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Im Zeichen der blauen Flamme

Titel: Im Zeichen der blauen Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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meines Sieges in den Kampf tragen!«
    Mit einem erstickten Aufschrei schloss Sona die Arme um das Baby. Iri riss klirrend sein Schwert aus der Scheide. Ich schnellte hoch, warf mich vor beide - die Frau und das Kind - und schützte sie mit meinem Körper. »Rühr es nicht an! Es steht unter dem Schutz der Göttin!«
    Iris Gesicht wurde aschfahl, seine Lippen schlaff, die Augen blickten starr. Er zischte: »Geh mir aus dem Weg!«
    Doch ich rührte mich nicht, sah ihm furchtlos ins Gesicht, und mein Herz war so ruhig wie die Mondstrahlen. »Wie kannst du es wagen, dem Kind ein Leid anzutun? Es trägt die heiligen Tama-Steine!«
    Iri war in Schweiß gebadet. Er schwankte leicht, wie in Trance. Seine Hand, die sich um den Schwertgriff ballte, zitterte immer stärker. Plötzlich stieß er einen Schrei aus, den schrillen Schrei höchster Wut, und rammte mit aller Kraft das Schwert in den Boden. Das Holz zerbarst. Wie ein Wahnsinniger riss und zerrte Iri an der Waffe, doch das Schwert wollte sich nicht lockern. Endlich bekam er die Klinge wieder frei. Ich sah, dass die Spitze abgebrochen war.
    Â»Hinaus mit euch!«, brüllte er. Die Zofen stoben aus dem Zimmer wie aufgescheuchte Vögel. Iri schleuderte ihnen den Schwertstumpf nach. Unauffällig gab ich Sona einen Wink. Sie erhob sich schnell und lautlos und trug das Kind hinaus. Iri schien es nicht zu bemerken. Er starrte nur mich an, als sähe er mich zum ersten Mal. Die Strieme auf seiner Wange war dunkelrot angelaufen. Sein Atem pfiff.
    Die Tür glitt zu. Wir waren allein.
    Iris Lippen kräuselten sich. »Du bist Priesterin«, sprach er leise und zischend. »Ich kann dich nicht züchtigen, denn dann würde ich in den Augen meiner eigenen Krieger einen Frevel begehen. Doch es gibt ein Maß für alle Dinge und du hast dieses Maß überschritten. Du hast mich in meiner Würde und in meiner Herrschergewalt gedemütigt.«
    Ich hörte die Worte, aber sie berührten mich nicht. »Ich gehorche einer höheren Macht. Dir aber haftet Blut an den Händen, von dem ich dich nicht reinigen kann.«
    Er lachte höhnisch. »Meine Rache wird erst dann gestillt sein, wenn ich das Herz meines Feindes der Göttin dargebracht habe.«
    Ich antwortete mit eisiger Ruhe: »Einst segelte ich über das Meer und machte dich zu meinem Gemahl, weil meine Ahnen und meine Mutter es so bestimmt hatten. Das Reich fiel in deine Hände wie eine reife Frucht zur Erntezeit. Du aber willst größer sein als dein Schicksal. Doch hüte dich davor, die Göttin herauszufordern!«
    Er trat noch näher an mich heran. Sein heißer Atem streifte mein Gesicht. »Toyo-Hirume-no-Mikoto, du kannst im Wurf der Kiesel lesen, im Flug der Vögel und in den Ringen der Schlange. Du kannst den Regen herbeirufen und durch Kräuterduft und Salben Visionen heraufbeschwören. Doch ich bin Sujin und mein Wille ist Gesetz. Und ich will den Tod des Herrschers von Izumo! Das größte Heer aller Zeiten zieht Ikoma entgegen und morgen bei Sonnenaufgang werde ich selbst die Entscheidungsschlacht anführen!« Ein irres Lachen kam über seine Lippen. »Du hast mich daran gehindert, sein Kind zu töten. Nun gut! So wird es vor seinen Augen geschehen … und vor den Augen des versammelten Heeres! Und dann wird sich zeigen, wer von uns beiden - ob du oder ich - dieses Land beherrscht!«
    Meine Knie wurden weich; ich spürte sie zittern. Mein Herz pochte derart, dass es schmerzte. Ich erstickte fast, rang nach Luft, und dann schrie ich: »Ich bin seine Tochter!«
    Durch die Tränen, die meinen Blick verschleierten, sah ich, wie das Hirschgeweih seine Augen verdunkelte, wie sein Gesicht jedes menschliche Aussehen verlor, zu einer animalischen Maske wurde.
    Ich schluchzte: »Er ist mein Vater!«
    Seine Zähne blitzten. Er stieß einen Laut aus - es klang wie ein Aufstöhnen - und schlug mir mit aller Kraft ins Gesicht. Ich fiel auf die Knie, spürte Blutgeschmack im Mund, während er sich abwandte.
    Die Tür glitt zurück. Dahinter stand die Leibgarde mit gezücktem Schwert. Alle verneigten sich steif und hielten die Rücken gebeugt, als Iri hochmütig hinaustrat. Einige Atemzüge lang rührte ich mich nicht, hörte, wie die Schritte sich entfernten. Das Zimmer glühte, funkelte um mich herum. Ein Zittern des Schmerzes durchlief mich. Unendliche Verlassenheit drückte

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