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Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Titel: Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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Leute hier sind in Trauer. Ich kann meine Pflichten nicht aufgeben, nur um …“
    „Um was? Frieden zu finden? Nachts schlafen zu können oder deinen Mann anzufassen, ohne dass du hörst, wie ein toter Bär dich verspottet? Wie viel Leid braucht es noch?“
    „Ich leide nicht.“ Sie setzte sich auf und stopfte sich den Rest der Brotscheibe in den Mund. „Siehst du?“
    „Sei vorsichtig. Iss nicht zu schnell.“
    Rhia stand auf und nahm die Bürste vom Nachttisch.
    „Wohin gehst du?“, fragte er.
    „Ich muss Leute besuchen.“ Sie bürstete sich das Haar und versuchte es fest genug zurückzunehmen, um es zu flechten. „Leuten helfen. Ich kann nicht hier herumliegen und in Selbstmitleid zerfließen.“ Sie gab auf und warf die Bürste auf den Boden. „Immer noch zu kurz. Ich hasse das!“
    „Rhia, es ist schon gut. Nicht …“
    Er hielt inne, als er sah, wie sie den Blick hin und her wandern ließ, so als würde sie in sich hineinsehen. Der Muskel unter ihrem Auge begann zu zucken.
    „Was ist los?“, fragte Marek. „Was hat er dieses Mal gesagt?“
    „Er sagt, das Kind ist …“ Sie schlug sich die Hand vor den Mund, und er hörte ein Gurgeln aus ihrem Bauch. Unsicher stolperte sie zu dem Becher in der anderen Ecke des Hauses. Gerade rechtzeitig, um sich in einer Reihe würgender Krämpfe ihrer kargen Mahlzeit zu entledigen.
    Er brachte ihr einen Becher Wasser und ein kühles Tuch für ihr Gesicht. Sie nahm beides mit zitternden Händen an. „Jetzt fühle ich mich besser.“
    „Lüg nicht.“ Er half ihr dabei, zum Bett zurückzugehen.
    „Ich sollte das runterbringen.“ Sie zeigte auf den Eimer.
    „Sei nicht albern.“ Er zog ihr die Decke bis ans Kinn und wischte ihr das Gesicht mit einem Handtuch trocken. „Schlaf jetzt.“
    Mithilfe des Seilzuges ließ er den Eimer auf den Waldboden hinunter, stieg dann selbst hinab und leerte den Inhalt in die nächste Latrine. Als er nach Hause zurückkehrte, fand er Rhia auf ihrem Bett ausgestreckt. Ihre Arme und Beine bedeckten es fast ganz. Da er sich nicht zu ihr legen konnte, ohne sie zu wecken, faltete er sich ein Kissen aus der Extradecke und streckte sich auf dem abgetretenen Teppich neben dem Bett aus.
    Der Rhythmus ihres Schnarchens – auch das eine Neuerung der Schwangerschaft – wiegte ihn in den Schlaf, und er hoffte, dass sie nicht mitten in der Nacht auf ihn trat, wenn ihr wieder schlecht wurde.
    In einem seiner Träume spielten sich die Geschehnisse des Abends noch einmal ab, aber dieses Mal enthielt der Eimer, den er in das tiefe Loch des Austritts leerte, mehr als die Überreste des Abendessens.
    Eine winzige menschliche Gestalt – nicht größer als sein Daumen und doch mit erkennbaren Armen, Beinen und einem Kopf – glitt aus dem Eimer und fiel in den Abgrund.
    „Nein!“ Marek sprang dem Kind hinterher, aber je mehr er sich mühte, desto schneller fiel der kleine Mensch, als zöge die Erde ihn fester an sich, um die Verzweiflung seines Vaters zuverspotten. Das Loch schloss sich im Handumdrehen, und die Dunkelheit war vollkommen.
    Marek erwachte von einem lautlosen Schrei. Nach einem langen Augenblick, in dem er nur zitternd in die Nacht gestarrt hatte, setzte er sich auf und streckte die Hand nach Rhia aus. Sie hatte aufgehört zu schnarchen, aber er konnte ihren Atem noch hören, wenn er seinen eigenen anhielt. Neben ihr war jetzt mehr Platz, also kletterte er zu ihr. Als er sie nah an seine Brust zog, regte sie sich, wachte jedoch nicht auf.
    Wachsam hielt er sie fest, bis das Morgengrauen sein nebliges Licht durch die Fenster strömen ließ.
    „Schsch! Sie kommen!“
    Alanka stand neben Elora und sah zum hundertsten Mal dabei zu, wie die kalindonischen Kinder den Angriff der Nachfahren nachspielten. Sie schlichen gebeugt über die Lichtung im Wald, die kleinen auf den Rücken der größeren.
    Der Älteste, ein Junge von sechs Jahren, führte sie hinter einen Busch aus Geißblatt. „Jetzt müssen alle still sein“, flüsterte er so laut, dass er genauso gut hätte brüllen können, „sonst erwischen sie uns.“
    Scheinbar willkürlich beschlossen die Kinder, selbst zu Nachfahren zu werden, die anderen zu jagen und sie gefangen zu nehmen. Als alles erledigt war, begann das Spiel von vorn.
    „Wann wird es ihnen endlich über?“, fragte Alanka Elora, während sie eine weitere Wagenladung Holz in die Dorfmitte zogen.
    „Das ist ihre Art, mit dem, was geschehen ist, umzugehen. Mir ist es lieber, sie drücken ihre Ängste so

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