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Im Zeichen der Wikinger

Im Zeichen der Wikinger

Titel: Im Zeichen der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Sobald der getrocknet ist, stelle ich eine Matritze davon her, auf der ich sämtliche Bilder oder Inschriften herausarbeite. Selbst an den erodierten Stellen tauchen dann mitunter Zeichen oder Symbole auf, die mit bloßem Auge nicht mehr zu erkennen waren.«
    Pitt betrachtete die verästelten Zeichen. »Ein paar Buchstaben ähneln dem heutigen Alphabet.«
    »Die Inschrift setzt sich aus dem alten germanischen Futhark-Alphabet und dem späteren skandinavischen Futhark zusammen. Bei Ersterem benutzte man vierundzwanzig Runen beziehungsweise Buchstaben, beim zweiten sechzehn. Die Ursprünge der Runenschrift gerieten im Laufe der Jahrhunderte in Vergessenheit. Sie weist gewisse Ähnlichkeiten mit dem altgriechischen oder lateinischen Alphabet auf, aber die meisten Gelehrten gehen davon aus, dass sie im ersten nachchristlichen Jahrhundert bei Germanenstämmen entstand, die sich in ihrer Sprache schriftlich artikulieren wollten. Im dritten Jahrhundert hatte sie sich bis in die nordischen Länder verbreitet.«
    »Woher wollen Sie wissen, dass die Inschrift auf dem Stein nicht gefälscht ist?« Die Frage kam von Giordino, der von Haus aus skeptisch war.
    »Aus mehreren Gründen«, erwiderte Marlys liebenswürdig.
    »Erstens haben Kriminalisten und Fälschungsexperten der Polizei etliche Steine untersucht und übereinstimmend festgestellt, dass sie von ein und derselben Hand behauen wurden.
    Sämtliche typischen Kennzeichen stimmen überein. Zweitens: Wer sollte Tausende von Meilen im ganzen Land herumfahren, um Runeninschriften über eine Normannenexpedition, die nie stattfand, in Stein zu meißeln? Aus welchem Grund? Zumal sie, falls sie gefälscht sind, von jemandem stammen müssten, der bestens über Sprache und Schrift Bescheid wusste, wie moderne Runenexperten feststellten, die keinerlei Fehler im Text erkennen konnten. Und drittens wurde der Bertram-Stein nach Auskunft hiesiger Historiker von einem Stamm der Ojibwa entdeckt, die den ersten Siedlern um das Jahr 1820 davon erzählten. Danach berichteten französische Trapper davon. Es scheint mir doch sehr unwahrscheinlich, dass jemand anders die Steine behauen haben soll, und zwar lange, bevor diese Gegend besiedelt wurde. Und viertens lässt sich das Alter eines Steins, da die übliche Radio-Karbon-Methode nur bei organischen Stoffen angewandt werden kann, lediglich anhand der Erosion bestimmen. Auf Grund des Verwitterungsgrades der Inschriften und der Härte des Steins lässt sich ungefähr feststellen, wann die Runen gemeißelt wurden. Und den Spuren nach zu urteilen, die Wind, Regen und Schnee auf dem Fels hinterlassen haben, dürfte er zwischen 1000 und 1150 nach Christus entstanden sein, was durchaus nachvollziehbar wäre.«
    »Hat man in der Umgebung dieser Steine irgendwelche Artefakte gefunden?«, hakte Giordino nach.
    »Davon ist über die Jahrhunderte hinweg nichts erhalten geblieben.«
    »Das ist nicht ungewöhnlich«, sagte Pitt. »Selbst entlang Coronados Marschroute, auf der er von Mexiko bis Kansas gezogen ist, hat man kaum Hinterlassenschaften gefunden.«
    »Jetzt kommt die Millionenfrage«, sagte Giordino zu Marlys.
    »Was steht auf dem Stein?«
    Marlys holte eine CD heraus und schob sie in ihren Computer. Im nächsten Moment tauchten die Buchstaben, die mit Hilfe einer Latexfolie und eines Gipsabdrucks herausgearbeitet worden waren, klar und deutlich auf dem Bildschirm auf. Es waren vier Zeilen mit fast hundertvierzig Zeichen.
    »Den genauen Wortlaut werden wir nie herausbekommen«, sagte sie. »Aber sechs Runenspezialisten, von hier und aus Skandinavien, sind der Ansicht, dass die Inschrift folgendermaßen lautet …
    Magnus Sigvatson zog hier im Jahr 1035 durch und nahm das Land diesseits des Flusses für seinen Bruder Bjarne Sigvatson, den Führer unseres Stammes, in Besitz. Helgan Siggtrygg von Skrälingar ermordet.
«
    »
Skrälingar
kann man mit Barbaren oder Heiden übersetzen, volkstümlich vielleicht mit Tropf oder Schuft. Wir müssen davon ausgehen, dass dieser Siggtrygg bei einer Auseinandersetzung mit einheimischen Indianern ums Leben kam, den Vorfahren der Sioux und Ojibwa.«
    »Magnus Sigvatson.« Pitt sprach den Namen leise aus, betonte jede Silbe. »Der Bruder von Bjarne.«
    Marlys seufzte versonnen. »Es gibt eine Saga, in der ein Bjarne Sigvatson erwähnt wird, der mit mehreren Schiffen voller Kolonisten von Grönland aus gen Westen gefahren ist.
    In späteren Sagas heißt es, Sigvatson und seine Begleiter seien von der See

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