen.“
„Wer ist denn so wichtig, dass du ein Gespräch mit mir beendest?“
„Théo St. Raphaël.“
„Was?“ Olivia klang alarmiert. „Wieso willst du ihn sehen? Lass ihn einfach nicht rein! Warte im Palazzo, bis ich dich zum Essen abhole …“
„Tut mir leid.“ Er legte auf. Als er die Treppen hinuntereilte und auf den Hof lief, pochte sein Herz wild in der Brust. Er ballte die Hände zu Fäusten und war bereit zum Kampf.
„Lassen Sie ihn durch“, wies er den Wachmann an.
Théo St. Raphaël trat gelassen durch das Tor. In seinem Maßanzug wirkte er gepflegt und mächtig. Ganz im Gegensatz zu Alessandro, der eine verwaschene Jeans und ein altes T-Shirt trug. St. Raphaël sah aus, als hätte er alles unter Kontrolle. Das Gefühl hatte Alessandro seit einer Woche nicht mehr gehabt.
„Was zum Teufel wollen Sie?“, fragte er seinen Rivalen. „Sind Sie gekommen, um mir Ihren Triumph unter die Nase zu reiben?“
Théo St. Raphaël sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren. „Triumph?“
„Ich wette, Sie und …“ Er konnte noch immer nicht ihren Namen aussprechen. „… Ihre Cousine haben sich großartig amüsiert, nachdem sie Ihnen geholfen hat, mir das Mexiko-Geschäft unter der Nase wegzuschnappen. Wirklich geschickt von ihr, mir die Information im Bett zu entlocken.“
In einer einzigen Bewegung sprang St. Raphaël auf ihn zu und verpasste ihm einen harten Schlag vor das Kinn. „Das ist für Lilley“, sagte er und rieb sich das Handgelenk. „Verfluchter Mistkerl!“
Instinktiv holte Alessandro zum Gegenschlag aus, ließ dann aber die Hand sinken und rieb seinen Kiefer. „Wenigstens besitzen Sie den Anstand, mir ins Gesicht zu schlagen, St. Raphaël“, sagte er. „Anstatt mir in den Rücken zu fallen.“
„Lilley hat ein kleines Geheimnis vor Ihnen bewahrt. Ein einziges!“
„Klein?“, wiederholte Alessandro ungläubig. „Sie hat Ihnen meine Pläne für das Mexiko-Geschäft verraten. Sie hat mich überzeugt, sie zu heiraten, während sie in einen anderen verliebt war. Und am schlimmsten …“ Er brach ab. „Warum sind Sie gekommen? Was in aller Welt kann sie denn sonst noch wollen?“
Der Franzose starrte ihn wütend an. „In Ihrem Büro!“
Alessandro wollte widersprechen, dann sah er, wie der Wachmann sie neugierig beobachtete, genau wie die Paparazzi, die gegenüber vom Eingang in ihren Autos lauerten. „Also gut.“
Schweigend ging er seinem Besucher durch den Palazzo voraus.
„Ich bin hier, um Lilleys Sachen abzuholen“, teilte ihm St. Raphaël mit, sobald sie im Büro angekommen waren. „Ihr Werkzeug und den Quilt ihrer Mutter.“
„Und die Kleider, die ich ihr gekauft habe?“
„Will sie nicht.“
Alessandro ließ sich in seinen Bürostuhl fallen. Nachdem sie ihn verlassen hatte, hätte er ihre kostbaren Besitztümer fast aus dem Fenster geworfen. Aber er hatte es nicht über sich gebracht. „Sie finden alles in einem Karton neben dem Eingang. Bedienen Sie sich. Ich bin froh, wenn ich das Zeug los bin.“
St. Raphaël starrte ihn kalt an, dann öffnete er seine Aktentasche, zog eine Mappe heraus und reichte sie Alessandro.
„Was ist das?“
„Das Mexiko-Geschäft. Falls Sie noch interessiert sind.“
Alessandro öffnete die Akte und überflog die Unterlagen. Es handelte sich um einen Tauschvertrag: Joyería gegen das St. Raphaël Weingut. Er suchte nach einem Haken bei der Sache. Er konnte keinen finden.
„Ich werde mich auch von dem Tokio-Geschäft zurückziehen.“
Alessandro runzelte die Stirn. „Ich verstehe nicht.“
„Lilleys Idee.“
„Aber wieso? Sie ist doch diejenige, die mich
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