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Im Zeichen der Sechs

Im Zeichen der Sechs

Titel: Im Zeichen der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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Körper des Schauspielers bis jetzt in der Luft gehalten hatte, ließ ihn los, und er fiel schlaff wie ein loses Stück Seil auf die Sitze hinunter. Die Leute in den weißen Hemden waren so sehr damit beschäftigt, zu den Ausgängen zu stürmen, zu brüllen und zu kreischen, daß sie anfingen, übereinander weg zu klettern, und ein paar wurden in der Panik zertrampelt. Dante beugte sich auf seinem Platz weit über die Brüstung und schaute zu, und er wiegte sich vor Lachen vor und zurück: Verflucht, das war viel komischer als alles, was diese dämlichen Schauspieler aufgeführt hatten.
    Reverend Day fuhr herum und wandte sich den Männern in der Loge zu.
    »Rufen Sie die Brigade heraus«, befahl er Cornelius. »Jeder kennt seine Zuständigkeit. Folgen Sie dem Plan!«
    »Ja, Sir«, sagte Cornelius und lief hinaus.
    »Wie viele Ihrer Männer habe ich noch?« fragte der Reverend Frederick.
    »Fast sechzig«, antwortete Frederick.
    »Versammeln Sie sie zum Heiligen Werk vor der Kirche. Dann kommen Sie allein in die Kapelle und bringen mir dieses Buch, sobald unsere Gäste angekommen sind. Sie haben eine Stunde, bis das Werk beginnt.«
    »Was ist mit dem Feuer?« Frederick deutete mit dem Kopf zu den Flammen, die am Vorhang hinaufleckten.
    »Lassen Sie es brennen. Lassen Sie alles brennen.«
    Frederick winkte Dante, er solle mitkommen, und lief zum Ausgang, aber die Hand des Reverend schloß sich um Dantes Arm.
    »Nein«, sagte er. »Er bleibt bei mir.«
    Dante sah, daß Fredericks Kiefer mahlten; der Mann war wütend. Er schlug die Hacken zusammen, nickte knapp und verließ die Loge. Reverend Day streckte Dante die Hand entgegen; dieser kicherte und schmiegte sich unter den schützenden Arm, als sie die Loge verließen und draußen den Korridor hinuntergingen. Rauch wälzte sich ringsum herein und erfüllte die Luft; die Flammen breiteten sich aus, und es wurde wärmer, aber die beiden beschleunigten ihren Schritt nicht.
    »Wie fühlen Sie sich, Mr. Scruggs?«
    »Gut, Sir. Wirklich gut.«
    »Das ist schön, mein Junge. Das ist sehr schön«, sagte Reverend Day und drückte ihn fester an sich, als sie die Treppe hinuntergingen. »Das wird eine herrliche Nacht.«
     

16
     
    Als Frank die gestohlenen Gewehre erwähnte, erzählte Kanazuchi ihm von den Maschinengewehren, und beide kamen auf den Gedanken, daß dieses Lagerhaus ein guter Ort wäre, um anzufangen. Wind war aufgekommen; er wirbelte den Staub auf und machte die Luft trüb. Im Kirchturm läuteten immer noch die Glocken, und als sie sich langsam zur Hauptstraße zurückschlichen, liefen immer wieder kleine Trupps von Weißhemden mit Fackeln und Waffen an ihnen vorbei zur Stadtmitte.
    Dort erhellte ein rotes Glühen den Himmel, und sie erkannten, daß ein Feuer ausgebrochen war.
    »Sieht aus, als wäre es das Theater«, sagte Frank, als er sah, wie die Weißhemden auf die Straße strömten. »Eileen ist da drin.«
    »Sie wird weglaufen.«
    »Wohin denn? Wenn das Feuer auf diese Hütten übergreift, brennt die ganze Stadt wie Zunder.« Jacob verschwunden, Eileen irgendwo unterwegs – Scheiße, sein ganzer Plan ging zum Teufel. Frank schaute sich um und sah, daß Kanazuchi ihn musterte. »Was ist?«
    »Darf ich ein Wort des Rates anbieten?«
    »Ich schätze, dazu kennen wir einander gut genug.«
    »Ereignisse bewegen sich im Strom. Denke dir Wasser in einem Bach.«
    »Okay.« Was zum Teufel sollte das werden – eine Lektion in Naturbetrachtung?
    »Mehr Wasser bedeutet größere Kraft. Schwerer zu widerstehen.«
    »Wie bei einer Strömung.«
    »Wie bei einer Flut. Nimmt alles mit, was ihr im Wege steht. So. Hier sind wir, in der Flut.«
    Frank sah, wie eine große Zahl von Bewaffneten sich vor dem Haus der Hoffnung versammelte – in der gleichen Milizausrüstung, die er schon in der vergangenen Nacht im Dunkeln hatte herumlaufen sehen. Er erkannte Cornelius Moncrief, der umherstapfte, ein Gewehr schwenkte und Befehle brüllte.
    »Wenn man also einmal nasse Füße hat, springt man besser ganz hinein; das willst du damit sagen«, meinte Frank.
    »Wenn man einmal angefangen hat, macht man sich besser keine Sorgen mehr. Der Fluß wird dich tragen. Vertraue auf ein gutes Ende.«
    »Okay.«
    Über Kanazuchis Schulter sah Frank ein Weißhemd schimmern; jemand schlich sich von hinten durch die Gasse heran. Lässig stand er da und schwang den Gewehrkolben wie einen Baseballschläger um die Ecke. Der Schlag schmetterte den Mann gegen die Wand, er fiel zu Boden und blieb

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