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Im Zeichen der gruenen Sonne

Im Zeichen der gruenen Sonne

Titel: Im Zeichen der gruenen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rothe
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Sekunde lang spielte er mit dem Gedanken, die Kasse zu schließen und sein Heil in der Flucht zu suchen – schließlich hatte er Familie, drei unmündige Geschwister, sechzehn Kinder, und seiner Großmutter ging es in letzter Zeit auch nicht so gut … Aber als Kassierer des Ägyptischen Museums, dem Wahrzeichen ägyptischer Kultur, entschloss er sich, heldenhaft seinen Platz zu halten, bis Verstärkung eintraf.
    Atemlos zog Alex den ägyptischen Geldschein hervor und warf ihn Abdallah auf den Tisch.
    »Eintrittskarten!«, keuchte er.
    Mit einem Blick auf den kunterbunten Haufen diskutierender Menschen aller Altersschichten schob Abdallah den Geldschein zurück. »Dafür dürften zehn Pfund nicht reichen. Soweit ich sehe, sind Sie mindestens siebzig Personen, das kostet im Gruppentarif, äh, Moment …« Er begann, still mit den Fingern zu rechnen.
    »Aber wir wollen doch nur vier Karten …!«
    »… und wer bezahlt für die Gruppe?«
    »Keine Ahnung, wir bestimmt nicht!«
    »Wenn Sie versuchen wollen, sie heimlich reinzuschmuggeln, dann warne ich Sie! Unsere Wächter …«
    »Wir kennen diese Menschen gar nicht!«
    »Warum bringen Sie sie dann hierher?«
    »Ich will sie ja gar nicht mitnehmen, ich will, dass sie draußen bleiben, verdammt noch eins!«
    »Ich soll draußen bleiben? Ich arbeite doch hier!«
    »Nicht Sie – SIE!! Dieser Haufen!«
    Alex war mit den Nerven am Ende. Manchmal war die Welt sehr, sehr kompliziert, und es war sehr anstrengend, ein Zehnjähriger auf Abenteuerreise zu sein. Doch plötzlich hatte er eine Idee.
    »Hören Sie, geben Sie uns jetzt die vier Karten?«
    »Nicht bevor ich nicht weiß, wer für die Gruppe bezahlt!«
    Alex winkte den Kassierer vertraulich heran. »Unsere Großmutter ist krank, und ihre Medizin ist sehr teuer, und habe ich Ihnen schon von meinen vier …, äh, achtzehn unmündigen Geschwistern erzählt?«
    Himmlische Ruhe empfing die vier, als sie die große Galerie des Museums betraten. Nur undeutlich hörten sie hinter sich das Schluchzen Abdallahs und das Geschimpfe der alleingelassenen Meute durch das Gewölbe hallen.
    Tom klopfte Alex anerkennend auf die Schulter. »Du bist schon fast ein richtiger Ägypter! Ich hab auch mit den Tränen kämpfen müssen!«
    Möhre sah sich in der großen Halle um. »Schön und gut, die Meute sind wir los. Dafür hocken wir jetzt zwischen dem ganzen verstaubten Krempel!«

    »Als Fachfrau auf dem Gebiet Ägyptologie wird es mir eine Freude sein, Sie durch die Ausstellung zu führen!«, erklärte Pit förmlich, drehte sich nach rechts und lief in den ersten Ausstellungsraum. »Das ägyptische Pharaonenreich beginnt mit der Vereinigung von Ober- und Unterägypten unter Pharao Menes ungefähr dreitausend Jahre vor Christus. Von da an gibt es dreißig sogenannte Dynastien, die sich über die ägyptische Frühzeit, das alte, mittlere und neue Reich erstrecken.«
    »Kriegt man hier irgendwo ’ne Cola?«, brummelte Alex.
    Sie gingen durch die vielen verschiedenen Ausstellungsräume, vorbei an Sarkophagen, den alten ägyptischen Särgen, riesigen Statuen längst verstorbener Könige und aufwendig bemalten Reliefs, die übersät waren mit der Symbolschrift des alten Ägypten. »Die Zeichen nennt man Hieroglyphen!«, erklärte Pit, die endlich zeigen konnte, was sie so alles wusste.
    »Die alten Ägypter glaubten an ein Leben nach dem Tod, das sich beinahe gar nicht von dem hier auf der Welt unterschied. Der Verstorbene brauchte Nahrung, Kleidung und Unterhaltung, und dafür hatten die Hinterbliebenen zu sorgen. Deshalb haben die Archäologen in den Gräbern viele Alltagsgegenstände gefunden, und die Grabbeigaben in den Königsgräbern sind so wertvoll!« Sie blieben vor einer Glasvitrine stehen, in der eine uralte Papyrusschriftrolle lag. »Das«, erklärte Pit, »sind die sogenannten Totenbücher. Sie enthalten Tipps für den Verstorbenen, wie er sich im Jenseits durchschlagen kann!«
    Auf einer kleinen Tafel war eine Übersetzung des Textes von der Rolle zu lesen.
    »›Lebe, lebe!‹«, las Möhre vor. »›Du sollst nicht sterben; du sollst leben für Millionen und Abermillionen von Jahren!‹ … Wie krass, bescheiden waren sie ja nicht gerade … Abermillionen von Jahren!«
    »Bescheiden? Nö, nicht wenn’s um Grabbeigaben und schon gar nicht, wenn’s um den Pharao ging! Mit Gold wurde nicht gespart, schließlich sollte er auch nach dem Tod ein Leben in Prunk führen! Das fing bei wertvollen Statuen an, ging über

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