Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)
eine Macht, die sie nicht kontrollieren konnten, und deshalb hassten sie sie. Und gewöhnlich war Furcht die Ursache von Hass.
Jack war nicht sicher, wann er seine Antrittsrede halten würde, bestimmt nicht vor der nächsten Parlamentssitzung. Aber wenn die Zeit kam, würde er sich nicht mit einem harmlosen Thema zufriedengeben. Er würde zur Toleranz und Akzeptanz Magiern gegenüber aufrufen, mit der Begründung, dass auch sie Briten und nicht anders waren als jeder andere. »Wenn ihr uns stecht, bluten wir dann nicht? Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir dann nicht? Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir dann nicht?«
Er lächelte, als er an diese Worte aus Der Händler von Venedig dachte. Typisch Shakespeare, alles Wichtige zuerst zu sagen!
25. Kapitel
L
asalle, Celestes persönliche Kammerzofe, befestigte das letzte Band in Abbys Haar und zog den schmalen Streifen dunkelblauer Seide sorgfältig zurecht, bis er wie eine Locke über ihre rechte Schulter fiel. »Das war's, Mylady. Jetzt seid ihr die Vollkommenheit in Person.«
Abby betrachtete sich im Spiegel. Sie war nicht vollkommen. Sie würde nie so schön sein wie Celeste, deren Gesichtszüge so exquisit waren, dass sie einem den Atem raubten.
Für eine Frau von durchschnittlichem Aussehen sah sie jedoch schon ziemlich gut aus. Die schimmernde blaue Seide ihres Kleides betonte ihre Augen und brachte das Kornblumenblau ihres bestickten Unterkleids zur Geltung. Madame Renaults Korsett verlieh ihr eine Figur wie ein Stundenglas, mit schmaler Taille und Kurven an all den richtigen Stellen, und ihr glänzendes braunes Haar, das zu einer eleganten Lockenfrisur aufgesteckt war, war mit goldenen und rötlich braunen Glanzlichtern durchsetzt.
Die Kammerzofe konnte nichts dafür, dass Abby ein Gesicht machte wie eine Frau auf dem Weg zum Galgen. Sie zwang sich zu einem Lächeln und ermahnte sich, dass sie nur diesen Abend durchzustehen brauchte, ohne sich oder Jack oder seine Familie zu blamieren. Das würde sie ja wohl noch zuwege bringen. »Danke, Lasalle. Das war gute Arbeit. Und nun geh wieder zu deiner Herrin.«
Das Mädchen verneigte sich und ging. Da sie heute Abend zwei Damen anzukleiden hatte, war sie schon so früh gekommen, dass Abby jetzt viel zu viel Zeit für Selbstzweifel blieb. Sie würde nur noch nervöser werden. Um sich abzulenken, ging sie durch den kleinen Salon zu Jacks Zimmer und klopfte an die Tür. »Darf ich reinkommen?«
»Aber ja, Liebes«, rief er. »Ich möchte dich sehen in deiner ganzen Pracht.«
Jack trug seine scharlachrote Regimentsuniform und bot darin einen Anblick, der selbst das kälteste weibliche Herz erwärmt hätte. Abby verschlug es den Atem, als sie ihn so sah, und sie vergaß sogar vorübergehend ihre Nervosität. Kein Wunder, dass diese Person in Spanien ein Aphrodisiakum benutzt hatte, um Jacks Interesse zu gewinnen!
Abby hatte ihn schon immer attraktiv gefunden, aber jetzt kam sein gutes Aussehen wirklich voll zur Geltung. Er hatte sich selbst und seine Position im Leben akzeptiert, und das Ergebnis war eine bemerkenswerte, unübersehbare Autorität, die von ihm ausging. »Du siehst fantastisch aus! Ich hatte dich bisher noch nie in Uniform gesehen. Du musst ja Scharen von gebrochenen Herzen hinter dir zurückgelassen haben, wohin du auch marschiertest.«
»Wohl kaum. Vergiss nicht, dass alle Offiziere Uniformen trugen und viele besser aussahen und galanter bei den Damen waren.« Er zupfte seine Schärpe zurecht, bis sie tadellos saß. »Morris wird die Uniform vermissen. Er sagt, sie bringt meine Schultern zur Geltung, was meine mangelnde Eleganz ausgleicht. Er war immerhin so großzügig zu sagen, dass es zwar schwieriger ist, einen großen Mann modisch zu kleiden, ich aber wenigstens nicht fett bin.« Jack grinste. »Er ist ein strenger Lehrmeister. Es war leichter, als wir in Spanien waren, wo die Maßstäbe nicht so hoch waren.«
»Celestes Zofe hat ihr Bestes für mich getan, doch ich konnte hören, wie sie dachte, dass sie lieber ihre Herrin ankleidet, die ein perfektes Beispiel für die Fähigkeiten einer Kammerzofe ist.«
Jack legte fragend seinen Kopf zur Seite. »Du kannst Gedanken lesen?«
»Nein, aber ich konnte ihre Gefühle wahrnehmen. Sie gab sich alle Mühe, war jedoch froh, dass sie danach Madame ankleiden würde.« Abby lächelte ironisch. »Nach Lasalles Gesichtspunkt war ich eine lästige Pflicht, Celeste hingegen ist ein Vergnügen.«
»Unsinn. Du siehst wundervoll aus, meine Liebe«, sagte
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