Im Zauber dieser Nacht
Du hast ja von Anfang an gedacht, ich wäre nicht gut genug für dich. Du wolltest mich nie lieben. Und jetzt hast du einen bequemen Ausweg gefunden.“
„Ich verabscheue dich“, sagte er kalt.
Sie schluchzte auf, und Vladimir Xendzov legte eine Hand auf seine Schulter. „Es reicht. Sie haben Ihre Haltung klargemacht.“
Alessandro drehte sich mit einem Ruck aus dem Griff. Er konnte sich nur mit Mühe zusammenreißen, nicht zuzuschlagen. „Halten Sie sich raus!“
Plötzlich hasste er Xendzov, Olivia und jeden anderen Aasgeier in diesem bunten, festlich geschmückten Ballsaal. Er hob sein Kinn, sah sich um und rief: „Schert euch alle zum Teufel!“
„Nein“, sagte Lilley hinter ihm. „Hör auf, Alessandro.“
Ihre Stimme war kalt und hart. Tränen schimmerten in ihren Augen, aber sie hielt sie sehr gerade. „Unsere Gäste verdienen so eine Behandlung nicht. Sie haben nichts falsch gemacht. Genauso wenig wie ich.“ Sie straffte die Schultern. „Entweder du sagst mir jetzt auf der Stelle, dass das Baby deins ist, oder ich verlasse dich. Und ich werde nie zurückkommen.“
Ein Ultimatum! Alessandro erstarrte. „Soll ich etwa deinem Wort vertrauen?“
„Ich will keine Ehe, für die du nicht einmal kämpfen willst.“ Sie sah zu Olivia. „Sie ist die Frau, die du immer schon wolltest. Sie ist genauso kalt und herzlos wie du.“ In einem Wirbel von Lila und Pink drehte sie sich um.
Alessandro griff nach ihrer Schulter. „Du kannst nicht einfach so gehen. Nicht ohne einen Vaterschaftstest.“
Sie sah ihn an, und ihm war, als würde er in ihren traurigen braunen Augen ertrinken. „Jetzt ist Schluss! Ich werde nicht länger um deine Liebe betteln“, flüsterte sie. „Es reicht.“
Alessandro konnte keine Schwäche zeigen. Konnte ihr nicht zeigen, dass sie ihn fast zerbrochen hatte. „Du bleibst in Rom“, befahl er barsch. „Bis ich dir erlaube, zu gehen.“
Ihre Augen glitzerten. „Nein.“ Sie holte tief Luft. „Ich habe mit einem anderen Mann geschlafen, genau, wie du gesagt hast. Und ich habe ihn geliebt.“ Sie brach mit einem Schluchzen ab.
Ihre Worte fuhren wie ein Messer in Alessandros Herz. Er stolperte zurück. „Und das Baby“, keuchte er. „Was ist mit dem Baby?“
Ihre Augen waren so dunkel wie Wolken kurz vor einem heftigen Gewitter. Tränen liefen wie Regentropfen über ihr Gesicht. Als Antwort zog sie wortlos ihren Diamantring vom Finger und reichte ihn Alessandro.
Wie betäubt nahm er ihn an. Lilley drehte sich um. Hoch erhobenen Hauptes schritt sie durch die schweigende Menge.
Diesmal versuchte er nicht, sie aufzuhalten. Mit eiserner Faust umfasste er den Zehn-Karat-Ring und schloss die Augen. Dann überrollte ihn der erste Ansturm der Trauer.
11. KAPITEL
Eine Woche später saß Alessandro in seinem Arbeitszimmer und starrte auf die Scheidungspapiere.
Seit sie von dem Hochzeitsempfang geflohen war, hatte er Lilley nicht wiedergesehen. Ohne Pass und Geld war sie in ihrem Ballkleid auf die Straße gelaufen. Er hatte keine Idee, wo sie war, und es interessierte ihn auch nicht. Sollten doch die Anwälte sie finden!
Wie betäubt sah er auf die Unterlagen. Ich brauche Lilley nicht, sagte er sich fest. Und das Baby auch nicht.
Für einen Moment dachte er an den Stoffelefanten in seinem Wagen. Er hatte ihn einen Tag vor dem Empfang gekauft. Er lag immer noch im Kofferraum, hübsch mit einer riesigen gelben Schleife verziert.
Alessandro biss die Zähne zusammen. Ich werde den Elefanten verbrennen, dachte er wütend. Dann würde er die zartgelben Wände im Kinderzimmer streichen, und zwar mit einer Farbe, die ihn nicht an Lilley und das Baby erinnerte. Kein Blau. Kein Pink. Kein Rot. Rot waren ihre Lippen. Was blieb noch übrig?
Schwarz. Nur Schwarz.
Er stützte seinen Kopf in die Hände. Ohne sie war er besser dran. Ohne ihr dauerndes Drängeln, dass er in den Pool springen oder tanzen oder einfach nur Spaß haben sollte. Ohne ihre sanfte Stimme, die von gemeinsamen Kindern sprach und von ewiger Liebe. Ohne ihr süßes Gesicht vor sich, wenn sie ihn atemlos anschaute, während er sie liebte.
Va bene. Er brauchte sie nicht. Er würde sein altes Leben wieder aufnehmen, wieder den ganzen Tag arbeiten, Geld verdienen, das er nicht brauchte, bedeutungslose Affären haben, die er schon am nächsten Morgen vergessen hatte. Niemandem mehr vertrauen. Für immer allein. Perfetto.
Er vergrub sein Gesicht in den Händen.
Sein Telefon klingelte.
„ Buon giorno , Darling“,
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