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Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Titel: Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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mehr oder weniger intakt nach Leukos zurückkehren zu können, nur ohne Magie und ohne Alanka. Im Tausch gegen sein Einverständnis hatte er mehr Macht erhalten, als Pferd seinen Schützlingen normalerweise schenkte.
    Die Geister wollten, dass er zwei Völker vereinte, die wenig gemeinsam hatten. Wollten sie, dass er jahrhundertelangen ilionischen Fortschritt zunichtemachte? Andererseits, wenn die Errungenschaften aus Ilios bedeuteten, den Zugang zu den Geistern zu verlieren, waren sie vielleicht gar kein Fortschritt.
    Vielleicht läutete seine Reise nach Leukos den Beginn einer neuen Ära des Friedens ein, einer, in der das Volk seiner Eltern und der von Alanka voneinander lernen konnten, ohne einander zu töten oder gefangen zu nehmen.
    Oder vielleicht war es auch nur die nächste Phase des Krieges.

30. KAPITEL
    M arek lag wach und lauschte dem Schnarchen und Gewimmer seiner schlafenden Mitsklaven. Wie in jeder Nacht zwang er seine Vorstellungskraft, ihn an einen anderen Ort zu bringen, in den dunklen Wald seiner Heimat, den Ort, an dem er gelebt und gejagt hatte, den Ort, an dem er Rhia begegnet war.
    Wenn er die Augen schloss und sich das dünne Kissen über die Ohren legte, konnte er so tun, als wäre er in jener ersten Nacht bei ihr, auf dem kalten Erdboden, und nur ihre Körper schenkten ihnen Wärme. Damals war er nachts noch unsichtbar gewesen, und sie hatte zugelassen, dass er sie liebte, noch ehe sie sein Gesicht gesehen hatte. Irgendwie hatten sie nach nur ein paar Stunden gewusst, dass sie zusammengehörten.
    Er sehnte sich schmerzlich nach ihrer Berührung. Während des Tages konnte er sich mit seinen Aufgaben beschäftigen und sich um Nilik kümmern, aber die Nacht brachte Einsamkeit und Sehnsucht, ohne die Aussicht auf Erleichterung.
    Plötzlich wurde ihm eine Hand auf die Schulter gelegt, und er unterdrückte einen Aufschrei.
    Petrop.
    Der Diener, der schon seine Nachtwäsche anhatte, flüsterte: „Die ehrenwerte Senatorin wünscht, dich in ihrer Kammer zu empfangen.“
    Marek erstarrte. „Wozu?“
    „Ich berichtige mich – Euer Ehren verlangt deine Anwesenheit in ihrem Gemach.“
    Marek setzte sich auf und griff nach dem Hemd, das über dem Fußende seines Bettes hing.
    „Das lohnt nicht“, sagte Petrop.
    Marek folgte dem Butler barfuß den dunklen Korridor hinab. Das einzige Licht kam von der Fackel, die der alte Mann trug. Schritte hinter ihnen verrieten ihm, dass sie gut bewacht wurden.
    Jetzt verstand Marek, warum man ihm am Abend Seife und eine Wanne heißes Wasser zum Baden und Rasieren gebrachthatte statt des normalen feuchten Tuches. Er hatte es für eine Belohnung für irgendeine gut erledigte Aufgabe gehalten, tatsächlich waren es aber Vorbereitungen gewesen für die Pflicht, die noch vor ihm lag. Ihm zitterten die Knie.
    Während er Petrop die Treppe hinauf und noch weiter folgte, kam er in einen Teil des Hauses, den er noch nie zuvor betreten hatte. Seine Schritte wurden langsamer, als sie an einer geschlossenen Tür vorbeigingen. Nilik befand sich in diesem Raum. Er konnte es riechen.
    Die nächste Tür war offen und von Wachen flankiert. Petrop führte ihn durch ein kleines Wohnzimmer an einem Tisch mit einem Spiegel vorbei. Marek blieb an der Schwelle zum Schlafzimmer stehen und wartete, bis seine Augen sich an das schummrige Licht von einem Dutzend Kerzen gewöhnt hatten.
    Basha lag mitten auf einem großen Bett, umgeben von prächtigen purpurroten Vorhängen. Ein rotes Seidenlaken verhüllte sie bis auf ihre nackten Schultern, über die sich goldene Locken ringelten. Sie hob eine schmale Augenbraue, als sie ihn erblickte.
    „Komm.“ Sie winkte ihn zu sich. „Ich habe früh am Morgen eine Versammlung, also lass uns keine Zeit verschwenden.“
    Jemand gab Marek einen heftigen Stoß zwischen die Schulterblätter. Er trat langsam vor, bis er neben dem Bett stehen blieb. Er wollte nicht glauben, dass das hier wirklich passierte.
    „Meine Heilerin sagt, du hast keine Krankheiten“, erklärte Basha. „Sie meint auch, du bist gut bestückt für einen Mann deiner Größe. Also darfst du fünf Tage Küchendienst für das Privileg eintauschen, heute Nacht in meinem Bett zu dienen.“ Sie zog das Laken zur Seite und legte ihren nackten Körper frei. „Ich versichere dir, es wird sich nicht wie Schwerstarbeit anfühlen.“
    Marek blickte zu Boden und überlegte sich, wie er höflich ablehnen konnte. „Es wäre mir wirklich eine Ehre“, sagte er, „aber ich habe eine

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