Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)
drückte ganz fest ihre Hand. »Was für eine respektlose Bemerkung der neuen Herrin von Langdale Hall gegenüber!«, sagte er scharf. »Ich verlange, dass du dich für diesen Ausrutscher entschuldigst, Mutter!«
Helen zuckte ungerührt die Schultern. »Ich war der Meinung, du hättest eine Vorliebe für elegante Blondinen, aber da ich dich schon so viele Jahre nicht mehr gesehen habe, kenne ich deine Präferenzen ja auch gar nicht mehr.«
War ihre Schwiegermutter noch ganz bei Sinnen? Abby fiel es schwer zu glauben, dass eine Frau nach Jahren der Trennung so gleichgültig beim Wiedersehen mit ihrem Sohn sein konnte. Um einen ruhigen, zuvorkommenden Ton bemüht, sagte Abby: »Da Jack keine so hübsche Blondine wie Euch und Celeste finden konnte, beschloss er, eine Dunkelhaarige zu heiraten. Ich freue mich, Euch kennenzulernen, Lady Scranton.«
»Lady Frayne bitte«, berichtigte Jacks Mutter sie. »Ich habe mich dazu entschlossen, meinen Titel zu behalten. Mit Erlaubnis meines lieben Alfred selbstverständlich. Er sagt, es gefällt ihm, mit einer Viscountess verheiratet zu sein.«
Es war nichts Ungewöhnliches, dass Frauen ihren höheren Adelstitel beibehielten, wenn sie einen Mann von niedrigerem Rang heirateten, aber zwei Lady Fraynes unter einem Dach zu haben, dachte Abby, könnte doch verwirrend sein. Sie hoffte, dass es nicht für lange sein würde.
Helens Hündchen zappelte, um sich aus ihren Armen zu befreien, und so setzte sie es auf den Boden. Das Tier lief sofort zu Abby und sprang sie an. »Homer mag Euch nicht«, sagte Helen gedehnt. »Er ist sehr anspruchsvoll.«
»Ich glaube, er riecht meine Katze.« Als der Hund sich auf die Hinterbeine stellte, kam ein leises Fauchen aus dem Korb. Abby wollte gerade den Riegel an dem Körbchen überprüfen, als der Deckel aufklappte und Cleopatra zum Vorschein kam. Ihre weißen Schnurrhaare hoben sich zitternd von ihrem seidigen schwarzen Fell ab.
Homer sprang kläffend auf und ab. Abby trat zurück, aber der Hund schaffte es, den Korb mit einer Pfote anzustoßen, sodass er in Bewegung kam. Mit einem wütenden Knurren sprang Cleo heraus. Jedes Haar an ihrem Körper war gesträubt, was sie zweimal so groß wie den Hund erscheinen ließ.
Homer stürzte sich auf die Katze. Fauchend wie ein Drache zog Cleo dem Hündchen ihre Krallen über die Nase. Homer jaulte auf und ergriff die Flucht, rannte wie ein von einem Rudel Wölfe gejagtes Unschuldslamm aus der Eingangshalle.
»Was für ein widerliches Vieh!«, rief Helen aus. »Ihr müsst es auf der Stelle aus dem Haus schaffen!«
Während Abby Cleo aufhob und sie beruhigte, sagte Jack: »Abby lebt jetzt hier und ihre Katze somit auch. Es ist Homer, der Erziehung gebrauchen könnte, um seine schlechten Manieren abzulegen.«
»Homer verursacht nie auch nur den kleinsten Ärger! Diese verlauste Katze ist das Problem.«
»Wie die meisten Katzen ist Cleo tadellos sauber«, sagte Jack mit unverhohlener Belustigung. »Ich wünschte, meine Soldaten hätten sich nur halb so oft gewaschen, wie Cleo sich putzt.«
Während er und seine Mutter miteinander sprachen, studierte Abby Helens Aura. Unter ihrem gepflegten Äußeren verbarg sich eine ungeheure Ichbezogenheit. Obwohl sie sich freute, Jack zu sehen, war ihre Reaktion eher so, als begrüßte sie einen entfernten Cousin, nicht ihren einzigen Sohn. An ihrer frischgebackenen Schwiegertochter zeigte sie nicht das geringste Interesse. Selbst ihre beleidigenden Worte waren eher gleichmütig dahingesagt gewesen. War das Helens wahre Natur, oder war ihr Verhalten nur ein weiteres Anzeichen für Langdales Abnormität?
Ein Schatten fiel über den Raum, zumindest hatte Abby diesen Eindruck. Helen wandte sich um und sagte schmeichelnd: »Liebling! Sieh nur, wer gekommen ist.«
Der große schlanke Mann mit dem silbrigen Haar musste Jacks verhasster Stiefvater sein. Obwohl Sir Alfred Scranton an gängigen Maßstäben gemessen gut aussehend und tadellos gekleidet war, strahlte er etwas Abnormales aus. Abby brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass er so gut wie keine Aura hatte. Die meisten Menschen waren von zart gefärbter Energie umgeben, doch nicht Sir Alfred. Statt Energie auszustrahlen, schien er sie seiner Umgebung zu entziehen. Er war wie der Inbegriff der Finsternis.
Während sie ihn prüfend musterte, spürte sie einen jähen Ruck an ihrem Energiefeld. Instinktiv verstärkte sie ihre Schutzschilde, um Scranton daran zu hindern, ihr etwas von ihrer Lebenskraft zu nehmen.
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