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Im Zeichen der Angst Roman

Titel: Im Zeichen der Angst Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Bechtheim
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nennen«, sagte ich, und als Mankiewisc fragend dreinschaute, fuhr ich fort: »Sie hatten doch noch vor kurzem dieselben Gedankengänge. Ich war hysterisch, und eine Hysterikerin hätte Bruchsahl getötet.«
    Er rollte mit den Augen und schüttelte den Kopf.
    »Weshalb hat Christine sich jetzt umgebracht?«, fragte ich, als er nichts erwiderte.
    »Das könnte die Ironie des Schicksals sein«, sagte Mankiewisc. »An dem Abend, als Sie und David Plotzer vor ihrer Tür standen, muss sie geglaubt haben, Sie wüssten, dass sie etwas
mit Johannas Entführung zu tun hatte. Vielleicht meinte sie, dass Sie ein Spiel mit ihr spielten.«
    »Das ist doch absurd«, sagte ich. »Wir wussten gar nichts.«
    »Das konnte sie aber nicht wissen. Ihre Mutter Claire hatte die zwei Millionen. Sie hing da irgendwie mit drin. Wir wissen nur nicht wie. Aber eines ist sicher: Christine Metternich war völlig aus dem Häuschen, als sie erkannte, wem sie gegenüberstand.«
    »Aber es war doch nach uns noch jemand bei ihr«, sagte ich. »Das hat doch dieser Lenny bestätigt.«
    »Ja«, sagte Groß. »Aber wir wissen nicht wer. Thomas Hart war es nicht. Der hatte Dienst. Könnte Madeleine gewesen sein.«
    »Dann habe ich sie also doch unter Druck gesetzt«, sagte ich müde.
    »Sieht so aus«, sagte Mankiewisc, »aber anders, als wir gedacht haben.«
    »Hat dieser Lenny denjenigen eigentlich auch beim Verlassen des Hauses gesehen?«, fragte ich.
    Groß schüttelte den Kopf. »Er hatte nur versprochen, auf Christine aufzupassen, solange Sie im Haus waren. Er ist dann ins Bett gegangen.«
    »Wer auch immer bei ihr war, war nur kurz dort. Wir vermuten, nicht länger als ein paar Minuten«, sagte Mankiewisc trocken. »Sie sprach gerade ziemlich aufgelöst mit Thomas am Telefon, als jemand klingelte. Allerdings braucht man nicht lange, um sich im Keller an einem eingedübelten Deckenhaken aufzuhängen.«
    »Aber sie war betrunken«, sagte ich. »Erfahrungsgemäß hätte es schiefgehen müssen.«
    »In dem Fall aber nicht«, sagte Groß. »Vielleicht sollten Sie es so stehen lassen. Nennen Sie es Schicksal. Aber die Frau, die die Entführer zumindest kannte und die dennoch nichts unternahm, ist bestraft worden.«

    Ich ertappte mich dabei, dass ich den inzwischen leeren Kaffeebecher immer noch in meinen Händen drehte. Ich schaute von Groß zu Mankiewisc. Beide beobachteten mich, und ich nahm die Hände von der Tasse.
    »Denken Sie, was ich denke?«, fragte ich.
    »Was denken Sie?«
    »Ich hatte mit Bruchsahl abgemacht, dass er die Entführer meiner Tochter überredet, sich zu stellen. Ich hatte ihm 24 Stunden gegeben. Wenn sie sich bis dahin nicht selbst anzeigten, wollte er sich melden und ihre Namen nennen.«
    »Hat Bruchsahl damals eigentlich von einem oder mehreren Entführern gesprochen?«, fragte Mankiewisc.
    Ich dachte nach.
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich kurz darauf. »Ich glaube, ich bin einfach von mehreren ausgegangen, und er hat es nicht berichtigt.« Ich sah zu Mankiewisc. »Seit wann interessiert Sie, was ich dazu sage? Seit wann glauben Sie meiner Version?«
    »Die Faktenlage ist eine neue.« Er kratzte sich die Stirn, während seine Augen mich musterten. »Ich bitte Sie hiermit offiziell um Entschuldigung«, sagte er schließlich, und Groß nickte: »Ich auch.«
    »Wofür?«, fragte ich. Ich wollte es genau wissen. Manchmal konnte ich meinen Beruf einfach nicht verleugnen. »Dafür, dass ich unschuldig im Gefängnis war? Oder dafür, dass Renner geschlampt hat?«
    »Er hat nicht geschlampt«, sagte Groß. »Er hat nur seinen Job gemacht mit den Fakten und Beweisen, die ihm zur Verfügung standen.«
    »Wofür entschuldigen Sie sich dann?«
    »Dafür, dass Sie unschuldig im Gefängnis saßen«, sagte Mankiewisc. »Und glauben Sie mir, ich werde alles in Bewegung setzen, dass Sie eine Haftentschädigung erhalten.«
    Ich lachte. Ich musste einfach lachen und konnte dieses eruptive Gelächter nicht bändigen.

    »Lassen Sie es sein«, sagte ich, als ich wieder zu Atem kam. »Wissen Sie, was das Perverse an der Situation ist?« Ich wartete keine Antwort ab. »Josey wäre niemals entführt worden, wenn die Polizei damals auf mich gehört und sich die Mühe gemacht hätte, nach den wahren Tätern zu suchen, und meine Mutter wäre wahrscheinlich noch am Leben. Diese sechs verlorenen Jahre sind in Anbetracht dessen einfach das Geringste an der ganzen Geschichte.« Ich dachte einen Moment nach, und dann konnte ich es mir doch nicht verkneifen.

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