Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Zeichen der Sechs

Im Zeichen der Sechs

Titel: Im Zeichen der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
Vom Netzwerk:
regungslos liegen.
    »Verdammt, es funktioniert schon«, sagte Frank.
    Es hatte keinen Sinn mehr, auf den richtigen Augenblick zum Hinüberlaufen zu warten; auf der Main Street herrschte jetzt Gedränge. Weißhemden strebten zu der Kirche am Ende der Stadt; hundert Fackeln brannten dort schon und erhellten die dunkle Fassade. Die Milizbrigade kam die Straße herunter auf sie zu marschiert, und kleine Trupps spalteten sich ab und verschwanden in den Nebenstraßen.
    Sie suchen uns, erkannten die beiden Männer.
    Sie ließen die Waffen sinken, warteten, bis ein neuer Schwall von Weißhemden die Straße verstopfte, und spazierten dann ruhig durch die Menge. Niemand griff sie an; die Miliz war noch eine Viertelmeile weit weg, und die Augen der Vorübergehenden waren allesamt starr auf die Kirche gerichtet.
    Als sie die Gasse gegenüber erreicht hatten, rannten sie los; Kanazuchi zog sein Schwert und übernahm die Führung. Bei der nächsten Kreuzung bog vor ihnen eine Patrouille der Weißhemden um die Ecke. Kanazuchi rannte geradewegs durch die vier Männer hindurch, und das Schwert in seiner Hand wirbelte so schnell herum, daß man es nicht mehr sehen konnte. Bevor jemand einen Schuß abfeuerte, fielen drei zerstückelte Leichen zu Boden. Frank tötete den vierten mit einem einzigen Schuß. Er sah eine abgetrennte Hand, die immer noch die Fackel umklammerte.
    Vor ihnen Licht und Betrieb: das Lagerhaus. Eine lange Schlange von Weißhemden stand vor dem breiten Vordertor. Schwarzhemden drinnen vor einem Stapel Kisten reichten jedem, der vorbeikam, ein Gewehr und eine Schachtel Patronen. Frank folgte Kanazuchi zum Hintereingang, und sie betraten das Lagerhaus.
    Drinnen wimmelte es von Weißhemden; sie hatten eine Kette gebildet und reichten Kisten nach vorn zur Verteilung. Die beiden gingen hinten in Deckung und sahen rechts vor sich, wie Teams von Männern in Schwarz die Maschinengewehre auf zweirädrige Karren luden; zwei der vier Gewehre wurden bereits nach vorn gefahren.
    »Gatling-Kanonen«, sagte Frank. »Scheiße, das war kein Witz.«
    »Das ist schlecht.« »Schlecht ist gar kein Ausdruck.«
    »Kannst du diese Kanonen bedienen?« fragte Kanazuchi. »Ja.«
    Als sie sich zum Gehen wendeten, kamen zwei Wachen in Schwarz mit gezogenen Revolvern zur Tür herein; sie reagierten schnell und rissen die Waffen hoch, um zu feuern. Kanazuchi rollte über den Boden, und als er auf den Knien hochkam, flog sein langes Messer zwischen ihnen hindurch und nagelte den Unterarm des einen an die Tür. Sein Finger krümmte sich noch um den Abzug, bevor der Revolver zu Boden fiel, aber die Kugel schlug in die Decke. Kanazuchi tötete ihn mit dem Grasschneider, bevor er schreien konnte.
    Der zweite Mann hatte Frank aufs Korn genommen. Der hatte keine Zeit mehr, den Henry hochzureißen; er zog seinen Colt und schoß. Der Mann ging zu Boden, aber der Schuß, den er abfeuerte, streifte Franks Gesicht; er berührte die Wange und schlug einen Splitter vom Knochen ab. Blut spritzte aus der Wunde, und der Schmerz versengte seine Nerven. Frank betastete die Wunde und erkannte, daß der Schaden nicht groß war.
    Aber der scharfe Knall der beiden Schüsse hatte alle Arbeiter im Lagerhaus innehalten lassen, und hundert Augenpaare schauten sich suchend um. Kanazuchi riß das wabi-zashi aus dem Arm des toten Wächters, und sie rannten hinaus, überquerten den freien Platz und spurteten in eine Gasse hinein. Fackeln kamen von der Main Street auf sie zu und schwenkten nach rechts. Flammen erhellten den Himmel vor ihnen, dunkles Orange und gleißendes Rot – das Feuer breitete sich aus. Hinter ihnen strömten die Männer aus dem Lagerhaus in die Seitenstraßen; die Suche verstärkte sich.
    Frank bemühte sich stolpernd, mit Kanazuchi Schritt zu halten; der Mann hatte das Nachtsehvermögen einer Katze. Fünfzig Schritt vor ihm stürmte Kanazuchi in einen vollbesetzten Hühnerstall; die Hennen stoben auseinander. Frank rang nach Atem, Kanazuchi schloß die Augen, atmete tief, lenkte seine ganze Energie nach innen und lauschte. Draußen rannte eine Gruppe vorbei und rief einer anderen etwas zu. Einen Augenblick später kam eine zweite Gruppe vorbei und lief in die entgegengesetzte Richtung.
    Das Tosen und Prasseln des Feuers kam immer näher; ferne Schreie drehten sich im Wind, und ein ausgebranntes Gebäude stürzte krachend ein. Wolken von Asche wehten vorüber, schwarze Schneeflocken. Mattroter Glanz erhellte den Hühnerstall; Frank konnte soeben die

Weitere Kostenlose Bücher