Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)
kennenzulernen, Lady Frayne. Ich hoffe, dass wir wieder zusammenarbeiten werden.«
»Ich auch - aber nicht zu bald!« Dankbar drückte sie der Hebamme die Hand, bevor die ältere Frau sich mit knackenden Gelenken erhob und ging.
Helen öffnete die Augen und blickte sich verwundert um. Ihr Blick blieb auf dem Vikar ruhen. »Jeremy! Wie schön, dich zu sehen. Es ist so lange her ...« Sie runzelte die Stirn. »Viel zu lange. Ich bin sehr krank gewesen, nicht? Bin ich ... muss ich sterben?«
»Ihr wart schwer verletzt, doch jetzt seid Ihr auf dem Weg der Besserung«, sagte Abby.
»Es ist wie ein langer Traum. Ich sehe immer wieder ... Sir Alfred Scranton?« Sie schüttelte frustriert den Kopf. »Ich ... ich war verheiratet mit ihm? Ist er auch verletzt?«
Abby wechselte einen Blick mit Jack. Dies war nicht der richtige Moment, seiner Mutter die ganze Geschichte zu erzählen. Deshalb sagte er nur sanft: »Ja. Ich fürchte, er ist tot, Mutter.«
Helen schloss die Augen, und Tränen rannen ihr über die Wangen. »Der arme Alfred. Er war ein hingebungsvoller Ehemann, aber sehr begrenzt in seinen Interessen. Vielleicht hätte ich ihn nicht heiraten sollen. Doch ich wollte nicht allein sein, wisst ihr.«
»Du brauchst nicht allein zu sein, Helen«, sagte Mr. Willard rau.
»Du lieber Jeremy.« Helen öffnete die Augen und schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln, bevor sie vom Schlaf übermannt wurde. Nun, da Helen frei von Scrantons Einfluss war, konnte Abby leicht erkennen, warum Männer sie vergötterten.
»Kann sie jetzt in ihr Schlafzimmer gebracht werden?«, fragte Jack.
Abby nickte. »Wir haben für sie getan, was wir konnten. Der Rest liegt in Gottes Hand.«
Jack bückte sich und hob seine Mutter so vorsichtig auf, als bestünde sie aus feinstem Porzellan. »Ich hoffe, sie kann die schlechten Erinnerungen wegschlafen.«
Abby ließ sich auf dem Boden nieder und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. »Sie muss sich erinnern, wenn sie lernen will aus dem, was sie ertragen hat.«
Nach kurzem Zögern nickte Jack. »Fast ihr ganzes Leben lang ist sie von allen beschützt worden, weil sie zu hübsch und zart zu sein schien, um Kummer ertragen zu können. Aber das ist es jetzt vorbei.«
Als er seine Mutter aus dem kleinen Salon trug, reichte Mr. Willard Abby die Hand, um ihr vom Boden aufzuhelfen. Ihr tat alles weh vom langen Sitzen, und auch die Prellungen von ihrem Sturz an der heiligen Quelle machten sich langsam bemerkbar. Der Vikar sagte: »Ich würde mich gern zu Helen setzen, wenn ich darf.«
»Ich glaube nicht, dass Jack etwas dagegen hätte. Seine Mutter ist Jahre im Rückstand mit ihren Gebeten, deshalb braucht sie einen Geistlichen an ihrer Seite.« Abby legte ihren Kopf ein wenig schief. »Warum habt Ihr sie nicht geheiratet, statt sie Scranton zu überlassen?«
Mr. Willard wandte den Blick ab. »Ich hatte überlegt, ihr einen Antrag zu machen, als ihr Trauerjahr vorüber war, doch ich war nur ein Dorfvikar, während sie eine Viscountess war. Ich dachte noch über die Angemessenheit eines Antrags nach, als sie Scranton heiratete. Ich war bitter enttäuscht, hielt es aber so für das Beste. Er war ein reicher Mann. Was hatte ich ihr schon zu bieten?«
»Liebe statt krankhafter Besessenheit«, antwortete Abby trocken. »Angesichts Scrantons Begabung für negative Magie war es jedoch vielleicht besser, dass Ihr Euch nicht zwischen ihn und das Objekt seiner Begierde gestellt habt. Doch nun habt ihr eine zweite Chance, Mr. Willard. Also nutzt sie gut.«
»Das werde ich«, erwiderte er mit einem schiefen Lächeln. »Ich mag zwar nur ein Vikar sein, aber ich lerne aus meinen Fehlern. Mehr als alles andere auf der Welt braucht Helen Liebe. Ihr erster Ehemann war nicht gut darin, ihr zu zeigen, wie sehr sie ihm am Herzen lag. Ihr zweiter stahl ihr ihre Seele unter dem Deckmantel der Liebe. Ich kann Besseres tun als das.«
Dann verneigte er sich vor Abby und verließ das Zimmer. Kaum war er gegangen, kamen zwei Dienstmädchen herein. Die ältere fragte: »Dürfen wir jetzt hier sauber machen, Mylady?«
Abby erschauderte, als sie unwillkürlich zu dem blutdurchtränkten Teppich unter der Decke hinüberschaute. »Ja, bitte.«
Sie fühlte sich seltsam leer, als sie hinausging. Sie hatte ihre Pflicht als Heilerin erfüllt. Jack war voll und ganz genesen und brauchte sie nicht mehr. Seine Schwester war glücklich und erwartete ein Kind von dem Mann, den sie liebte. Helen war aus einer abscheulichen
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