Im Zauberbann der Liebe: Roman (German Edition)
machte es leichter, so zu tun, als existierten Magier nicht. Daher musste sie Ashby und Ransom Anerkennung zollen für ihre Höflichkeit und die Kompromissbereitschaft, ihre Hilfe zu erbitten.
Sie blieb vor einem der bis zur Decke reichenden Bücherregale stehen und überflog die Titel. Ah, da waren sie. Sie zog zwei Bücher aus dem Fach. »In beiden Büchern werden heilende Zirkel ziemlich detailliert beleuchtet. Ich hoffe, das wird Euch heute Abend helfen. Und wenn Ihr mich nun entschuldigen wollt - ich muss die anderen herbeibitten.«
Nachdem Ashby die Bücher dankend angenommen hatte, setzte Abby sich an ihren Sekretär und begann, kurze Botschaften zu verfassen, in denen sie ihre Freunde um ihre Mitwirkung bei einem heilenden Zirkel bat.
Ashby fragte zwischendurch: »Habt Ihr genug Bedienstete, um die Botschaften zu überbringen? Wenn nicht, könnte ich einige meiner Leute rufen lassen, um die Sache zu beschleunigen.«
»Danke sehr, aber das ist nicht nötig.« Sie rollte die kleinen Blätter auf und steckte sie in dünne, aus Gänsekielen hergestellte Röhrchen. »Die Nachrichten werden schneller von Tauben überbracht, als Reiter sie befördern könnten.«
Ashby zog die Brauen hoch. »Ist das auch eine Form von Magie?«
»Keineswegs. Tauben haben den instinktiven Drang, nach Hause zurückzukehren. Euer Freund Ransom mag etwas über Brieftauben wissen, da sie auch von der Armee benutzt werden, glaube ich. Einige Magier in dieser Gegend halten Brieftauben in den Häusern anderer, damit wir einander schnell Botschaften schicken können, wenn es nötig ist.«
»Und wenn Magie benötigt wird, ist es wahrscheinlich oft sehr dringend, so wie jetzt.«
»Dies ist eine Art von Notfall, aber es gibt auch andere«, erwiderte sie trocken. »Selbst in dieser modernen Zeit existieren noch Dörfer in England, die Menschen wie mich auf den Scheiterhaufen bringen würden, wenn sie einen wie auch immer gearteten Vorwand dazu hätten.«
Ashby erstarrte. »Darüber habe ich nie wirklich nachgedacht, doch ich verstehe, dass das eine Bürde ist, die Ihr jeden Tag zu tragen habt.«
»Wir alle leben mit dem Wissen, dass wir jeden Moment sterben können. Vielleicht sind Magier sich dessen nur mehr bewusst«, bemerkte sie. Als sie zum Taubenschlag ging, war Ashby in eins der Bücher vertieft. Abby fragte sich, ob sein Interesse nur dem Wunsch entsprang, Lord Frayne zu helfen, oder ob es einen Teil von ihm gab, den es nach seiner eigenen unterdrückten Magie verlangte. Ihrer Erfahrung nach war es so, dass die, die eine solche Gabe besaßen, sie auch anzuwenden wünschten. Natürlich war sie keine Aristokratin, und vielleicht war ein Herzogtum schon Macht genug.
Nachdem sie die Botschaften dem Taubenhalter übergeben hatte, kehrte sie zum Haus zurück und gab Anweisung, alle freien Schlafzimmer herzurichten. Bis der heilende Zirkel seine Aufgabe beendet hatte, würden die anderen Magier zu müde sein, um heimzukehren.
Außerdem half häusliche Geschäftigkeit ihr, sie von ihren Sorgen abzulenken.
Am späten Nachmittag war der letzte von Abbys Magierfreunden eingetroffen. Es wurde Zeit, den heilenden Zirkel zu beginnen. Sie ging zum Frühstückszimmer, in dem die einheimischen Magier eine kleine Mahlzeit zu sich genommen und sich miteinander unterhalten hatten. Denn auch wenn die vor ihnen liegende Aufgabe ernst war, hieß das nicht, dass sie diese unerwartete Zusammenkunft nicht genießen konnten. »Jetzt sind alle hier«, sagte Abby. »Seid ihr bereit? Wenn ja, dann sollten wir beginnen.«
Stühle wurden hastig zurückgeschoben und Getränke hinuntergestürzt, als sich die acht Magier erhoben und ihr ins Esszimmer folgten, wo der Patient wartete. Beide Geschlechter waren in der Gruppe vertreten, von der fünfzehnjährigen Ella bis hin zu Mr. Hambly, der schon neunundsiebzig war. Obwohl der alte Herr nicht die Macht und Fähigkeiten ihres Vaters hatte, würde Mr. Hamblys jahrzehntelange Erfahrung während des bevorstehenden Rituals sehr wertvoll für Abby sein.
Zu der Gruppe gehörten auch ein Pfarrer, eine Hebamme und Will, der junge Sohn eines Landarbeiters. Als seine Gabe entdeckt worden war, hatte Abbys Vater angefangen, ihn in Magie zu unterrichten und sein Schulgeld für das örtliche Gymnasium bezahlt, damit Will mehr Möglichkeiten haben würde, als dem Sohn eines einfachen Arbeiters normalerweise offenstanden. Trotz der unterschiedlichen Herkunft der Magier waren sie eine durch ihre Gaben verbundene Gemeinschaft.
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