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Im Zeichen der gruenen Sonne

Im Zeichen der gruenen Sonne

Titel: Im Zeichen der gruenen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rothe
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gabelte sich in zwei Arme, aber es war keine Frage, welchen sie nehmen würden. Deutlich prangte das Sonnenzeichen an der Wand des rechten Ausläufers.
    »Da hat uns jemand Wegweiser gemalt!«, stellte Alex erleichtert fest und betrat den rechten Gang.
    Der Weg vom Haupttor der Burg durch die Schranke zum Ufer war nur kurz. Kerzengerade lief er steil bergab und mündete schließlich an dem Steg der Kah. Die Burg erhob sich drohend auf dem Hügel. Wenn man vom Ufer einen Blick zurückwarf, schien es, als sei die dunkle Festung eine Aufforderung für jeden, sofort das Weite zu suchen. Der kleine Hafen am Ende der Straße bestand nur aus ein paar Lehmhütten und Lagerhallen. Große Treibstofflager waren so an der Ufermauer postiert, dass die Tanks der Schiffe im Wasser leicht aufgefüllt werden konnten. Die Öffnungen, die halb über, halb unter Wasser in die Kaimauer eingelassen waren, erinnerten ein bisschen an große Garagentore.
    »Vorsichtig auf dem Steg, großer Kero-Sin! Es ist ein bisschen glitschig!«, warnte Möhre, als sie an Bord gingen.
    Kero-Sin sah sich unbeeindruckt um. Das also war das Schiff, in dem diese tolle Maschine sein sollte? Aber als Möhre unter Deck verschwand, winkte er dem Hofschmeichler trotzdem und folgte ihr. Der Hofschmeichler seinerseits machte zwei Soldaten ein Zeichen, die das Maschinenteil auf einem kleinen Kissen herbeitrugen. Sie stiegen die Stufen hinunter unter Deck.
    Möhre erwartete sie schon. Die Hände in die Hüften gestützt stand sie neben der zerbrochenen Kugel, die die Männer mit offenen Augen und Mündern bestaunten. Kero-Sin wurde sichtbar nervös, kleine Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn, und er schnaufte wie eine Lokomotive.
    »Ja, und jetzt, wie wünsch ich mir jetzt was?«, wollte er aufgeregt wissen.
    »Ich muss nur euer Maschinenteil hier in die Öffnung schieben, und dann könnt Ihr Euch was wünschen – was immer Ihr wollt!«
    »Soldaten!«, befahl Kero-Sin. »Gebt das Maschinenteil sofort dem Mädchen!«
    »Aber, o Herr voreiliger Entschlüsse!«, unterbrach ihn der Hofschmeichler. »Sollten wir uns das nicht noch mal überlegen?«
    »Ruhe! Das ist ein Befehl!«
    Die Soldaten überreichten Möhre das fehlende Maschinenteil. Möhre untersuchte es und fand die Vertiefung.
    »Schnell«, zischte Kero-Sin ungeduldig, »schieb das Teil rein!« Er konnte sich vor lauter Gier kaum noch zurückhalten. Endlich würde er wirklich mächtig sein!
    Möhre trat auf die Kugel zu und lächelte Kero-Sin an. »Sofort, Kero-Sin, aber zuerst wollen wir uns noch ein bisschen amüsieren!«
    Mit einer schnellen Bewegung presste sie ihre Hand in die Vertiefung und schloss die Augen.
    Der Hofschmeichler wollte sich auf sie stürzen und ihre Hand wegreißen, doch es war zu spät: Ein Donnerschlag zerriss die angespannte Stille. Die Kugel strahlte grün auf, und das Licht blendete alle an Bord. Für einen Moment dachte Möhre, sie hätte eine Explosion ausgelöst, denn sie fühlte, wie sich rasch eine Hitzewelle ausbreitete. Winzige flammende Kugelblitze schossen wie Leuchtraketen kreuz und quer durch das Bootsinnere, umkreisten Kero-Sin, den Schmeichler und die Soldaten. Alle versuchten verzweifelt, sich mit den Armen zu schützen. Schließlich sausten die Lichtblitze durch die Bullaugen ins Freie. In der nächsten Sekunde krachte ein zweiter Donnerschlag, diesmal von draußen. Der Boden wackelte und neigte sich zur Seite. Das Schiff und alle, die an Bord waren, wurden hin- und hergeworfen.
    »Was hast du getan?«, schrie Kero-Sin entsetzt und versuchte irgendwo Halt zu finden.
    »Ich habe mir den schlimmsten Orkan gewünscht, den man sich vorstellen kann!«, brüllte Möhre gegen das Donnern und Krachen eines Gewitters an, das sich im Handumdrehen aus dem Nichts direkt über dem Hafen entwickelt hatte.
    Die Türen des kleinen Wandschranks flogen auf, und Teller, Becher und Besteck regneten auf Kero-Sin nieder. Die Hängelampe schwang hin und her und knallte mit unüberhörbarem Doiiing! gegen den Schädel des durch die Gegend rutschenden Hofschmeichlers. Kero-Sin versuchte, auf die Füße zu kommen, aber vergeblich. Ein durchdringender Schrei war sein einziger Kommentar, als das Vorratsregal über ihm zusammenstürzte.
    »Soldaten! Packt das Biest!«, schrie der Hofschmeichler, aber die Soldaten waren nicht einmal in der Lage, sich auf den Beinen zu halten, geschweige denn, jemanden zu packen. Weder sie noch der Hofschmeichler, noch Kero-Sin waren jemals bei hartem

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