Im Zeichen der Wikinger
war, von Privatleuten gebaut wurde.«
»Die
Hunley
wurde ebenfalls von privater Hand finanziert«, belehrte ihn Perlmutter. »Genau genommen war sie bereits das dritte Boot, das Horace Hunley und seine Ingenieure bauten.
Eines ausgefeilter als das andere.«
»Mir will nicht recht einleuchten, dass dieses mysteriöse Monster nicht von einer Industrienation entworfen und gebaut wurde«, sagte Pitt, der nach wie vor skeptisch war.
»Wer weiß?«, erwiderte Perlmutter mit einem Schulterzucken. »Vielleicht hat Jules Verne von einem solchen Boot gehört und sich die Geschichte von Kapitän Nemo und seiner
Nautilus
dazu ausgedacht.«
»Schon sonderbar, dass so ein Boot, falls es tatsächlich existiert hat, fast dreißig Jahre lang rund um die Welt gefahren sein soll, ohne dass man es öfter sah, ohne dass irgendwann ein Besatzungsmitglied desertiert ist und die ganze Geschichte erzählt hat. Und wieso gibt es nicht mehr Berichte von Überlebenden, wenn es tatsächlich die Meere befuhr und allerlei Schiffe rammte und versenkte?«
»Keine Ahnung«, sagte Perlmutter bedächtig. »Ich weiß nur das, was ich in den Annalen der Seefahrtsgeschichte finden kann. Was nicht heißen muss, dass es in irgendwelchen Archiven irgendwo auf der Welt nicht noch mehr Berichte gibt, die von den Forschern noch nicht ausgewertet wurden.«
»Was ist mit Verne?«, erkundigte sich Pitt. »Es muss doch irgendwo ein Museum geben, ein Haus, in dem er einst wohnte, beziehungsweise Verwandte, die seine Papiere, seine Rechercheunterlagen und Briefe aufbewahrt haben.«
»So ist es. Gelehrte, die sich mit Verne befassen, gibt es überall. Aber Dr. Paul Hereoux, der Präsident der Jules-Verne-Gesellschaft in Amiens, Frankreich, wo Verne von 1872 bis zu seinem Tod im Jahr 1905 wohnte, gilt als der Fachmann schlechthin, was das Leben des Autors angeht.«
»Können wir uns mit ihm in Verbindung setzen?«
»Ich weiß noch etwas Besseres«, erwiderte Perlmutter. »Ich wollte ohnehin in ein paar Tagen nach Paris reisen, um in den dortigen Archiven nach Unterlagen über die
Bonhomme Richard
zu suchen, dem Schiff von John Paul Jones. Ich werde einen Abstecher nach Amiens unternehmen und mit Dr. Hereoux persönlich sprechen.«
»Mehr kann ich nicht erwarten«, sagte Pitt und stand auf.
»Ich muss weiter und mich schleunigst frisch machen. Ich bin mit Al, Loren und Dr. Egans Tochter Kelly zum Essen verabredet.«
»Bestelle ihnen meine besten Wünsche.«
Noch ehe Pitt aus der Haustür war, öffnete Perlmutter eine weitere Flasche alten Portwein.
38
Sobald er wieder in seinem Apartment im ersten Stock des Hangars war, rief Pitt Admiral Sandecker an. Anschließend duschte er, rasierte sich und zog eine legere Hose und ein Strickhemd an. Als er die Hupe des Packard hörte, schlüpfte er in ein leichtes Sportsakko und trat aus dem Hangar. Er rutschte auf den Ledersitz auf der Beifahrerseite und nickte Giordino kurz zu, der ähnlich gekleidet war wie er, nur dass er seine Jacke wegen der Wärme und der Luftfeuchtigkeit von gut fünfundneunzig Prozent, die an diesem Abend in Washington herrschte, über die Lehne gehängt hatte.
»Alles klar?«, fragte Giordino.
Pitt nickte. »Der Admiral hat eine kleine Überraschung vorbereitet, falls es Schwierigkeiten geben sollte.«
»Bist du bewaffnet?«
Pitt schlug sein Sakko zurück und zeigte ihm seinen alten Colt, der in einem Schulterholster steckte. »Und du?«
Giordino drehte sich herum, sodass die halbautomatische 40er Ruger P94 zum Vorschein kam, die er unter dem Arm trug.
»Wollen wir hoffen, dass wir zu vorsichtig waren.«
Ohne ein weiteres Wort trat Giordino die Kupplung durch, ergriff den Onyxknauf des langen, geschwungenen Schaltknüppels, legte den ersten Gang ein, ließ die Kupplung langsam kommen und trat auf das Gaspedal. Geschmeidig rollte der schwere Packard auf den Fahrweg zum Tor des Flughafens.
Ein paar Minuten später hielt Giordino vor Lorens Stadthaus in Alexandria. Pitt ging zur Haustür und klingelte. Zwei Minuten später kamen die beiden Frauen heraus. Loren, die ein Baumwolloberteil mit Rollkragenansatz und Seitenschlitzen sowie einen bis knapp über die Knöchel fallenden, glatten Rock trug, sah atemberaubend aus. Kelly trug ein besticktes Kostüm aus weichem Rayonkrepp mit einer Rüschenborde, in dem sie sehr weiblich wirkte.
Nachdem sie alle im Packard Platz genommen hatten, wobei Kelly wieder vorn neben Giordino saß, drehte der sich um und fragte Pitt: »Wohin
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