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Im Zeichen der Angst Roman

Titel: Im Zeichen der Angst Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Bechtheim
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»Zumal ich längst eine Haftentschädigung habe.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Groß.
    »Ich bin Bestsellerautorin, wie Sie wissen. Meine Bücher wurden in 20 Sprachen übersetzt. Ich habe mehr Geld, als Sie jemals verdienen werden.«
    Auf Mankiewisc Stirn pochte wieder mal die Ader, und ich machte mich auf einen seiner Anfälle gefasst, doch der Kommissar überraschte mich erneut. Ganz ruhig sagte er: »Ich möchte, dass wir das Kriegsbeil begraben. Ich habe Ihnen schon einmal versichert, dass ich Josephine zurückhaben möchte. Und zwar lebend. Deshalb sollten wir hier über ein paar Möglichkeiten reden, wie wir weiter vorgehen, und persönliche Sympathien oder Antipathien ignorieren.«
    Unwillkürlich kauerte ich mich auf dem Stuhl zusammen, als er den Namen meiner Tochter aussprach und andeutete, dass es auch ein »tot« geben könnte.
    »Wir haben heute die Polizei aus der Umgebung abgezogen. Wir sind hier die Letzten.«
    Ich wusste nicht, ob mich das erleichterte oder zusätzlich nervös machte, doch ich setzte die Füße auf den Stuhl vor mir und schlang die Arme um die Knie, als wollte ich mich selbst beschützen.
    »Wir überlegen, die Presse einzuschalten«, sagte Mankiewisc, und ich drückte mein Gesicht dicht an die Knie und atmete den Geruch meiner Jeans ein. Es hing ein kaum wahrnehmbarer
Lavendelduft in dem Stoff, der noch aus meinem Kleiderschrank in Hamburg herrührte. »Sie werden mein Leben wieder auseinandernehmen«, sagte ich.
    »Haben Sie Angst davor?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Ich kann das schon ertragen, auch wenn es unerträglich ist. Ich habe immerhin meine Karriere darauf aufgebaut, Ähnliches zu tun. Ich schrieb über Unfallopfer, Manager, die strauchelten, Menschen, die in Not waren. Manchmal war auch ein Artikel dabei, mit dem wir irgendjemanden feierten. Doch das Interessanteste für die Leser waren immer solche Artikel, die mit dem Versagen, dem Unglück, dem Leid der anderen arbeiteten. So war es immer, und so wird es immer sein. Eine glückliche Nachricht ist keine Nachricht, jedenfalls keine, mit der sie Auflage machen.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie zynisch sind«, sagte Mankiewisc und sah mich aufmerksam an.
    »Realistisch«, erwiderte ich. »Sie werden sehen, ich werde die Aufmacherseiten aller Tageszeitungen füllen. In großen Lettern werden Sie nachlesen: ›Kind einer verurteilten Mörderin entführt‹, oder so etwas Ähnliches. Man wird meine Geschichte bis ins kleinste Detail schwelgerisch und genüsslich ausbreiten. Alles. Ich werde Freiwild sein. Doch das alles ist mir egal.« Ich sah Mankiewisc in die wässrig blauen Augen. »Stellen Sie sich vor, meine Tochter kommt zurück. Ein sechsjähriges Mädchen, der dann irgendein Idiot in der Schule erklärt, dass ihre Mutter eine Mörderin sein soll. Was meinen Sie, wie sie sich fühlt? Was glauben Sie?«
    »Ihre Tochter weiß es nicht?«, fragte Mankiewisc.
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie ist sechs Jahre alt.«
    »Niemand aus Ihrer Umgebung hat es ihr gesagt?«
    »Nein. Ich hatte immer vor, ihr alles zu erzählen, wenn sie älter ist. Wenn sie mehr versteht. Aber jetzt ist sie noch so klein. Ich hab ja nicht einmal gewusst, dass man ihr erzählt hatte, dass sie eine Schwester hat, die bei einer Entführung gestorben ist.
Wissen Sie, wer es ihr gesagt hat?« Mankiewisc und Groß schüttelten den Kopf.
    »Ihre eigene Klassenlehrerin. Was für eine Inkompetenz! Können Sie sich das vorstellen? Doch wenn sie jetzt erfährt, dass ich eine Mörderin …« Meine Stimme versagte, und ich drückte den Kopf enger an meine Knie.
    »Sie sind unschuldig. Wir werden eine Presseerklärung herausgeben, dass Sie unschuldig sind.«
    »Nein«, sagte ich. »Solange Sie die wahren Täter nicht benennen und dingfest machen können, nutzt das nichts. Eines ist Ihnen doch klar: Wenn Thomas Hart Josey entführt hat, hat er es nicht allein getan. Am Hauptbahnhof gab eine Frau den Brief ab, und der Junge in Solthaven sagte, ein Mann gab ihm fünf Euro. Wir wissen nicht, wer das war.«
    »Sie wollen also keine Presse«, sagte Mankiewisc.
    »Nein«, sagte ich. »Lassen Sie sie draußen, bis wir Josey zurückhaben. Mal abgesehen von alldem, was sollte es bringen?«
    »Vielleicht hat jemand etwas bemerkt, gesehen, beobachtet? Es wäre eine vage Möglichkeit, auch wenn wir wahrscheinlich wieder Hunderte Hinweise erhielten, von denen fast alle in die Irre führen oder falsch sind, weil sich irgendjemand wichtig machen wollte, sich

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