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Im Zeichen der gruenen Sonne

Im Zeichen der gruenen Sonne

Titel: Im Zeichen der gruenen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rothe
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Hoffnung, dass jemand »Da geht’s lang!« oder wenigstens »Aha!« sagen würde. Aber die anderen nickten nur stumm. Alex wurde langsam schwindlig. Nein, er durfte nicht atmen! Wenn er nicht durchhielt, mussten sie hier unten verschimmeln. Er wäre schuld am Tod der anderen. Verdammt, warum hatte er sich nicht was Leichteres einfallen lassen?
    »Licht! Ich sehe Licht!«, rief Pit den anderen zu. Wie ein Hochdruckstrahler ließ Alex die Luft explosionsartig entweichen. Die anderen sahen ihn überrascht an. Was war mit dem los? Aber egal – am Ende dieses Ganges schimmerte Tageslicht. Die Sonnenzeichen hatten sie sicher durch ein Labyrinth endloser Gänge geführt. Geräusche wurden laut – das Plätschern von Regen, das Sausen von Sturm, das Grollen von Blitz und Donner und das Würgen kotzender arabischer Fürsten. Sie gingen weiter. Kletterpflanzen überwucherten den Eingang und versperrten die Sicht nach draußen.
    »Also, wenn ich nicht genau wüsste, dass wir in der Wüste sind, würde ich sagen, dass da draußen das klassische deutsche Novemberwetter tobt!«, stellte Pit fest.
    »Sollen wir warten, bis sich der Regen gelegt hat?«, fragte Tom vorsichtig.
    Alex klappte ein Taschenmesser auf und schnitt die Pflanzen ab. »So’n Quatsch! Noch vor ’ner halben Stunde hätte ich alles dafür getan, im Platzregen zu stehen – da werde ich doch jetzt nicht wasserscheu werden!«
    Sie schoben die Pflanzen zur Seite und traten hinaus ins Freie. Innerhalb von Sekunden waren sie durchnässt. Der Regen fiel so dicht, dass sie kaum etwas sehen konnten. Sie waren am Fluss, so viel war sicher, aber wo? Das Wasser sickerte durch ihre Schuhe, und bald waren ihre Füße klitschnass. »Los«, brüllte Alex gegen den trommelnden Regen an, »wir laufen den Fluss entlang. Aber bleibt zusammen!«

Die Mitte vom Ende
    Möhre hatte gesiegt, na, jedenfalls teilweise … Sie hatte diesem Fiesling das Maschinenteil abgenommen. Wenn ihre Reiter jetzt noch die Soldaten überwältigten, würde sie hoch zur Burg laufen, Tom, Alex und Pit befreien, und dann nichts wie weg.
    Aber als Möhre an Deck der Kah geschwankt kam, bot sich ihr ein trauriges Bild: Die Kamele liefen aufgescheucht hin und her, und alle Männer prügelten sich wie Schulkinder im Matsch. Der Regen unterspülte die Fundamente der Lagerhallen, und orkanartige Windböen ließen sie schließlich einstürzen. Einer der Treibstofftanks war aus seiner Verankerung gerissen worden und aufgeplatzt, Benzin lief aus. Möhre hatte sich zwar einen Orkan gewünscht, aber das hier hatte sie nicht beabsichtigt. Sie stand an Deck, krallte sich an der Reling fest und konnte kaum glauben, was sie sah – das hatte sie alles ganz alleine angerichtet, mit einem einzigen Gedanken. Ein bloßer Wunsch konnte ein derartiges Inferno anrichten! Diese Maschine war gar nicht so ohne … Das Ding durfte nie in falsche Hände geraten!
    Im Wasser ruderte Kero-Sin und beschimpfte sie mit den schlimmsten arabischen Worten, die er kannte. Sein Hofschmeichler schlug mit den Armen um sich und machte den Mund auf und zu wie ein Karpfen.
    Fluchend kletterte Kero-Sin an einer kleinen Eisenleiter die Kaimauer hoch und schüttelte beide Fäuste. »Ich kriege dich, du rothaarige Hexe! Ich bin böse, oje, was bin ich böse!«
    In diesem Augenblick krachte eine ganze Serie von Blitzen auf den Hafen herunter. Ein ohrenbetäubender Donnerschlag ließ alle hochschauen. Ein Blitz war in den aufgeplatzten Treibstofftank eingeschlagen, die Explosion hatte einen richtigen Krater gerissen, und im nächsten Moment stand die halbe Hafenanlage in Flammen. Die Druckwelle schubste Kero-Sin zurück ins Wasser.
    Möhre knotete einen Rettungsring los, der an der Reling befestigt war, und warf ihn im hohen Bogen dem hustenden und spuckenden Kero-Sin zu. So, jetzt war’s aber höchste Zeit, sie musste hoch zur Burg und die anderen finden. Vorsichtig lief sie über den Steg, der hin- und herpendelte und sich aufbäumte wie ein wildes Pferd. Apropos Pferd – wie sollte sie zu Fuß so schnell hoch zur Burg kommen? Sie brauchte ein Kamel. Davon gab’s ja genug! Einfangen war allerdings so eine Sache für sich. Sie bekam den Zügel eines aufgeschreckt durch die Gegend jagenden Kamels zu packen. Leider wollte sich das Mistvieh nicht im Mindesten überzeugen lassen, doch mal kurz anzuhalten und einen Reiter aufzunehmen. Möhre wurde meterweit am Zügel durch den Matsch geschleift, bis sie schließlich losließ und der Länge nach

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