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Im Zeichen der blauen Flamme

Titel: Im Zeichen der blauen Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Blick, sein Körper streckte sich, sein Kopf fiel nach hinten. Er war tot.
    Noch während er ihn zu Boden gleiten ließ, richteten sich Susanoos Augen auf den Berghang, wo die Tungusen ihre sich aufbäumenden Pferde angehalten hatten und Schimpfworte in den Wind schrien. Die Ainu antworteten mit ihrem markerschütternden Kriegsgeschrei und stürmten vorwärts.
    Susanoo richtete sich auf und brüllte: »Zurück! Das ist nur ein Ködertrupp!«
    Seine Stimme ging unter im Tumult. Hier im Wald waren die Ainu in ihrem Element. Sie brachen hinter jedem Felsen, jedem Baum, jedem Busch hervor. Alle - Männer und Frauen - waren mit Pfeil und Bogen, Wurfspießen, Kurzschwertern und sichelförmigen Dolchen bewaffnet. Nur wenige trugen die Harnische, die sie im Kampf erbeutet hatten. Der unerwartete Angriff jagte den Feinden scheinbar Furcht ein, denn sie stoben auseinander und suchten mit Geschrei Deckung.
    Â»Wir werden sie alle in die Flucht schlagen!« Tisinas frohlockende Stimme traf Susanoo wie ein Messerstich.
    Er fuhr herum und schrie sie an: »Ihr unglücklichen Narren! Die Ainu werden alle ihr Leben lassen!«
    Er hatte seine Worte kaum ausgesprochen, als schon die Hügel zu beiden Seiten der Lichtung von Tungusen wimmelten. Der soeben verschwundene Ködertrupp tauchte an der anderen Bergseite wieder auf, zusammen mit etwa vierhundert weiteren Kriegern. Susanoo zog zischend die Luft ein. Die Falle war großartig angelegt - und sie schnappte planmäßig zu.
    Noch hatten die Ainu die Oberhand: Sie schlugen an allen Seiten Breschen in die Reitertruppen, warfen die Feinde nieder und kreisten sie ein. Atemlos erteilte Susanoo seine Befehle, ließ die Reiter im Halbkreis über die Bergflanken ausschwärmen, um die Ainu und sein eigenes Fußvolk zu decken. Noch blieb ihm ein Funken Hoffnung, dass der Durchstoß gelang. Doch der erbitterte Kampf zwang die Ainu, immer weiter in die Ebene vorzudringen. Und dann wickelte sich alles mit atemberaubender Geschwindigkeit ab: Oben auf der Felswand erschienen eine Anzahl Reiter - allen voran die bronzefunkelnde Gestalt auf einem prachtvoll geharnischten Fuchs. Das aufschwingende Geweih seines Helmes gab ihm das Aussehen eines Fabelwesens, halb Mensch, halb Hirsch. Die bunten Gefechtsbanner flatterten über seinem Haupt. Susanoo erkannte ihn sofort; sein Auftauchen in diesem Augenblick war ein Meisterstück tungusischer Kriegslist und versetzte Susanoos Hoffnung, die Schlacht doch noch zu gewinnen, den Todesstoß. Herausfordernd, gleichgültig, durchdrungen von Feierlichkeit, Pracht und Siegesbewusstsein, hob der König seinen eisernen Kriegsfächer in das Licht. Die Ainu hörten das Donnern von Tausenden von Pferdehufen. Sie wichen zurück und suchten Deckung in der Schlucht, wobei ihnen der uralte, barbarische Ruf der Steppenreiter in den Ohren gellte.
    Mit ohnmächtiger Wut beobachtete Susanoo den ihm allzu bekannten Angriffsgalopp: ein Wirbel von Hufen, schäumende Nüstern, Geisterpferde, die schon vorbei sind, bevor das Auge sie richtig wahrgenommen hat, brausend wie ein Orkan und mörderisch wie ein Erdbeben. Verzweifelt versuchten die Ainu, die Sturzflut aufzuhalten. Sie ließen ihre mit Steinen beschwerten Hanfseile kreisen, in denen sich die Hufe der Streitrösser verfingen. Doch während die Pferde, wiehernd und um sich schlagend, zu Boden stürzten, rasten die anderen an ihnen vorbei oder über sie hinweg, zum erbarmungslosen Angriff.
    Schon erreichten die ersten Reihen das Gehölz, wo sich Susanoo mit seinen Offizieren verschanzt hatte. Die Tungusen hingen mit einem Fuß im Steigbügel, wirbelten ihre Schwerter in tödlichen Kreisen. Der Boden zitterte unter ihnen. Ungeachtet der schwirrenden Speere, der Schwerthiebe und Dolchstöße, brausten sie über Steine und Gestrüpp und durchdrangen die Linien der Verteidiger. Susanoo holte einen Tungusen mit einem Schwerthieb vom Pferd herunter, streckte ihn noch im Fallen mit einem zweiten Schlag nieder. Ein anderer Reiter brauste auf ihn zu. Die Leibgarde sprang vor. Mit voller Wucht warf sich das Streitross den Speeren entgegen; tief drangen die Spitzen durch den Harnisch in den schweißverklebten Körper. Blutiger Schaum rann dem Pferd aus dem Maul. Wiehernd brach es zusammen und begrub seinen Reiter unter sich. Aus den Augenwinkeln sah Susanoo, wie ein Angreifer in vollem Galopp auf Tisina zuraste. Die Frau hob ihren

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