Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)
zurück. Abby hielt Cleopatras Korb auf dem Schoß und streichelte mit einer Hand die Katze. Seit sie die Tore passiert hatten, war Cleo sehr unruhig, und das trug nicht gerade dazu bei, Abby zu beruhigen.
Das riesige alte Herrenhaus war eine interessante Mischung alter und neuer Stilrichtungen. Die Kutsche hielt unter einem Säulenvordach auf der rechten Seite, das sie vor dem jetzt schon starken Regen schützte. Jack half ihr aus dem Wagen. »Der älteste Teil von Langdale Hall geht bis ins dreizehnte Jahrhundert zurück, heißt es. Mehrere Langdons haben neue Teile anbauen lassen, wenn ihnen danach war, ohne je auch nur einen Gedanken an das bereits Vorhandene zu verschwenden.«
»Es ist ein ziemlicher Stil-Mischmasch«, gab sie zu. »Aber charmant.«
»Du bist eine gute Lügnerin«, sagte er lächelnd.
»Ich lüge nicht.« Sie zeigte auf das Durcheinander von Türmen, unterschiedlichen Fassaden und Fenstern. Zwischen all dem befanden sich ein hübsches Stück im Tudorstil und sogar ein palladianischer Flügel aus dem vergangenen Jahrhundert. »Zugegeben, das Haus sieht aus, als wäre es von einem blinden Kesselflicker erbaut worden, doch irgendwie passt alles zusammen. Der hübsche graue Stein gibt ihm den Anschein, als wäre es aus den Knochen der Yorkshirer Hügel herausgewachsen.«
Jacks Ausdruck wurde weicher. »Das habe ich auch immer gedacht.«
Als sie zu der Tür gingen, die von dem Säulenvorbau in das Haus führte, hielt Abby mit einer Hand Jacks Arm und in der anderen Cleos Körbchen. Jack klingelte, und wieder mussten sie warten.
Diesmal wurde die Tür von einem livrierten Diener mit gepuderter Perücke geöffnet. Er machte große Augen, als er Jack erblickte. »Ihr werdet nicht erwartet, Mylord.«
Jack zog die Brauen hoch. »Ist das Haus in einem so schlechten Zustand, dass eine Warnung nötig ist, bevor ich meine Frau nach Hause bringe?«
»Nein, Mylord.« Der Diener verbeugte sich nach einem raschen Blick auf Abby. »Es ist schön, Euch wiederzusehen, Mylord. Willkommen auf Langdale Hall, Mylady.«
»Du bist der junge Jenkins, nicht? Der älteste Sohn des Butlers?«
»Ja, Mylord.« Das Gesicht des jungen Mannes verdüsterte sich. »Mein Vater ist vor zwei Wintern verschieden.«
»Das tut mir leid. Ich hatte keine Ahnung«, sagte Jack bedauernd. »Er war ein feiner Mann.«
Als Abby neben Jack das Haus betrat, fragte sie sich, warum seine Mutter ihm nichts davon geschrieben hatte. Der Tod eines langjährigen Butlers der Familie verdiente doch gewiss eine Erwähnung in einem Brief.
Sie schüttelten gerade in der Eingangshalle den Regen von ihren Umhängen, als eine blonde Dame mit einem kleinen Hund auf dem Arm auf der anderen Seite der Halle vorbeihuschte. Als sie die Besucher erblickte, blieb sie stehen. »Jack, wie schön, dich zu sehen! Haben wir dich erwartet?«
Das war offensichtlich die Frau, die Jacks Vorliebe für zierliche Blondinen begründet hatte. Lady Helen Scranton musste um die fünfzig sein, aber sie war noch immer schlank, hatte glänzendes blondes Haar und perfekt geschnittene Gesichtszüge. Über einen belebten Raum hinweg könnte sie mit Celeste verwechselt werden. Ihr kleiner, dicker Schoßhund trug ein dunkelblaues Band um den Hals, das zu dem Besatz an Myladys elegantem Morgenrock passte.
»Mutter!« Trotz seiner widersprüchlichen Gefühle seiner Mutter gegenüber eilte Jack zu ihr und umarmte sie freudig, wobei er darauf achtete, dem Hund nicht wehzutun. »Ich wollte dich überraschen. Es ist lange her.«
»Viel zu lange. Und wessen Schuld ist das?« Ihre Augen waren blau, nicht haselnussbraun wie Jacks. Sie wandte sich nun Abby zu und drückte den Hund an ihre Brust. »Und wer ist das? Du hast doch wohl keine Gesellschafterin für mich eingestellt! Du weißt, dass ich keine brauche, solange ich meinen lieben Alfred habe.«
Jack winkte Abby zu sich heran und nahm ihre Hand. »Natürlich habe ich nichts dergleichen getan. Hast du schon vergessen, dass ich dir von meiner Heirat schrieb? Erlaube mir, dir Abby vorzustellen, meine Frau und neue Lady Frayne.«
Myladys Augenbrauen fuhren in die Höhe. »Tatsächlich? Ich dachte, du würdest eine Hübschere heiraten.«
Abby errötete über und über, als das bisschen Selbstvertrauen, das sie sich in London erworben hatte, sie schlagartig verließ. Plötzlich fühlte sie sich wieder wie eine große, hässliche Kuh - eine Kuh, die tagelang unterwegs gewesen war, ein altes Kleid trug und nass vom Regen war.
Jack
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