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Im Zeichen der Sechs

Im Zeichen der Sechs

Titel: Im Zeichen der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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ein Paar warme Titten, und das einzige, was ihn wachhielt, war der Gedanke, daß beides vielleicht nur noch einen Gewehrschuß weit entfernt war.
    Die ersten Schauspieler kamen aus ihren Wagen gewankt, als am Hotel die Triangel zum Frühstück läutete; die jüngeren streckten sich und stolzierten dann großspurig auf jene befangene, katzenhafte Art der Leute, die es gewohnt waren, bemerkt zu werden, hinüber. Sogar hier draußen am Arsch der Welt, wo sie verkatert in die Büsche pißten, ohne zu ahnen, daß Frank sie beobachtete, führten sie sich auf, als stünden sie vor Publikum.
    Kein Chinamann.
    Eine halbe Stunde verging. Das Frühstück war vorbei, die Stallknechte führten die Pferde heraus und spannten sie vor die Wagen, und die übrigen Schauspieler kamen aus dem Hotel. Frank betrachtete jedes Gesicht aufmerksam durch sein Zielfernrohr. Vier Frauen, zwölf Männer – lauter Weiße – kletterten in drei der Planwagen; ein großer, fetter, langhaariger Geck, der sich aufführte, als hätte er das Kommando, nahm die Zügel des Wagens, der etwas transportierte, das Frank für Kulissen hielt. Die Karawane war anscheinend abfahrbereit, aber sie wurde noch aufgehalten: Der fünfte Wagen, der kleinste von allen, kaum größer als ein gedeckter Einspänner, war noch leer.
    Die drei letzten Leute kamen aus dem Hotel; Frank schob sich ein paar Zoll vorwärts, legte den Finger um den Abzug und drückte das Auge an sein Zielfernrohr. Eine dunkelhaarige Frau – Gott, eine echte Schönheit mit ihren strahlenden Augen – und ein großer, langgliedriger Mann in einem dunklen, formellen Anzug, und zwischen ihnen eine gebeugte Gestalt mit langem weißen Bart und in einer höchst wunderlichen Aufmachung mit runder Pelzmütze, schwarzem Anzug und einem schweren schwarzen Mantel. Die beiden führten den alten Knacker zum letzten Wagen und halfen ihm, hinten hinaufzuklettern.
    Da stimmte etwas nicht. Frank spähte aufmerksam nach Einzelheiten. Zwischen Bart und Hut war es unmöglich, einen klaren Blick auf das Gesicht des Alten zu werfen – aber da, als er hinten auf den Wagen kletterte und sein Mantel sich ein bißchen verschob: ein dunkler Fleck seitlich auf dem weißen Hemd. War das Blut?
    Sollte er das Risiko eingehen? Sein Finger spannte sich um den Abzug.
    Überleg’s dir, Frank, sagte Mollys Stimme: Du bist immer noch ein Sträfling, und es wird dir kein Jota weiterhelfen, wenn du vor zwanzig Zeugen dem falschen Mann ein Loch in den Pelz brennst.
    Er entspannte sich.
    Laute Stimmen: Frank schwenkte das Fernrohr herum.
     
    Der langhaarige Angeber sprang vom Packwagen herunter, fuchtelte mit den Armen und kreischte die dunkelhaarige Frau an, und sie blieb ihm kein Wort schuldig. Frank konnte sie auf diese Entfernung nicht verstehen, aber der Klang ihrer Stimmen erreichte ihn mit dem Wind, und Mr. Langhaar zog deutlich den kürzeren. Schließlich klemmte er den Schwanz ein und stampfte zurück zu seinem Gefährt; die Frau kletterte hinten in den Wagen, wo sie den Alten verstaut hatten. Sie hatte ganz schön Mumm, die Kleine.
    Der Treck rollte den Canyon hinaus und den Hang hinauf zur Straße nach Westen. Der Stallbesitzer in Wickenburg, der ihnen die Wagen vermietet hatte, hatte Frank erzählt, die Schauspieler wollten zu einer religiösen Siedlung in der Wüste, zu einem Ort namens The New City, fünfundzwanzig Meilen nordnordwestlich von Skull Canyon. War in den letzten paar Jahren aus dem Boden geschossen, der Ort, stand noch nicht mal auf der Landkarte, aber wuchs schnell. Die Leute da draußen waren keine Mormonen. Schienen Christen zu sein; darüber hinaus konnte der Mann nicht mit Sicherheit sagen, was sie waren – gute Kunden aber auf jeden Fall, die immer pünktlich bezahlten. Wirkten harmlos genug, ein bißchen exzentrisch vielleicht: Bauten da irgendeine Burg aus Steinen, die sie aus den Bergen brachen. Wenn die Bürgerwehr sich an seine Anweisungen hielt und sich in der Wüste nicht hoffnungslos verirrte – ein großes Wenn –, dann würde sie bis zum späten Nachmittag in Skull Canyon sein; so lange konnte Frank nicht warten. Vielleicht war der Chinamann nicht bei der Truppe dort vorn, aber der Instinkt sagte Frank, er sollte sich diesen alten Mann im letzten Wagen mal ein bißchen genauer ansehen. Das da waren schließlich Schauspieler, und Schauspieler konnten mit Schminke umgehen.
    Er hatte noch einen anderen Grund, ihnen auf der Spur zu bleiben, auch wenn er ihn sich selbst nicht eingestehen wollte:

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