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Im Zeichen der gruenen Sonne

Im Zeichen der gruenen Sonne

Titel: Im Zeichen der gruenen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rothe
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»Pflatsch« landete eine letzte Kelle voll Mörtel in dem kleinen Loch, ein Ziegel wurde eingeschoben, und Dunkelheit umfing die drei. Alex stellte sofort sein Schluchzen ein und holte seine kleine Taschenlampe hervor. »Ihr könnt aufhören zu heulen, es hat nichts genützt!«
    Aber Tom und Pit heulten weiter.
    »He, das Loch ist dicht – die hören uns nicht mehr! Das reicht jetzt!«
    »Blödmann!«, schniefte Pit. »Wir heulen doch wirklich!«
    Tom wischte sich die Tränen aus den Augen. »Das war’s dann! Wenn das meine Oma wüsste … ihr Enkel in einem ägyptischen Pharaonengrab eingemauert. Kero-Sin hätte nichts zu lachen!«
    Alex überprüfte die Mauer. Sie war dicht. »Je nachdem, wie groß das Grab ist, werden wir zuerst ersticken oder verdursten! Trübe Aussichten! Na ja, Möhre holt uns schon hier raus!«
    Pit ließ sich langsam an der Wand zu Boden rutschen. »Alex, du gehst mir allmählich auf den Keks!«

Der Anfang vom Ende
    Als die Sonne langsam über der Wüste aufging, hatten Möhre und ihre Kamel-Kavallerie Tell el-Amarna schon fast erreicht. Das letzte Stück des Weges ritten sie am Flussufer entlang, eine sichere Methode, sich zu orientieren. Immer wieder nickte Möhre zwischendurch ein und einmal träumte sie sogar kurz. Einen seltsamen Traum. Sie träumte von ihrem Bruder Alex. Alex rief nach ihr, er suchte sie!
    »Möhre! Möhre!«
    »Alex! Ich bin hier! Ich bin bei dir! Sei ganz ruhig, ich komme! Hab keine Angst, wir haben es bald geschafft! Alex? Alex!«
    »Möhre? Möhre, wo bist du? Sie sagen, du bist tot, Möhre!«
    »Ich bin nicht tot, Alex, wir werden bald alle wieder zusammen sein! Halt noch ein bisschen aus, ich bin schon ganz nah! Sei ganz ruhig!«
    »Möhre! Sei vorsichtig!«
    »Du auch! Ende der Durchsage!«
    … und dann ruckelte das Kamel, auf dem sie über den Sand dahinflog, so heftig, dass sie aus dem Schlaf hochfuhr. Als sie kurz vor Tell el-Amarna die Kah am Ufer des Nils liegen sah, hielt sie die ganze Kolonne an. Pit und Alex waren hier! Aber so richtig überrascht war sie davon nicht, irgendwie hatte sie’s gewusst! Oder wenigstens geahnt …! Sie ließ den Trupp warten und ritt zusammen mit Karim hinunter zum Schiff.
    »Ahoi, ihr Lieben!«, rief sie an Bord, aber nichts rührte sich. Offenbar waren sie nicht da. Natürlich! Sie waren auch auf der Suche nach Kero-Sin! Wahrscheinlich hatten sie keine Ahnung, was für ein Kerl das war! Sie stieg vom Kamel, was nicht so einfach war.
    »Warte hier!«, rief sie Karim zu und lief über den schmalen Steg an Bord. Ein bisschen war’s, als käme sie nach Hause.
    He, du alter Kahn, begrüßte Möhre in Gedanken das Schiff, alles okay? Lange nicht gesehen! Wo hast du Pit und Alex gelassen?
    Sie schob die Kajütenklappe zurück und stieg die Stufen hinunter unter Deck.
    Karim wartete geduldig auf seinem Kamel. Kero-Sins Spione konnten überall sein. Hoffentlich würde sich das Mädchen beeilen. Plötzlich sah er ein seltsames grünes Licht aus der Kajüte strahlen. Dann hörte er, wie Möhre mit jemandem sprach, und das grüne Licht verschwand. Ein bisschen unheimlich war ihm das schon. In der nächsten Sekunde kam Möhre an Deck gestürzt. »Ich weiß, was wir tun müssen, Karim! Hol die anderen!«
    »Nein, nein, nein!«, brüllte Kero-Sin. »Ich kann keine Kinder mehr sehen!« Vor lauter Wut schnippelte er versehentlich eine Rosenblüte ab.
    »Aber Flamme des Wissens und großartiger Aufspürer eines lohnenden Geschäfts, die Wachen vom Tor sagen, dieses Mädchen hätte Euch ein wirklich sehr gutes Geschäft vorzuschlagen!«, beteuerte der Hofschmeichler.
    »Ich will heute niemanden sehen – ich hab Migräne! Ich will mich nur mit Rosen umgeben. Ich bin zu sensibel für so viel Aufregung!«
    »Aber das Mädchen behauptet, Euch unumschränkte Macht verleihen zu können!«
    Kero-Sin stieß einen Stoßseufzer aus. »Also gut, ich gebe ihr fünf Minuten – aber wehe, es war umsonst – dann bereut ihr es beide, du und das Mädchen. Und du weißt, wenn ich böse werde, oh Mann, dann werde ich sehr böse!«
    »Schon gut, schon gut, Euer Hochwürden! Ich sag eben der Wache Bescheid!« Eilig rannte der Schmeichler davon.
    »Alle trampeln immer nur auf meinen Gefühlen herum!«, seufzte Kero-Sin vor sich hin.
    Sekunden später tauchte das rothaarige Mädchen vor ihm auf. Der Hofschmeichler hatte es hergeführt und es verneigte sich tief. Das Mädchen trug einen blauen koptischen Turban und eine grasgrüne

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