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Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Titel: Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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kastanienbraunen Wallach.
    In diesem kurzen Aufblitzen merkte er, dass etwas nicht stimmte. Das Mundstück schnitt ihm in die Mundwinkel, weil die Zügel zu fest gehalten wurden. In seine Mähne krallte sich ein Reiter, der nicht hinabfallen wollte. Die Stimme des Reiters zerriss ihm schier das Herz.
    Alanka.
    „Warte“, sagte er zu Kiril, aber der Kapitän hieb nach Filips gutem Bein. Filip drehte sich rechtzeitig, um den Schlag mit seinem eigenen Schwert abzuwehren, und rammte seinem Gegner dann die Schulter in die Brust.
    Kiril stolperte rückwärts und sah ihn erstaunt an. In der Ferne verstummte das Hufgetrappel.
    Filip warf sein Schwert von sich. „Runter!“ Er warf sich auf Kiril und prallte gerade gegen ihn, als ein lautes Krachen in der Luft ertönte. Sie stürzten zu Boden. Kiril schlug mit dem Griff seines Schwerts nach Filips Rippen, aber Filip glitt hinter seinen Rücken, um ihn in den Schwitzkasten zu nehmen.
    „Wenn du nicht hören willst“, sagte Filip, „sieh hin.“
    Er drehte Kiril so, dass er den Pfeil sehen konnte, der einige Schritte entfernt aus dem Boden ragte, den Pfeil, der ihn fast umgebracht hätte. Kiril stieß einen heftigen Fluch aus und sackte in sich zusammen.
    Alanka kam näher geritten und brüllte Filips Namen.
    „Nicht schießen!“, rief er. „Es ist in Ordnung.“ Er ließ los und half Kiril dabei, aufzustehen.
    Auf der Miene des Mannes lag eine Mischung aus Erleichterung und Trauer. „Du hast mir das Leben gerettet.“
    „Das habe ich wirklich, nicht?“ Filip trat auf die Straße, um Alankas Pferd festzuhalten, ehe es wieder durchgehen konnte. Er murmelte der Kreatur beruhigende Worte zu, in deren Verstand im Augenblick nur Beschwerden Platz hatten.
    Als er den Zügel des Pferdes zu fassen bekommen hatte, sackte Alanka erleichtert im Sattel zusammen. „Was ist hier los?“, wollte sie wissen. „Ich dachte, er wäre der Feind.“
    „Nicht mehr.“ Kiril trat langsam vor und streckte seinen Schwertgriff aus, damit Filip ihn nehmen konnte. „Jetzt schulde ich dir meine Treue, Bruder.“
    Filip nahm die Waffe und steckte sie in seine eigene Hülle. „Ich weiß schon, wie du diese Schuld begleichen kannst.“
    Kiril nickte zögernd. „Irgendwie ist es dir gelungen, die einzige ehrenhafte Ausrede für mich zu finden, eurer Sache zu dienen.“
    „Hast du nach einer gesucht?“
    Kiril sah an ihnen vorbei hinauf in die Bäume. Filip drehte sich um und entdeckte, dass die Zweige voller Licht waren. Hunderte Leuchtkäfer blinkten darin und schufen einen sich immer wandelnden Teppich aus gelbgrünen Punkten.
    „Das ist so schön“, flüsterte Alanka.
    „Ja.“ Filip half ihr dabei, vom Pferd hinab und in seine Arme zu gleiten. Er zog sie eng an sich, froh, am Leben zu sein. „Das ist es wirklich.“
    „Und, was machen wir jetzt?“, richtete Alanka sich an Filip, als sie zurück zu den Wagen ritten. Er trug sowohl sein eigenes Schwert als auch das des Ilioners. Sie ritten zu ihrer großen Erleichterung auf seiner schwarzen Stute, und es gelang ihm irgendwie, Kolis kastanienbraunen Wallach in Schach zu halten, während er die Zügel des Pferdes, auf dem Kiril geritten war, in der Hand hielt.
    „Wir gehen, wohin du willst“, antwortete Filip.
    „Ich will in Ilios bleiben, bis jeder Kalindonier und Asermonierwieder zu Hause ist.“
    „Das könnte Jahre dauern.“
    „Wir können mit dem Lager der Kinder anfangen. Dorthin werden sie bald noch mehr Säuglinge bringen, richtig?“, fragte sie Kiril.
    „Das ist der Plan“, antwortete er. „Ich kann nicht sagen, dass es mir leidtut, wenn dieser Ort dem Erdboden gleichgemacht wird. Trotz der harten Arbeit, die ich dabei hatte, ihn aufzubauen.“ Kiril klopfte sich etwas Schmutz vom Ärmel seiner Uniform. „Wird man als Rebell gut bezahlt?“
    Alanka lachte. „Nein, aber man lernt interessante Menschen kennen.“
    Er lächelte sie schief an. „Auch Frauen?“
    „Andere Frauen, ja“, sagte Filip. „Genauer gesagt solche, die nicht mit deinem Befehlshaber verheiratet sind.“
    „Ich dachte, ich bin jetzt höhergestellt.“
    „Nicht mehr.“ Filip führte sein Pferd näher an Alanka und sagte leise zu ihr: „Die Sache ist die: Wenn man in der Wildnis Abtrünniger spielt, fällt es schwer, eine eigene Familie zu gründen.“
    Sie runzelte die Stirn. Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie nichts mehr gewollt hatte als einen Mann, der sie nicht verlassen würde, der ihr Kinder schenkte und ein ruhiges Leben.

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