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Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Titel: Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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habe es gesehen. Das war nicht nichts.“ Er drehte sich zu dem anderen Bett um. „Kiril, was machen die mit uns?“
    „Machen?“
    „Es muss ein Zauber sein, der uns denken lässt, dass wir selbst Magie besitzen.“
    „Warum sollten sie das tun?“
    „Um uns zu beobachten. Das machen unsere Leute wahrscheinlich gerade mit ihren Gefangenen, um festzustellen, woher diese Gaben kommen.“
    „Welche Gabe habt Ihr?“, fragte Kiril.
    „Ich höre Tiere.“
    „Die höre ich auch. Besonders diese furchtbaren Vögel in der Nacht.“
    „Nein, ich höre, was sie sagen. Mit menschlichen Worten.“
    Kiril stieß einen leisen Pfiff aus. „Unfassbar. Habt Ihr Zelia davon erzählt?“
    „Natürlich nicht. Ich will sie nicht wissen lassen, dass sie Erfolg hatten.“
    „Versteht Ihr jetzt, warum wir verschwinden müssen?“ Kirils Flüstern wurde lauter. „Sie übernehmen unseren Verstand.“
    „ Du musst verschwinden. Ich habe dir schon gesagt, dass ich nicht kann.“ Filip stützte sich auf einen Ellenbogen. „Mach noch mal die Sache mit dem Licht.“
    „Das möchte ich lieber nicht.“
    „Dann war es ein Befehl.“
    Kiril seufzte, und im nächsten Augenblick waren seine Hände voller Licht in einer perfekten weißen Kugel.
    „Es ist so schön“, flüsterte Filip. „Kannst du verschiedene Farben hervorrufen?“
    „Nein, aber ich kann es blitzen lassen. Seht her.“ Das Licht flackerte gleichmäßig an und aus. Schließlich ging es aus, und Filip hörte, wie Kiril die Arme auf das Bett sinken ließ. „Es macht mich müde.“
    Als Filip in die Dunkelheit starrte, tanzte Kirils Kugel immer noch vor seinen Augen. „Ich glaube, wenn ich deine Gabe hätte, würde ich nicht gehen wollen.“
    „Mir würde es gefallen, den Hund hören zu können.“
    Filip stieß ein bitteres Lachen aus. „Wie passend, dass sie uns Gaben geben, die wir nicht wollen. Sie kennen uns besser, als uns klar gewesen ist.“
    „Das stimmt“, sagte Kiril. „Aber wer sind ‚sie‘? Die Asermonier oder die Geister?“
    Filip brach der kalte Schweiß aus, obwohl die Nacht warm war. „Die Geister können uns keine Magie aufzwingen. Die Götter würden es nicht zulassen.“
    „Unsere Götter haben hier keine Macht“, flüsterte Kiril. „Deshalb gehe ich zurück nach Ilios.“
    Filip ließ sich in sein Kissen zurücksinken. Erst sein Bruder, dann sein Bein, dann seine Heimat. Alles, was er noch hatte, war sein zerbrechlicher Glaube, und da er nichts hatte, an das er ihn hängen konnte, würde er bald auch den verlieren.

7. KAPITEL
    M arek hatte Mühe, sich im Rauch des Thanapras zu konzentrieren. Beim Schlagen des schnellen gleichmäßigen Rhythmus auf der Hirschledertrommel waren seine Hände und Handgelenke taub geworden. Sie fühlten sich an, als wären sie nicht mehr Teil seines Körpers. Er beobachtete diese Gefühle, als sähe er sich selbst durch ein Fenster zu.
    Es war über ein Jahr her, seit er Coranna das letzte Mal beim Ritual des Lauschens zur Seite gestanden hatte, bei dem sie mit den Toten reden konnte, die noch nicht auf die andere Seite gegangen waren. Er hatte vergessen, wie lange es dauern konnte. Der Nachmittag war langsam in den Abend übergegangen, aber er erlaubte es sich nicht, aufzuhören. Es hatte über zwei Wochen gedauert, bis Coranna genug Kraft gesammelt hatte, um das Ritual abzuhalten, und er war entschlossen, es durchzustehen, auch wenn ihm die Arme dabei abfielen.
    Sobald Coranna die Grenze zwischen dieser Welt und der nächsten überschritten hatte, war sie verstummt. Er behielt ihre Atemzüge genau im Auge. Sie blieben tief und gleichmäßig, während sie auf dem weichen braunen Teppich in der Mitte ihres Hauses lag.
    Er erwartete fast, dass sie anfing zu schnarchen. Bei dem Gedanken wollte er lachen, und dann schien die Anstrengung, nicht zu lachen, selbst lustig, und dass es so lustig war, brachte ihn dazu, noch mehr lachen zu wollen. Außerdem setzte ihm das Thanapras zu.
    Die Krähe öffnete die Augen, und er hörte auf zu trommeln.
    Langsam begann sie ihn direkt anzusehen. „Erzähl mir deine Version der Geschichte.“
    Die Wahrheit sprudelte förmlich aus ihm heraus. „Nachdem Rhia mir erzählt hat, dass Skaris versucht hat, sie zu vergiften, bin ich zu ihm nach Hause gerannt. Ladek hatte an dem Tag Wache über den Hausarrest. Ich habe ihn überzeugt, mich mit Skaris sprechen zu lassen.“
    Marek schloss die Augen, die Erinnerungen so frisch wie der Regen an diesem Morgen. „Wir haben gekämpft.

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