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Im Zeichen der Sechs

Im Zeichen der Sechs

Titel: Im Zeichen der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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wieder aus; in dem kurzen Augenblick der Helligkeit sahen sie eine Treppe, die von einem zentralen Flur in den ersten Stock hinauf führte. Links von ihnen befand sich eine Flügeltür, und auf dem Boden daneben stand eine Menora: der Eingang zum Gebetsraum. Geradeaus vor ihnen lag die Halle mit der Haustür. Jack setzte sich wieder in Bewegung und führte die sich vorantastende Prozession zum Fuße der Treppe. Dort blieben sie stehen.
    Oben bewegte sich noch immer jemand. Weich gepolsterte Schritte, gemessen; Pantoffeln, die über einen Teppich strichen. Jemand, der nicht gehört werden wollte.
    Jack gab den andern zu verstehen, daß sie bleiben sollten, wo sie waren. Dann stieg er lautlos die Treppe hinauf.
    Die Zeit schien stehenzubleiben. Innes und Presto wagten keinen Muskel zu regen; nur am Geräusch des Atems konnte jeder die Gegenwart des anderen spüren. Um sich zu orientieren, streckte Innes die Hand nach der Treppenwand aus; er tastete umher und fand einen runden Knopf.
    Wieder hörte man oben Schritte, die plötzlich laut und schnell wurden; etwas krachte zu Boden. Dann ein Handgemenge.
    Innes drehte den Knopf, und das Licht ging an.
    Zwei Gestalten, ganz in Schwarz, kamen die Treppe herunter auf sie zu. Für einen Augenblick erstarrten sie im Licht des Kronleuchters im Flur.
    Presto zog den Degen aus seinem Spazierstock und stürmte ihnen entgegen. Der erste Mann flankte über das Geländer und landete wie eine Katze unten in der Diele. Er rannte zur Tür und hatte eine weiche schwarze Tasche in der Hand. Innes setzte ihm nach. Der zweite zog ein Messer aus dem Ärmel. Presto stach äußerst gewandt mit seiner Degenklinge zu, durchbohrte ihm glatt die Handfläche und nagelte sie an die Wand. Der Mann ließ das Messer fallen; Presto setzte sein Gewicht ein und verpaßte seinem Gegner einen solchen Kinnhaken, daß dieser zurückflog, mit dem Kopf hart gegen die Balustrade schlug und regungslos liegenblieb.
    Innes sprintete hinter dem Mann mit der schwarzen Tasche zur Haustür hinaus, aber der war nirgends mehr zu sehen. Vorsicht, fand Innes, sei die Mutter der Porzellankiste, und so zog er sich wieder in das Innere der Synagoge zurück und schloß die Tür.
    Als Presto oben an der Treppe angekommen war, entdeckte er dort einen dritten Mann in Schwarz, der leblos auf dem Teppich lag; sein Kopf saß in merkwürdig schrägem Winkel auf dem gebrochenen Genick. Mit gezücktem Degen schlich Presto sich an die halboffene Tür heran, hinter der die Lampe, die sie gesehen hatten, immer noch brannte.
    Innes ballte die Fäuste und stieg vorsichtig über die regungslose Gestalt auf der Treppe hinweg. Als er zwei Schritte hinter ihm war, sprang der Mann plötzlich auf und hastete die Treppe hinunter. Innes warf sich über das Geländer – zum Teufel mit der Porzellankiste –, landete im Rücken des Mannes und schleuderte ihn gegen die Wand. Die gedrungene, muskulöse Gestalt blieb auf den Beinen und bäumte sich wild auf wie ein Stier, der einen Reiter von seinem Buckel abschütteln will. Innes klammerte sich in einem Würgegriff an den Hals des Mannes – so dick wie ein Hydrant – und schrie um Hilfe.
    »Festhalten!« brüllte Presto und stürmte die Treppe herunter.
    Der Mann in Schwarz bockte rückwärts und rammte Innes mehrmals gegen die Wand, bis sie schließlich an der offenen Tür zum Gebetsraum angekommen waren, wo sie durch den Mittelgang hinauftaumelten und schließlich krachend zu Boden fielen. Die kompakten Körpermassen des Mannes sackten schwer auf ihn herab, und der Aufprall trieb Innes den letzten Rest Atem aus der Lunge; keuchend schnappte er nach Luft und kroch hilflos auf Händen und Knien umher. Als Presto bei ihm angekommen war, hatte der Schwarzgekleidete sich hinter das Podest geflüchtet, und man hörte das Klirren von Glas.
    »Laufen Sie«, flüsterte Innes und winkte Presto nach hinten.
    Presto schaltete die elektrische Laterne ein und setzte dem Mann nach. Er gelangte in einen Lagerraum, schlich sich langsam an dem Schrein vorbei, in dem die Thora aufbewahrt wurde, und richtete den Lichtstrahl auf einen Vorhang, der sich blähte. Er stieß mit dem Degen hinein und riß den Vorhang dann beiseite, nur um das zerschmetterte Fenster zu erblicken, durch welches der Mann in Schwarz entkommen war.
    Innes hatte sich hingesetzt und war wieder zu Atem gekommen, als Presto zu ihm zurückkehrte.
    »Sie sind ziemlich geschickt mit dem Ding«, sagte er und deutete mit dem Kopf auf die Degenklinge, die

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