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Im Zauber dieser Nacht

Im Zauber dieser Nacht

Titel: Im Zauber dieser Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennie Lucas
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verhängnisvollen Abend konnte sich selbst ihr treues, romantisches Herz nicht länger vor der Wahrheit verschließen: Er war nicht ihr Ritter in schimmernder Rüstung, und er würde es niemals sein.
    Kalte Wut erfüllte ihn. Wut auf sich selbst.
    Sechzehn Jahre lang hatte er sein Herz verschlossen, dafür gesorgt, dass er niemals wieder verletzt werden konnte.
    Er hatte geglaubt, Lilley wäre eine ängstliche kleine Maus. Dabei hatte sie die ganze Zeit über Mut bewiesen, während er in seinem sicheren Versteck geblieben war.
    Aber das war jetzt vorbei!
    Alessandro griff so hastig nach dem Telefon, dass er es fast auf den Boden gerissen hätte.
    Er würde das Lachen und das Vertrauen zurück in ihre Augen bringen, und wenn er sich dabei zum größten Narren auf der ganzen Welt machen müsste.
    Er würde sie finden. Zurückgewinnen.
    Er würde sich ihre Liebe verdienen.
    Nach sechs Stunden konnte Lilley kaum noch sitzen. Sie versuchte, eine bequemere Position auf der harten Couch zu finden. Seit sechs Stunden ließ er sie jetzt warten. Sechs!
    Sie besuchte ihn zum ersten Mal seit drei Jahren, und er ließ sie hier sitzen, allein und unwillkommen in dem riesigen Haus, das er für seine Geliebte gebaut hatte.
    Offensichtlich war das seine Strafe, weil sie nicht seinem Befehl gefolgt und nach Hause gekommen war, um seinen Manager zu heiraten.
    Sie stand auf und ging zum Fenster. Der Salon bot einen großartigen Ausblick auf den zugefrorenen See, trotzdem wirkte der Raum wie ein Büro, nicht wie ein Zuhause. Es gab keine persönlichen Gegenstände, und an den Wänden hingen nur Werbeposter von Hainsbury. Auf einem umarmte sich ein glückliches junges Paar auf einer Parkbank. Darüber war ein Verlobungsring abgebildet mit den Worten: Manchmal ist nur Perfektion genug.
    Perfektion. Verlobungsringe. Liebe. Lilley hasste das alles. Aber am meisten hasste sie ihre Gabe, Männer zu lieben, die ihre Liebe nicht erwidern konnten oder wollten.
    Sie hatte ihrem Ehemann alles gegeben, und es war immer noch nicht genug gewesen. Alessandro hatte nicht einmal versucht, ihre Version zu hören, sondern Olivias Worte als Evangelium genommen – und ihr sogar geglaubt, dass Lilley mit einem anderen Mann ins Bett gegangen war.
    Nun, sie hatte auch mit einem anderen Mann geschlafen. Der Alessandro, den sie geliebt hatte, war nur ein Produkt ihrer Fantasie gewesen.
    Zum Glück gab es noch ihre Arbeit. Nach allem, was sie durchgemacht hatte, hatte sie wenigstens keine Angst mehr, zu versagen.
    Sie würde nicht einfach eine Boutique eröffnen, sondern ihre eigene Kollektion entwerfen.
    Lilley schloss die Augen und holte tief Luft. Ihr Traum war in Erfüllung gegangen. Ganz anders, als sie erwartet hatte. Sie hatte ihre Finanzierung bekommen. Jetzt brauchte sie niemanden mehr.
    Nachdem sie von dem Hochzeitsempfang geflohen war, hatte sie bei ihrem Cousin und seiner Frau Carrie Unterschlupf gefunden. Als Carrie ihre Halskette gesehen hatte, war sie so begeistert gewesen, dass sie Lilley das Startkapital für eine eigene Schmuckproduktion zur Verfügung stellte. Nicht aus Freundlichkeit oder Mitleid, hatte sie erklärt, sondern als Investition in die Zukunft.
    Vielleicht würde das Geschäft ein Erfolg werden, vielleicht würde sie, Lilley, scheitern – das hing jetzt nur von ihr selbst ab.
    Endlich war sie stark genug, um zu tun, woran sie glaubte. Selbst wenn sie große Angst davor hatte. Und sie war lieber allein, als mit einem Mann zu leben, der sie nicht liebte und ihr nicht vertraute.
    Sie würde für keinen Mann die Haushälterin spielen. Sie war keine hilflose Ehefrau. Und wie es aussah, wollte niemand sie zur Tochter.
    Als die Sonne schließlich hinter den Bäumen unterging und mit ihren letzten goldenen Strahlen den Schnee in ein funkelndes Meer von Diamanten verwandelte, gab Lilley schließlich auf und ging zur Tür.
    „Was willst du?“ Die Stimme ihres Vaters war leise und hart.
    Sie drehte sich um. Bei seinem Anblick blieb ihr vor Schreck der Mund offen stehen.
    In den vergangenen drei Jahren schien Walton Hainsbury um Jahrzehnte gealtert zu sein. Seine Augen musterten sie scharf durch die Brillengläser, aber sein Gesicht war bleich. Er nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarre.
    Lilley rümpfte die Nase. Sie hasste diesen Geruch. Er hatte eine Zigarre geraucht, als er Lilley und ihrer Mutter mitgeteilt hatte, dass er sie verlassen und ein Haus für seine junge Geliebte bauen würde.
    „Was willst du hier?“, fragte er heiser.

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