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Im Zeichen der blauen Flamme

Titel: Im Zeichen der blauen Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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sich kaum von seinem Umhang aus grob gegerbtem Fell ab. Er trug ein mit Sehnen verschnürtes Lederhemd, grob gewobene Hosen und Beinschützer aus Stroh. Nach einer Weile löste er das Hanfseil, das um seine Taille geschlungen war, und warf den stoffumwickelten Haken in die Höhe. Der Haken blieb am Steinsims der Brustwehr hängen. Behände wie ein Affe kletterte der Mann an dem Seil hinauf und sprang lautlos in den Wehrgang. Er duckte sich zwischen die Zinnen, als zwei Wachen auf ihrem Rundgang vorüberkamen. Vor ihm war eine Tür, die ins Innere der Festung führte. Der Mann öffnete sie und verschwand dahinter. Er trat in einen mit Matten ausgelegten Gang und sah sich vorsichtig um. Weiter hinten im Gang saß eine Wache mit gekreuzten Beinen vor einer Tür. Der Mann wich zurück und drückte sich in eine Mauernische.
    Dann kratzte er mit den Fingernägeln an der Wand. Der Wachtposten hob den Kopf und lauschte. Sein Gesicht nahm einen wachsamen Ausdruck an. Er ergriff seinen Speer, erhob sich und schritt den Gang entlang, an der Mauernische vorbei. Er hatte den Mann nicht gesehen, der sich unbeweglich wie eine Eidechse gegen die Wand drückte. Als die Wache auf der gegenüberliegenden Seite über die Holztreppe spähte, schnellte der Mann lautlos vor und schob leise die Tür zurück. Das Zimmer, in dem er sich befand, war leer, aber plötzlich öffnete sich eine Schiebetür. Eine ältere Zofe erschien mit einem Gefäß in der Hand. Sie erstarrte: Ihr Mund öffnete sich zu einem Schrei. Doch blitzschnell sprang der Mann auf sie zu und setzte ihr einen Dolch an die Kehle. Seine heisere Stimme formte mühsam die Worte: »Die Herrin der Bären … Führe mich zu ihr! Schnell …!«
    Die Zofe bezwang ihre Furcht: Sie hatte in dem Fremden einen Ainu erkannt. Sie nickte und gab ihm ein Zeichen, ihr zu folgen. Seine Füße verursachten nicht das geringste Geräusch auf den Matten.
    Die Zofe kniete nieder, öffnete eine Schiebetür und bedeutete dem Mann, zu warten. Der Ainu blieb mit düsterem, regungslosem Gesicht vor der Schwelle stehen. Er hielt den Dolch noch immer griffbereit. Nässe tropfte aus seinen Kleidern.
    Kubichi saß mit untergeschlagenen Beinen auf einem Kissen und hielt eine lange, dünne Pfeife in der Hand. In den winzigen Pfeifenkopf ließ sich nicht mehr Tabak stopfen als für zwei oder drei Züge, dann musste sie nachgefüllt werden. Eine kleine Dienerin kauerte neben Kubichi und überwachte die Glut in einem bronzenen Kohlenbecken. Die Königin von Izumo trug, der Sitte bei Hofe entsprechend, drei Gewänder verschiedener Farben übereinander. Der rotbraune, goldgelbe und violette Seidenstoff glänzte bei jeder Bewegung im sanften Schimmer der Kohlenglut. Ein Kopfschmuck aus Schildpatt und Korallen schmückte ihre herabwallenden Locken und klirrte leise bei jeder Bewegung. Die Zofe trat ein, verbeugte sich und stammelte zitternd einige Worte.
    Kubichi nahm die Pfeife von den Lippen. »Drücke dich klarer aus«, sagte sie. »Was ist geschehen?«
    Â»Majestät …«, stotterte die Zofe, »ein Mann Eures Volkes … Er möchte Euch sprechen …«
    Kubichi erstarrte. »Wo ist er?«
    Die Zofe wies mit scheuer Bewegung zur Tür. Kubichi erhob ungeduldig die Hand. »Worauf wartest du? Lass ihn eintreten!«
    Die Zofe lief zur Tür zurück und gab dem Ainu durch eine tiefe Verneigung zu verstehen, er möge eintreten. Der Mann trat lautlos in das Zimmer und verbreitete einen Geruch von Fell und Holzkohle in dem Raum. Seine Augen glitten rasch über die breiten gewobenen Wappenvorhänge, die prachtvollen Bronzevasen und Gefäße. Er spürte unter seinen Füßen die Wärme des polierten Holzfußbodens und ein flüchtiger Ausdruck von Staunen erschien auf seinem Gesicht. Er verneigte sich nicht, sondern grüßte nach Art der Ainu, indem er die rechte Faust ehrerbietig an seine Stirn hob.
    Kubichi betrachtete ihn verwundert. »Wakarupa, wo kommst du her?«, fragte sie in der Sprache der Ainu.
    Â»Herrin«, erwiderte Wakarupa, »ich bringe dir eine folgenschwere Nachricht.«
    Mit einer Handbewegung schickte Kubichi die junge Dienerin aus dem Zimmer. Wakarupa ließ sich mit untergeschlagenen Beinen auf der Matte nieder.
    Kubichi setzte die Pfeife an die Lippen. »Sprich«, sagte sie.
    Wakarupa holte tief Atem. »Herrin, in

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