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Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Titel: Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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Gebäudes.
    Mutter hätte das gefallen, dachte er, als Zelia das Tor für ihn öffnete. Ihr eigener Garten war auf den Balkon ihrer Wohnung begrenzt gewesen, wo vor lauter Blumen und Zierpflanzen kaum Platz war, sich zu setzen und den Ausblick auf die Stadt darunter zu genießen. Filip versuchte die Erinnerung an die Vergangenheit und die Leere, die sie in ihm hervorrief, zu ignorieren.
    Stimmen und Gelächter drangen aus dem hinteren Teil des Gartens zu ihnen herüber. Abrupt blieb er stehen und schwankte. „Wie viele?“
    „Sieben“, antwortete Zelia. „Alles deine Leute. Die Asermonier sind bei einem anderen Heiler. Wir hielten es für das Beste,die zwei Soldatenlager zu trennen, da ihr noch vor Kurzem versucht habt, euch gegenseitig umzubringen.“
    Er überlegte sich, um einen Transfer in das andere Krankenhaus zu bitten. Lieber wäre er von seinem Feind umgeben, der ihn verachtete, als von Freunden, die ihn bemitleideten.
    Zelia legte ihm die Hand auf den Rücken. „Sie werden sich freuen, dich zu sehen.“
    „Du verstehst das nicht.“
    Sie seufzte. „Und ich bin eine beschäftigte Frau, die keine Zeit für deine Erklärungen hat.“
    Filip zwang sein Bein und seine Arme dazu, sich zu bewegen. Er und Zelia kamen um die Ecke des Hauses, und im Hof wurde es still.
    Er reckte das Kinn und sah geradeaus, als er sich seinen Kameraden näherte. Mit jedem Schritt schleifte der Saum seines halb leeren Hosenbeins über den Steinpfad.
    Eine der Gestalten erhob sich. „Sir!“
    Filip sah in die Gesichter der Männer, die um den langen Holztisch herumsaßen. Die meisten von ihnen waren älter als er, Mitte bis Ende zwanzig. Sie sahen grob aus, sehnig, hatten kurze Haare. Keiner von ihnen sah ihm in die Augen, sie betrachteten alle den Boden oder die Baumspitzen oder ein faszinierendes Objekt, das sie sich gerade zwischen den Zähnen herausgepflückt hatten. Nur einer teilte ihre geradezu aggressive Missachtung nicht.
    Kiril Vidaso salutierte ihm. Der ernste junge Unterleutnant, der seinen rechten Arm in einer Schlinge trug, hielt seine linke Faust an seinen Brustknochen, ein Spiegelbild der üblichen Geste.
    Filip stolperte fast vor Schreck darüber, dass man ihn in seinem elenden Zustand ansprach, ihm sogar Ehre erwies. Auch wenn er diese Zurschaustellung von Respekt zu schätzen wusste, war es eigentlich eine Missachtung des Protokolls. Sie trugen keine Uniform. Filip würde sie nie wieder tragen.
    Er räusperte sich. „Steh bequem.“
    Kiril zog den Stuhl, auf dem er gesessen hatte, ans andereEnde des Tisches und bot ihn Filip an. Er schien zu versuchen, seinen Blick nicht auf die offensichtliche Verletzung seines sich nähernden Vorgesetzten zu richten.
    „Danke.“ Filip konzentrierte sich darauf, sein Gleichgewicht zu halten, als er sich umdrehte und sich auf den Stuhl sinken ließ. Seine Schulter pochte, aber in seinem Stumpf spürte er nur einen leichten Schmerz. Er fragte sich, wann Zelias Magie sich verflüchtigen und der stechende Schmerz zurückkehren würde.
    Kiril nahm ihm die Krücken ab und setzte sich neben ihn. „Es ist schön, Euch zu sehen, Sir.“
    Filip knirschte mit den Zähnen. Er war erst vor einem Monat vom Unter- zum Oberleutnant befördert worden und daher seinem Kameraden, der weniger als ein Jahr jünger war, kaum überlegen. „Du musst mich nicht mehr Sir nennen.“
    „Es macht mir nichts aus.“
    „Mir schon“, erwiderte Filip und bedauerte dann seinen harschen Tonfall. Er nickte seinem Freund knapp zu. „Trotzdem danke.“
    Kirils Haltung entspannte sich ein wenig, aber er trommelte noch immer auf der Tischplatte herum. „Wie ich sehe, habt Ihr Euch die Haare kurz geschnitten“, bemerkte er nach einigen unangenehmen Augenblicken.
    „Ich bin kein Soldat mehr. Wieso also sollte ich noch wie einer aussehen?!“
    „Richtig.“ Kiril berührte die Spitzen seiner eigenen schulterlangen dunkelbraunen Haare. „Kann ich Euch irgendetwas bringen, S… äh, Leutnant?“
    Filip warf einen misstrauischen Blick auf die Soldaten am anderen Ende des langen Tisches. Sie hatten ihre Unterhaltung wieder aufgenommen und ignorierten die beiden Leutnants. „Wer sind diese Männer? Einige kommen mir bekannt vor.“
    „Infanterie, zweites Bataillon.“ Kirils Lippe verzog sich leicht, und er senkte die Stimme. „Alles Söldner, also hätten sie Euch salutieren sollen. Die meisten aus dem Süden. Aber sie sind alles, was wir noch haben.“
    „Für was?“
    „Um zu fliehen.“
    Filip sah

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