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Im Zeichen der Angst Roman

Titel: Im Zeichen der Angst Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Bechtheim
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sagen wollen. Wir respektieren es.«
    »Hat Ihr Therapeut Sie im Umgang mit Psychowracks gecoacht?«, fragte ich, und Groß grinste über das eckige Gesicht. Ich fand Mankiewiscs Psychogerede durchschaubar und ertrug seine Gönnerhaftigkeit kaum noch. Glaubte er wirklich, mit dieser Masche lockte er mich aus der Reserve? Meinte er, er wäre schlauer als ich? Was glaubte er, was ich die ganze Zeit tat? Ich entschied, was sie wussten und was nicht. Natürlich war das so.
    Wenn mir etwas zu schaffen machte, dann war es allein die Tatsache, dass er inzwischen wusste, wie schwer es mir fiel, Hilfe anzunehmen.
    »Woher können Sie eigentlich mit einer Waffe umgehen?«, fragte Groß in einem beiläufigen Ton, und ich erklärte ihm, dass ich es während meiner Studienzeit noch in der DDR gelernt hatte.
    »Ein Besitz ist illegal«, sagte Mankiewisc ohne jede Vorwarnung. »Sie haben keinen Waffenschein.«
    »Wollen Sie sie mir abnehmen?«, fragte ich angriffslustig.
    »Sie haben ja keine«, sagte er. »Oder?«
    »Nein«, sagte ich und wusste nicht, ob ich dankbar oder wütend sein sollte. Denn natürlich gehörte das alles immer noch in ihre Strategie der verständnisvollen Kommissare.
    Groß rutschte auf dem Stuhl zur Seite, und ich sah ihn erstaunt an.

    »Wir vertrauen Ihnen, okay?« Groß und Mankiewisc warfen einander einen Blick zu.
    »Nachdem Sie Bruchsahl verlassen hatten, hat er keinen Anruf getätigt, um irgendjemanden unter Druck zu setzen und zu einem Schuldeingeständnis zu bewegen. Vielleicht war Thomas Hart Ihnen gefolgt. Vielleicht parkte er irgendwo hier im Wald und ging dann unten am Teich entlang zu Bruchsahl, bevor der telefonieren konnte. Da unten führt nämlich ein Pfad durch die Gärten, den man von der Straße aus nicht sehen kann«, sagte Groß.
    »Ja«, sagte Mankiewisc. »Nur beweisen können wir es nicht. In diesem Fall gibt es immer einen Haken. Wenn man glaubt, man weiß was, gibt es sofort etwas, das Zweifel aufwirft.«
    »Außerdem haben wir ja noch diesen merkwürdigen Gutsbesitzer Tassilo von Weiden. Der jedoch hat am Tag von Johannas Entführung gemeinsam mit seiner Mutter wie immer um ein Uhr zu Mittag gegessen und sich danach bis halb drei hingelegt. Sein Auto stand die ganze Zeit vor dem Gutshaus, wo es immer parkt, wenn er tagsüber zu Hause ist«, sagte Groß. »Das war sein Alibi bei der Entführung, bei Bruchsahls Tod, und das ist es auch bei der Entführung Ihrer Tochter Josey.«
    »Und wenn seine Mutter lügt?«
    Mankiewisc schüttelte den Kopf. »Die Hausdame serviert das Essen, und auch sie behauptet, er war da.«
    Ich legte die Arme auf den Tisch und den Kopf hinein. Die beiden schwiegen.
    »Das Einzige, was wir verbindlich wissen, ist, dass Madeleine, Christine, Thomas Hart, John Hart, Bruchsahl und Leonhard Katzenbach seit ihrer Kindheit befreundet waren, dass Thomas Hart mittwochs frei hat und dass Ihre Mutter das Geld in die Schweiz schaffte. Wir vermuten, dass Thomas Hart mindestens einen Komplizen bei Johannas Entführung hatte, der nach ihr sah und sie verpflegte, solange sie in Christine Metternichs Haus war.«

    »Es gibt keine andere Erklärung für das Geld auf dem Schweizer Konto, nicht wahr?«
    »Nein«, sagte Mankiewisc. »Alles andere ist Augenwischerei. Als Josey entführt wurde, lebten noch alle, außer Christine. Tassilo von Weiden steckt seit Jahren in finanziellen Schwierigkeiten. Diesen Lenny kann man vernachlässigen. Er arbeitete die Woche über in Lübeck und an den anderen Tagen in der neuen Dorfsiedlung jeweils bis 17 Uhr. Ihre Mutter hatte das Geld. Sie starb in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch. Sie sehen also, auch für den Tag des Mordes an Ihrer Mutter haben sie alle wasserdichte Alibis, bis auf Thomas Hart. Trotzdem könnte jeder Verdacht, den Sie gegenüber Ihrer Schwester äußern, eine Gefahr für Ihre Tochter bedeuten.«
    Ich war an einem Punkt, an dem ich ihm kaum noch folgen konnte. Mein Blick hing leer im Raum. Die beiden Männer schwiegen.
    »Was schlagen Sie vor?«
    »Abwarten«, sagte Mankiewisc. »Wir müssen warten, bis sich die Entführer melden und eine Übergabe mit Ihnen vereinbaren. Sie werden uns darüber informieren, und wir werden dabei sein. Diesmal wird es keine Panne geben.«
    »Darauf kann ich mich nicht verlassen«, sagte ich.
    Mankiewisc zog die Brauen zusammen. »Sind Sie sicher?«, fragte er kalt und stand auf.
    Er marschierte zur Küchentür, Groß sah auf mich herunter und schüttelte den Kopf. Schweigend folgte er

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