Im Zeichen der gruenen Sonne
größte der drei zu, die Cheopspyramide!«, erklärte Jürgen und riss das Steuer in letzter Sekunde herum, um einem Huhn auszuweichen. »Sie ist über hundert Meter hoch und genau nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet. Siebzigtausend Menschen haben zwanzig Jahre lang an diesem Grabmal des Pharao Cheops gebaut. Sie ist wunderschön, wirklich, sie ist ein gottverdammtes Wunder!«
Jürgen hielt an. Sofort kamen die drei nach oben und blickten sich nervös um.
»Was ist?«, sagte Möhre nervös. »Fahren Sie doch weiter!«
Eine Staubwolke auf der Straße hinter ihnen zeigte, dass der Jeep gleich aufgeholt hatte. Jürgen öffnete die Fahrertür und stieg aus. »Es gibt Zeit zum Fahren, Zeit zum Singen, Zeit zum Lieben und … Zeit zum Beten! Genießt für eine Sekunde den Anblick der Pyramiden, es geht gleich weiter!«
»Fahren Sie weiter, Mann! Geben Sie doch Gas!«, brüllte Möhre den Fahrer an, aber der öffnete in aller Seelenruhe den Kofferraum und holte einen Teppich hervor. In diesem Augenblick kam der Jeep mit heulendem Motor auf den Platz gedonnert und blieb mit quietschenden Reifen stehen. Die Türen flogen auf, die beiden Araber sprangen heraus, blickten böse zu den drei Jugendlichen im roten Auto herüber, rannten zum Kofferraum, holten ihre Teppiche heraus und rollten sie gemeinsam mit Jürgen im Sand aus. Dann zogen sie ihre Schuhe aus.
Pit schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. »Na klar, die Sonne ist untergegangen – sie beten wieder! Die Kerle müssen sich verdammt sicher sein, dass wir hier ohne Jürgen nicht wegkommen!«
Alex öffnete den Wagen und sprang in den Sand. »Los raus, das ist unsere Chance!« Pit und Möhre kletterten hinterher und rannten los.
»Wartet!«, rief Alex, und entsetzt sahen Möhre und Pit mit an, wie Alex zu den beiden betenden Arabern lief, die ihn gar nicht beachteten. Lachend kehrte er wieder zurück.
»Bist du bescheuert?«, schimpfte Möhre, aber Alex hielt ihr nur grinsend zwei Paar Schuhe entgegen.
»Guckt mal, was ich ihnen geklaut hab!«
Dann rannten sie los, direkt auf die hell erleuchteten Pyramiden zu. Über ihre Schulter sah Möhre, wie der Fahrer und die beiden Araber ihre Teppiche wieder einrollten. Die Araber setzten sofort zur Verfolgung an, wenn es auch barfuß wesentlich langsamer ging als mit Schuhen.
Jürgen war völlig überrascht, seine Gäste nicht mehr vorzufinden. Als er sie auf die Pyramiden zulaufen sah, wurde ihm klar, dass sie ihn um seinen Lohn geprellt hatten, und setzte ebenfalls schimpfend zur Verfolgung an – kurz, Alex, Pit und Möhre hatten jetzt drei Verfolger.
»Super gemacht, Alex, echt toll!«, fluchte Pit. »Jetzt ist uns der Fahrer auch noch auf den Fersen, du Genie!«
»Könnt ihr immer nur meckern? Lauft lieber!«, keuchte Alex. Mit einem Mal gingen alle Lichter aus, und es wurde stockfinster. Die Pyramiden waren nur noch gigantische Schatten in der Nacht.
»Das ist unsere Gelegenheit!«, rief Möhre den anderen zu. »Auf die Pyramiden, da suchen sie uns bestimmt nicht!«
Schon bei Tageslicht war ein Pyramidenaufstieg gefährlich und verboten. Die Stufen waren hoch und sehr steil, wenn man einmal ausglitt, gab’s kein Halten mehr, und man stürzte den ganzen Weg, den man mühsam hochgeklettert war, wieder herunter. Jetzt aber war es dunkel, pechschwarze Nacht, und die drei sahen kaum, wo sie hingriffen. Die Steine waren alt und verwittert, einige große Trümmer lagen herausgebrochen im Weg. Aber es ging aufwärts, Stufe für Stufe zogen sie sich höher. Schon bald standen ihnen die Schweißperlen auf der Stirn. Etwa auf der Hälfte der Außenwand blieb Pit japsend liegen.
»Aus, Schluss, ich gehe keinen Meter mehr! Ich bin fertig!«
Möhre ließ sich neben sie fallen. »Wir brauchen auch gar nicht weiter, hier finden die uns nie!«
Alex fächelte sich mit seinem Hut Luft zu und blickte über das gewaltige Panorama, das sich ihnen bot. In der weiten Ebene vor ihnen breitete sich Kairo aus, Millionen funkelnder Lichter in der Nacht. Ganz weit entfernt hörten sie den Lärm der Stadt, die Autos, die Menschen und Tiere. Über ihnen glitzerten am blauschwarzen Himmel ungezählte Sterne, klarer, als sie es je gesehen hatten. Langsam kamen die drei zur Ruhe.
»Irgendwo da unten ist jetzt Tom!«, sagte Möhre leise und sah mutlos über das Lichtermeer.
Pit rutschte neben sie und legte den Arm um ihre Schultern.
»Ich bin sicher, dass wir ihn wiederfinden!«
»Genau!« In der Dunkelheit war nur
Weitere Kostenlose Bücher