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Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Titel: Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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suchte nach einem weiteren Argument. „Das wäre deine Chance, Asermos zu verlassen und nach Hause zu gehen. Das willst du doch, oder nicht?“
    „Hast du mir nicht zugehört? Ich kann nicht nach Hause.“
    „Vielleicht nicht als der Mann, der du gewesen bist. Aber du kannst lernen, ein anderer zu sein. Ich helfe dir dabei. Das werden wir alle tun.“
    Er löste sich von ihr. „Das ist zu viel verlangt.“
    „Schön!“ Die Kraft hinter seiner Verzweiflung erschreckte sie. „Dann tu es eben nicht für dich. Tu es für mich.“
    Mit offenem Mund drehte er sich zu ihr um.
    Alanka bemühte sich, es ihm zu erklären. „Seit der Schlacht kann ich mich selbst nicht mehr spüren. Ich weiß nicht mehr, wer ich bin. Aber wenn ich bei dir bin, fange ich an, mich daran zu erinnern.“ Sie setzte sich auf seine Truhe und verschränkte die Arme. „Ich weiß noch nicht, was zwischen uns beiden ist, aber ich will nicht, dass du aus meinem Leben verschwindest. Ich weiß, dass ich damit viel von einem Mann verlange. Nenn mich selbstsüchtig, wenn du willst, aber so ist es.“
    Er starrte sie lange an. „Nicht selbstsüchtig, mutig. Mutiger, als ich es bin.“ Er setzte sich neben sie. „Ich will dich auch nicht verlieren, aber …“
    „Ich sehe etwas!“, rief Bolan von draußen. „Da kommt was!“
    Alanka zuckte zusammen, aber sie blieb, wo sie war.
    Sie warf das letzte Argument in die Waagschale, das ihr noch einfiel. „Filip, du hast gesagt, du wärst an mich gebunden, weil ich dir das Leben gerettet habe. War das dein Ernst, oder wolltest du nur höflich sein?“
    Ruckartig hob er den Kopf. „Natürlich war das mein Ernst. Ich stehe ewig in deiner Schuld.“
    „Dann hilfst du uns?“, flüsterte sie.
    Er sah zum Fenster, den Blick weit in die Ferne gerichtet, und nickte. „Ich tue, was ich kann.“
    „Danke.“ Sie küsste ihn auf die Wange. „Gehen wir.“
    Sie eilten vor das Haus und sahen zum südwestlichen Horizont. Eine weiße Taube kam über die Spitzen der Pinien zu ihnen geflattert. Vor dem schiefergrauen Himmel wirkte sie wie eine winzige Wolke. Filip und Alanka rannten zum Taubenschlag neben dem Stall. Die anderen warteten und sahen nach oben.
    Alanka ging zu Rhia, die die Fäuste im Saum ihrer Bluse vergrub.
    Der Vogel landete auf seinem Käfig und schlüpfte hinein. Dort wartete eine Schale Futter auf ihn. Bolan trat vor und hielt eine Hand hoch.
    „Gebt ihr einen Augenblick“, sagte er. „Gerade kann sie an nichts anderes als Futter denken.“
    Als die Taube damit fertig war, die Körner herunterzuschlingen und etwas sorgfältiger darin pickte, griff Bolan in den Käfig, packte sie und zog sie heraus. Er hielt die Taube dicht vor sein Gesicht. „Was ist passiert? Was sollst du mir von der Pferdefrau ausrichten?“
    Die Taube gurrte und klickte. Alanka sah zu Filip, um einen Hinweis zu erhalten. Aber er hatte die Stirn gerunzelt, als verstünde er nur die Hälfte von dem, was gesprochen wurde.
    Bolan verzog das Gesicht zu einem breiten Lächeln, und ein erleichtertes Seufzen ging durch die kleine Menge. Rhia umarmte Alanka, die in den Himmel hinauf sah und ein Dankgebet an jeden Geist richtete, der zuhören wollte.
    Über Rhias Schulter sah Alanka, wie Bolans Lächeln verblasste. Sie ließ Rhia los und drehte sich zu dem Pferd um.
    „Ich verstehe das nicht“, sagte er zu der Taube. „Wiederhol den letzten Teil noch mal. Er ist zurück auf das Schiff?“
    „Was?“, stieß Rhia hervor. „Warum sollte er …“
    „Schsch.“ Bolan warf ihr einen warnenden Blick zu. „Es ist kompliziert, und der Vogel bringt alles durcheinander. Hoffe ich wenigstens.“
    Tereus deutete gen Himmel. „Da ist noch einer!“
    Eine blaugraue Taube mit schimmernden Halsfedern flatterte über den Stall und landete auf dem Dach des Taubenschlags.
    Bolan reichte die weiße Taube an Tereus weiter und griff nach der grauen. „Es tut mir leid, ich weiß, du hast Hunger, aber sag mir, was passiert ist. Von Anfang an. Langsam.“
    Als diese Brieftaube sprach, blieb Bolans Gesicht ausdruckslos. Seine Miene wirkte fast wie in Trance. Alanka sahzu Filip, der seine Lippen fest aufeinandergepresst hatte, als hielte er dahinter eine schreckliche Wahrheit verborgen.
    Endlich setzte Bolan den Vogel in den Käfig und drehte sich zu den anderen um.
    „Bei den Details bin ich mir nicht sicher, aber es klingt, als wären zwei der asermonischen Kinder gerettet worden.“ Er drehte sich zu Rhia um. „Nicht Nilik. Marek ist wieder

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