Im Zeichen der gruenen Sonne
Schmuck zu goldenem Essgeschirr und Brettspielen!«
»Habe ich vollstes Verständnis für!«, unterbrach sie Tom. »Ich würde ohne meine Computerspiele auch nirgendwo hingehen!«
Pit fotografierte die Papyrusrolle und sie gingen weiter.
Als sie den nächsten Saal betraten und vor der riesigen Statue eines Pharaos standen, lasen sie auf einem kleinen Schild »Pharao Echnaton«.
Alex pfiff durch die Zähne. »Mann, der war scheinbar ganz schön eingebildet. So eine große Statue, Junge, Junge …!«
»Wer war der Typ?«, fragte Möhre Pit, aber die zuckte nur mit den Schultern.
»Ach, irgendein Pharao, ist aber nicht viel drüber bekannt! Lass uns weitergehen!« Pit ging mit schnellen Schritten voraus. Sie hätte nie zugegeben, dass natürlich sehr wohl eine Menge über Pharao Echnaton bekannt war, sie es aber schlicht und einfach nicht wusste. Das wurmte sie ganz gewaltig.
Sie durchquerten den Ostflügel und stiegen die Stufen zum Saal empor. Ihre Schritte hallten durch das Gebäude. Vor einem der Ausstellungsräume stand ein Wächter, die Türen waren geschlossen, und ein großes Schild am Türknauf erklärte den Besuchern, dass dies der Mumiensaal sei, der bis auf unbestimmte Zeit für den Publikumsverkehr gesperrt bleibe.
»Geil, der Mumiensaal!«, zischte Alex beeindruckt.
»Alex!« Möhre setzte ihr strengstes Gesicht auf. »Hast du gar keinen Respekt vor den Toten?«
»Stellt euch doch bloß mal vor – lauter Könige in Dosen! Hat keiner von euch ›Der Fluch der Mumie‹ im Fernsehen gesehen?«
Alex blickte zu dem Wächter hinüber, der gelangweilt einen Kaugummi von einer Backe in die andere schob und in einer Fachzeitschrift für Sportangler blätterte.
Langsam schlenderte Alex zu dem Wächter und lehnte sich wie zufällig neben ihn an die Wand. »Tag!«
Der Wächter blickte müde von seiner Zeitung hoch. »Tag!«
»Hören Sie, Herr äh –«, Alex schielte auf das Namensschildchen, »äh, Rassanow, ich fürchte, Ihrer Großmutter geht’s nicht besonders – Sie sollten mal schleunigst nach ihr sehen!«
Der Wächter sah Alex verwirrt an. »Hör mal, Bürschchen, ich habe heute Morgen noch mit ihr telefoniert – da ging’s ihr ganz hervorragend!«
»Sie meinen, Sie haben eine kerngesunde Großmutter?«
»Oh ja!«
»Demnach sind Sie wohl kein Ägypter, was?«
»Nein, ich bin Gastarbeiter aus der Ukraine!«
Mist, dachte Alex und wollte schon aufgeben, da hatte er doch noch eine Idee.
»Ach, dann sind Sie der Herr Rassanow, den der Kassierer eben ›die versoffene russische Wodkadrossel‹ genannt hat, wie?«
Der Effekt war so, wie Alex erwartet hatte. »Was?« Der Wächter sprang in die Höhe, lief tiefrot an und rannte die Treppenstufen hinunter.
Alex stemmte stolz seine Hände in die Hüften und lächelte seinen Freunden überlegen zu.
Die schweren Flügeltüren des Saales gingen geräuschlos auf und schlossen sich wieder. Jemand hatte die Vorhänge zugezogen, und im Halbdunkel sahen die vier einige rechteckige Glasvitrinen. Schmale Sonnenstrahlen fielen durch die Ritzen und beleuchteten den aufgewirbelten, in der Luft tanzenden Staub.
RAAAATSCH! Mit einem Ruck hatte Möhre die Vorhänge aufgerissen. Sonnenlicht erfüllte den Raum. Möhre sah durch das Fenster auf das pulsierende Leben des Midân et-Tharir, drehte sich um und schrie auf. In jeder Vitrine lagen die mumifizierten Überreste eines Pharaos. Die Jahrtausende hatten die Haut braun, fast schwarz werden lassen, die Körper wirkten eingefallen und vertrocknet, die Augen und Münder waren geschlossen. Da lag Ramses, einer der ganz Großen. Seine Arme und Hände waren noch immer in alte Binden eingewickelt, und fast schien es, als würde er lächeln.
»Ah, hallo, Ramses!«, begrüßte Pit den toten König. »Ramses der Zweite war der Pharao aus der Geschichte mit Moses. Ihr wisst schon, derjenige, der Moses hinterherjagen ließ und dessen Streitwagen dann im Meer versoffen!«
Möhre fühlte sich in Gesellschaft der ganzen Mumien alles andere als wohl. »Das ist ja irre interessant, aber ich möchte hier raus, okay?«
Alex starrte fasziniert auf Ramses. Er konnte sich von dem Anblick kaum losreißen. »Dafür, dass der Knabe schon einige Jahre auf dem Buckel hat, sieht er noch ganz frisch aus! Wie haben die das bloß gemacht?«
»Mumifizieren bedeutet nichts anderes, als einen Körper ordentlich austrocknen zu lassen!«, erklärte Pit. »Die Priester, die das gemacht haben, entnahmen erst mal alle Eingeweide des
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