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Im Zeichen der Roten Sonne

Im Zeichen der Roten Sonne

Titel: Im Zeichen der Roten Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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gehören.«
    Purpurne Dünste verschleierten die Sonnenscheibe, als die Schiffe in den niedrigen Gewässern vor Anker gingen. Die Segel wurden eingeholt. Die Krieger kletterten über die Reling, setzten ihre Füße auf die noch feuchten Ruder. Im Wasser, das ihnen bis zur Hüfte reichte, wateten sie dem Strand entgegen. Obwohl weit und breit keine menschliche Gestalt zu erkennen war, witterte mein geschärfter Instinkt die Gefahr. Die Sperbermenschen, die das Anlegen der Galeeren beobachtet hatten, würden mit allen Mitteln versuchen, die Verstärkungstruppen ins Meer zurückzudrängen. Ich täuschte mich nicht: Kaum näherten sich die Krieger dem Ufer, als auch schon die ersten Pfeile geflogen kamen und das nervenzermürbende Kriegsgeschrei der Belagerer aus den Gassen tönte, die sich vom Hafen hinaufwanden, zur eigentlichen Stadt. Während die Tungusen im Schutz ihrer Bronzeschilde den Ansturm des Feindes aufhielten, arbeiteten die Seeleute fieberhaft, um unter den Kielen der Galeeren Holzgestelle anzubringen, auf denen die Schiffe an Land gezogen wurden. Kaum hatte man die Pferde ans Ufer gebracht, als sich die Krieger auch schon auf ihre geharnischten Schlachtrösser schwangen, sich in dichten Reihen hinter ihrem Fürsten sammelten, der auf seinem Schimmel den Wellensaum entlangritt. Bald hob sich die Linie der Reiter wie ein schwarzer Damm vor den purpurnen Meereswogen ab. Wie aus Erz gegossen, leuchteten die Rüstungen, die Waffen funkelten silbergleich. Das gewohnte Wolfsgrinsen verzerrte Iris Gesicht, als er sein Schwert hob und das Zeichen zum Angriff gab. Ein lang anhaltender, schriller Ruf drang aus den Kehlen der Steppenreiter. Schon donnerte der Boden unter dem Vorwärtsjagen der Pferde. Die Luft hallte von Schreien, Gewieher und den metallenen Schlägen der Waffen wider. Die Reiter schwärmten über die Hafenanlage aus; sie verfolgten die Belagerer, griffen sie von beiden Seiten her an und schnitten ihnen den Rückzug ab. Hoch aufgerichtet im Sattel schwangen die Tungusen ihre scharfen Schwerter durch die Luft, teilten sich in wilder Jagd, schlossen erneut ihre Reihen und preschten weiter voran. Einige Reiter, auf den einzigen Steigbügel gestützt, hingen an den Flanken der Pferde und stachen mit ihren Lanzen zu.
    Unter den Sperbermenschen brach Panik wie ein Lauffeuer aus. Die geharnischten, schäumenden Streitrösser mochten ihnen wie Ungeheuer erscheinen, halb Mensch, halb Tier, den Meerestiefen entstiegen. Von abergläubischer Furcht gepackt, stoben sie kopflos in alle Richtungen auseinander. Nun fassten auch die Bewohner von Amôda neuen Mut, verfolgten die sich auflösenden Horden mit allen erdenklichen Waffen.
    Ich ritt an Iris Seite. Die Heftigkeit des Kampfes betäubte mich. Vor meinen Augen flogen die Reiter mit ihren wehenden Umhängen gleich Riesenvögeln an mir vorbei. Wie im Traum hämmerten die Hufe in meinen Ohren. Und wie im Traum sah ich die Umrisse der Festung aus dunklem Qualm und züngelnden Flammen emporragen.
    Vor dem Ausfalltor wehrte die königliche Leibgarde unter dem Befehl von Kuchiko eine Anzahl Sperbermenschen ab, die im Schutz der Brandwolken die Festung stürmen wollte. Ich sah, dass die Verteidiger am Ende ihrer Kräfte waren. Doch schon bohrte Iri die Sporen in die Flanken seines Schimmels. Gefolgt von seinen Kriegern, jagte er den Weg zur Festung hinauf. Die Pferde durchbrachen die feindlichen Linien, wie Schiffskiele, die sich einen Weg durch brausende Meereswogen bahnen. Brüllend vor Entsetzen stoben die Belagerer auseinander. Ungeachtet der schwirrenden Speere, der Schwerthiebe und Dolchstöße sprengte Iri auf das Ausfalltor zu. Plötzlich sah ich ihn das Pferd im vollen Schwung so heftig zurückreißen, dass der Schimmel sich wiehernd aufbäumte. Fast im selben Atemzug hielten die hinter ihm heranstürmenden Reiter ihre Pferde jäh an. Und als auch ich mein Reittier unwillkürlich zügelte, sah ich vor dem Ausfalltor einen einzigen Mann stehen. Hoch aufgerichtet im Flammenlicht, trotzte er den anstürmenden Reitern. Eine blutrote Federmaske verbarg sein Antlitz und in seinen mit Lederbändern umwickelten Händen funkelte, hell wie eine Fackel, das Schwert mit den sieben Klingen.

21
    M it zitternden Knien stieg ich aus dem Sattel. Wa-Uma schnaubte und schüttelte die Mähne. Mein Herz klopfte so stark, dass ich Halt an seiner bebenden Flanke

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