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Im Zeichen der Roten Sonne

Im Zeichen der Roten Sonne

Titel: Im Zeichen der Roten Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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bildete einen auffallenden Gegensatz zu Iris nervöser Gespanntheit. Dieser war es, der als Erster angriff und sich mit einem lauten, fast schrillen Schlachtruf auf Susanoo stürzte. Die Schwerter krachten gegeneinander. Susanoo parierte mühelos den Hieb. Dann umkreisten die Gegner einander schweigend. Iris weiche Lederstiefel glitten lautlos über den Sand. Jede von Susanoos ruhigen, katzengleichen Bewegungen passten sich Iris Schritten an. Abermals ein blitzschnelles Klingenkreuzen. Iris Schwert schleuderte einen bläulichen Blitz. Susanoo wich mit einer Körperdrehung aus. Die sieben Klingen funkelten. Die Menge erschauerte, doch kein Wort fiel. Iri griff erneut an, stieß zu, wurde abgewehrt.
    Susanoo verzog leicht den Mund. Es war, als ob er lächelte. Langsam trat er aus dem flackernden Halbkreis von Licht und Schatten und plötzlich richtete sich sein Körper zu voller Größe auf. Das Schwert mit den sieben Klingen verwandelte sich in auflodernde Flammengarben, in eine fließende, glitzernde Schranke. Das rasche, metallische Hämmern der aufeinanderprallenden Klingen erfüllte die Luft. Iri machte Ausfälle nach links, dann nach rechts, hieb in blinder Wut auf Susanoo ein, doch jeder konnte sehen, dass er dem Gegner nicht gewachsen war, dass seine Kräfte mit jedem Atemzug erschlafften. Trotz seiner Behändigkeit verlor er ständig an Boden, wurde an den Rand des Kreises gedrängt, wo die atemlose Menge vor ihm zurückwich. Iris Gesicht glänzte vor Schweiß. Er versuchte einen Trick, indem er blitzartig die Richtung wechselte und unter die Gürtellinie des Gegners zielte. Ein einziger Hieb von unerhörter Heftigkeit parierte den Schlag. Iri verlor das Gleichgewicht: Ich sah ihn taumeln. Und obwohl er seinen Sturz geschmeidig auffing, seinen Bronzeschild als Deckung hielt, wusste ich, dass er verloren war.
    Wieder standen sich die beiden Gegner in der Mitte des Kreises gegenüber. Susanoos ruhige Züge verrieten keine Zeichen von Anstrengung. Keine Müdigkeit verlangsamte seine weit ausholenden Bewegungen. Iri atmete schwer. Auf seinem bleichen Gesicht trat deutlich jeder Muskel hervor und seine Lippen waren nur noch ein weißer Strich. Und jetzt griff Susanoo, der sich bisher damit begnügt hatte, die Schläge seines Gegners abzufangen, mit voller Kraft an. So heftig, so geschickt Iri auch zustieß, sein Schwert war machtlos gegen die sieben blitzenden Klingen. Ich sah Erschöpfung seinen Arm lähmen, Schweiß in dichten Strömen über sein Gesicht rinnen. Wieder stolperte er, und als er den Schild hob, zog dessen Gewicht seinen Arm zur Seite. Und im gleichen Atemzug hob Susanoo beide Arme über den Kopf. Einer Strahlenkrone gleich zuckten, flammten, blinkten die messerscharfen Klingen.
    Ein Schrei gellte. Wer hatte ihn ausgestoßen? Ich war mir kaum bewusst, dass ich den Kreis durchflog, mich schützend vor Iri warf. Mit seinem ganzen Gewicht lenkte Susanoo den Schlag ab. Das sirrende Schwert streifte an meiner Schulter vorbei. Der Aufprall ließ den Boden erzittern. Schwer auf das Stichblatt gestützt, starrte Susanoo mich an. Seine breite Brust hob und senkte sich stoßweise, sein Gesicht war verzerrt, während Schluchzen mich schüttelte und ich stockende Worte aussprach, die eine fremde Macht mir einzugeben schien:
    Â»Weil die Zeiten sich dem Ende zuneigen, wird die Königin der Himmlischen Hochebene in dieser Nacht sterben, damit an ihrer Stelle die Könige der Zukunft herrschen. Der Wille der Göttin verlangt es: Ein Opfer muss gebracht werden.«
    Mir war, als ob mein Schädel sich öffnete und kalter Wind hindurchwehte. Der Himmel, vom Feuerschein gefärbt, drehte sich. Ich hörte das Geräusch meines eigenen Keuchens, bevor ein Tropfenvorhang vor meine Augen fiel. Hände fingen mich auf, als ich zusammenbrach. Ich fühlte mich gestützt und in einer Umarmung gehalten, die hart war wie Eisen und doch sanft wie der Sand. Sie war kein Traum, sie war spürbare Wirklichkeit. Sie trug mich immer weiter, immer höher in jene wunderbaren Gefilde, wo der Lärm in Stille umschlug, das Licht in Dunkel, der Schmerz in Seligkeit. »Ich ertrage es nicht«, sagte ich zu mir selbst. »Ich kann es nicht ertragen …« Der Tropfenvorhang wurde schwarz. Ich sank und ließ mich sinken in wohltätige, erlösende Ohnmacht.
    In unbestimmter Ferne ertönte eine Stimme. »Was hast

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