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Im Zeichen der blauen Flamme

Titel: Im Zeichen der blauen Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Großen Erlauchten Göttin gab, ihr an der äußersten Grenze meines Reiches ein Heiligtum zu errichten.«
    Deutlich und klar, als wäre jedes Wort ein Goldkorn, das ich ihm einzeln vorzählte, sprach ich: »Die Göttin wird jegliche Huldigung verschmähen, die mit Verrat behaftet ist.«
    In der Stille sah ich, wie Iris Finger sich langsam seinem Schwertgriff näherten, und fasste die Peitsche fester.
    Â»Würdet Ihr geruhen, mir darzulegen, was Ihr in diesem Zusammenhang unter Verrat versteht?«, brach Iri mit eisiger Stimme das Schweigen.
    Und ebenso kühl gab ich zur Antwort: »Ich verstehe darunter, Majestät, den Sohn eines unerschrockenen, gefallenen Königs als Gast aufzunehmen, um ihn für unehrenhafte Machenschaften zu missbrauchen. Es ist nicht allein Verrat an seiner Ehre, sondern zugleich Verrat an der Euren, an der Ehre unseres Königshauses und der Ehre unseres Volkes.«
    Er rührte sich nicht; es war, als richtete ich meine Worte an eine Figur aus Bronze. Doch niemand wagte zu atmen, jetzt wo das Unvorstellbare Wirklichkeit geworden war.
    Nachdenklich kamen die Worte über Iris Lippen. »Niemand kann mich beschuldigen, der Göttin meine Achtung verwehrt zu haben. Im Übrigen bin ich dafür, Majestät, dass wir das Gespräch fortsetzen, wenn wir allein sind. Vergessen wir nicht unser Verantwortungsbewusstsein und unsere Pflichten.«
    Mein Gesicht wurde heiß und spannte sich; ich fühlte die Kieferknochen hervortreten. Ich streckte die Hand aus. Meine Stimme erhob sich, von unerschrockener Kraft erfüllt, und drang bis in die hintersten Reihen.
    Â»Das Schwert des Herrschers von Izumo wurde aus dem Meeresgrund geborgen, weil die Göttin ihm wohlgesinnt ist. Es bringt Euch kein Glück, Majestät, Euch ihrem Willen entgegenzustellen. Meine Pflicht gegenüber der Gottheit verlangt, Eure schändliche Tat in eine gute zu verwandeln. Und so mache ich mich jetzt auf den Weg zum Kunne-Iomante. Ich werde, wenn nötig, meine Pfeile auf Euer Heer richten und den Herrscher von Izumo vor dem Hinterhalt warnen.«
    Iris Zähne blitzten jäh auf. »Verzeiht, Majestät, ich werde Euch daran zu hindern wissen, die Festung zu verlassen.«
    Meine Stimme hallte furchtlos zurück. »Verzeiht, Majestät, aber ich gehe trotzdem.«
    Iris Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen. »Es gereicht mir nicht zur Ehre, von meiner Gattin vor dem Heer und dem Volk geschmäht zu werden.«
    Da entgegnete ich stolz: »Ich bin Priesterin der Sonne. Meinen Auftrag empfing ich allein von der Gottheit. Der Fürst von Izumo ist mein Blut. Ihr seid es nicht.«
    Ich drückte meinem Reittier die Fersen in die Flanken. Iri hob die Hand. Die Wachen rasselten mit den Speeren.
    Â»Im Namen der Gottheit …!«, rief er.
    Ein Schrei, herzzerreißend und schneidend, brach aus mir heraus: »Im Namen der Gottheit, geht mir aus dem Weg!«
    Mit klirrendem Geräusch zogen die Offiziere ihre Schwerter und die Wachen stürzten mir mit kampfbereiten Waffen entgegen. Doch ich bohrte die Fersen in Shiro-Umas Flanken, hob die Peitsche und sprengte auf den König zu. Und ehe die wie gebannt dastehenden Krieger eingreifen konnten, knallte die Schnur durch die Luft, traf mit dumpfem Schlag Iris Gesicht. Der Herrscher taumelte zurück. Ich stürmte an ihm vorbei, stieß in die dunkle Öffnung des Torbogens vor. Yeasu schrie einen Befehl: Die Leibgarde jagte durch die Bresche. Noch warf das Gewölbe den Lärm der Hufe in vielfachem Echo zurück, als der leuchtende Sonnenschein mich bereits wieder umfing. Ich sprengte über die Holzbrücke, meine Zofe Maki dicht hinter mir, während Yeasu und seine Männer durch die Reihen der Wachen wie der Herbststurm durch welke Blätter fegten.
    Die schilfbestandene Ebene dehnte sich nach Süden. Sonnenschleier flimmerten über die Hügel, die in blauer Ferne stufenweise anstiegen. In hämmerndem Galopp folgten wir den Spuren des Stoßtrupps; sie waren im weichen Boden leicht zu erkennen. Ich gab Yeasu ein Zeichen, die Pferde zu höchster Eile anzutreiben. Mir war klar, dass Iri uns verfolgen lassen würde, und es galt, einen guten Vorsprung zu gewinnen.
    Unermüdlich donnerten die Pferde über die Ebene. Die Sonne sank; gegen Abend hatten wir die Schilfgrenze erreicht. Die Landschaft ging in Laub- und Nadelwälder über. Eine Zeit lang führten die Spuren

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