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Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Titel: Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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sich im Garten um, der bis auf die Patienten leer war. „Ich sehe keine Wachen.“
    „Vertraut mir, es gibt welche. Korporal Addano, der mit dem Kopfverband, hat vor zwei Nächten versucht, davonzulaufen, und sie haben ihm fast einen Pfeil in den Fuß geschossen.“ Er hielt Daumen und Zeigefinger hoch, um zu zeigen, wie knapp es gewesen war. „Ihr hättet sein Gesicht sehen sollen.“ Kiril lächelte spöttisch. „Danach brauchte er eine saubere Hose.“
    „Ich kann nicht nach Hause, das weißt du genau.“ Als Kiril versuchte, Einspruch zu erheben, unterbrach Filip ihn. „Meine Wunde kann man nicht verstecken und schon gar nicht heilen. Wenn ich nach Leukos zurückkehre, bringe ich meiner Familie und meiner Stadt nur Schande und erinnere sie alle an die grausame Niederlage ihrer unbesiegbaren Armee.“ Er sah zu den Söldnern hinüber und senkte seine Stimme zu einem rauen Flüstern. „Meine eigenen Eltern werden sich von mir abwenden, genau wie diese Soldaten. Ich weiß nicht, warum du überhaupt mit mir sprichst.“
    „Ich spreche aus Kameradschaft mit Euch. Nicht einmal der Tod kann uns das nehmen.“
    „Der Tod nicht.“ Mit dem Kinn deutete Filip auf sein linkes Bein. „Das schon.“
    Kiril sah zu seinen eigenen Füßen, als wollte er sich versichern, dass sie noch da waren. „Was macht Ihr, wenn Ihr nicht nach Hause kommt?“ Er sah sich um. „In diesem gottverlassenen Loch von einer Stadt bleiben?“
    „Ja, und das solltet Ihr auch tun.“ Filip winkte seinen Kameraden näher zu sich. „Bei ihnen leben, alles beobachten und belauschen. Wenn sie Vertrauen geschöpft haben und nicht mehr so wachsam sind, ein Boot stehlen und nach Hause fahren. Alles, was Ihr gelernt habt, für das Wohl von Ilios mit zurücknehmen.“
    „Ich kann nicht länger bleiben. Dieser Ort macht mich …“Kiril zuckte mit den Schultern und warf den anderen einen misstrauischen Blick zu.
    „Macht dich was?“
    „Verrückt“, flüsterte er.
    „Es ist nicht wie Leukos, das ist sicher.“
    „Ich meine nicht verrückt im Sinne von Anpassungsschwierigkeiten. Ich meine verrückt wie in …“ Er ließ seine Hand neben dem Kopf kreisen.
    „Verrückt.“
    Kiril nickte und zupfte am ausgefransten Saum seines Hemdärmels.
    Filip wusste nicht, was er antworten sollte. Er war darin ausgebildet, seinen Truppen in der Schlacht auf dem Feld und in den Baracken zu helfen, aber er hatte nie erwartet, als Kriegsgefangener in einem Kaff wie Asermos zu enden. „Wie verrückt?“
    Kiril kratzte sich den Kiefer und sah ihm nicht in die Augen. „Ich kann Dinge tun.“
    „Frühstück!“ Zelia tauchte, gefolgt von zwei jungen, männlichen Lehrlingen, die mit Essen beladen waren, neben dem Gebäude auf. Sie schien sich als einzige Frau in der Gesellschaft von zehn Männern wohlzufühlen. Eine Frau in Leukos würde eine derart gefährliche Situation nie riskieren.
    Neben ihr trottete ein gelber Mischlingshund her.
    „Sie lassen einen Hund an den Tisch kommen?“, fragte Filip Kiril.
    „Das ist Sonnenschein. Sie hebt alles auf, was wir fallen lassen, und verständigt Zelia, wenn einer von uns hinfällt oder sonst Probleme hat. Außerdem ist sie gut für die Moral.“ Er schnalzte und rief den Hund beim Namen. Das Biest kam zu ihm getrottet, setzte sich auf seine Hinterbeine und hob eine Vorderpfote, die Kiril umfasste. Er lächelte Filip an. „Das habe ich ihr gestern beigebracht.“
    Der Hund lehnte sich auf eine Hüfte und kratzte sich ausgiebig hinter dem Ohr.
    „Ausgezeichnet“, sagte Filip. „Das Vieh hat Flöhe, also haben wir bald auch welche.“
    Kiril lachte. Der Hund verlagerte sein Gewicht und begann sich hinter dem anderen Ohr zu kratzen, dann setzte er sich wieder hin. Treu sah er zu Kiril hoch.
    „Hilf mir“, sagte eine weibliche Stimme. „Ich komme nicht oben an meinen Kopf.“
    Filip drehte sich zu Zelia um, um herauszufinden, was bei allen Göttern sie damit sagen wollte.
    Sie war nicht mehr da.
    „Mein Rücken ist nicht mehr so kräftig wie früher“, zwitscherte die Stimme. „Bitte kratz mir den Kopf.“
    Filip erstarrte. Die Worte kamen von … Nein, das konnte nicht sein. Er wandte sich wieder dem Hund zu, der mit der Schnauze gegen Kirils Bein stieß. Der Leutnant ignorierte sie zugunsten eines Tellers mit Schinken und Eiern in der Mitte des Tisches.
    Vorsichtig, weil er wusste, dass es ihn an den Abgrund des Wahnsinns führen konnte, streckte Filip die Hand nach dem Hund aus. Der sah seine Hand und

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