Im Zeichen der Wikinger
Nordamerika verfügt?«
»Indem er dafür sorgt, dass in den Vereinigten Staaten und Kanada sämtliche Beschränkungen in Bezug auf Probebohrungen und Ölförderung auf regierungseigenem Land aufgehoben werden. Indem er sämtliche Einwände von Seiten der Umweltschützer aus dem Weg räumt. Indem er Schmiergelder zahlt, bis er ganz Washington in der Hand hat. Vor allem aber, indem er die breite Masse der Bevölkerung zu Protestaktionen und Unruhen gegen ausländische Ölimporte aufwiegelt.«
»Unmöglich!«, erwiderte Loren. »So viel Macht auf Kosten eines ganzen Volkes kann kein Mensch erringen.«
»Die Protestaktionen haben bereits begonnen«, erwiderte Sally düster. »Die ersten Unruhen werden nicht mehr lange auf sich warten lassen. Sie werden es einsehen, wenn ich Ihnen von der nächsten Katastrophe berichte, die er plant. Zurzeit kann ihn kaum etwas von seinem Ziel abbringen, ein absolutes Ölmonopol zu erringen.«
»Das ist unvorstellbar.«
Sally lächelte grimmig. »Nichts und niemand kann sich ihm in den Weg stellen, und er wird nicht zögern, alle nur erdenklichen Mittel einzusetzen, um seine Ziele zu erreichen, auch Massenmord. So abgedroschen es auch klingen mag, aber es ist leider nur zu wahr.«
»Wie auf der
Emerald Dolphin
und der
Golden Marlin
.«
Sally starrte Loren verdutzt an. »Sie wissen, dass er in – diese Katastrophen verwickelt war?«
»Nachdem Sie mir erzählt haben, was Sie wissen, kann ich Ihnen getrost berichten, dass das FBI, das eng mit der NUMA zusammenarbeitet, eindeutige Beweise dafür gefunden hat, dass es sich bei diesen Katastrophen nicht um Unglücksfälle handelte, sondern dass sie von Mittelsmännern der Cerberus Corporation verursacht wurden, den so genannten Vipern.
Unseren Erkenntnissen zufolge wollte man durch den Brand auf dem Kreuzfahrtschiff und den Untergang der
Golden Marlin
Dr. Elmore Egans magnetohydrodynamische Maschinen in Misskredit bringen. Zale wollte verhindern, dass sie in die Serienproduktion gehen, weil Egan darüber hinaus ein völlig neues Schmieröl erfunden hat, das praktisch jeden Reibungsverlust aufhebt. Wenn das auf den Markt käme, ginge der Ölabsatz drastisch zurück und manch eine Raffinerie geriete in die roten Zahlen.«
»Ich hatte keine Ahnung, dass die Ermittler der Regierung über Zales geheime Söldner- und Killertruppe Bescheid wissen«, sagte Sally erstaunt.
»Hauptsache, Zale weiß es nicht.«
Niedergeschlagen breitete Sally die Hände aus. »Er weiß es.«
Loren blickte sie ungläubig an. »Wie das? Die Ermittlungen werden unter strengster Geheimhaltung durchgeführt.«
»Curtis Merlin Zale hat über fünf Milliarden Dollar ausgegeben und jeden in Washington gekauft, der ihm von Nutzen sein kann. Er hat über hundert Senatoren und Abgeordnete in der Tasche, dazu hohe Beamte in nahezu allen Regierungsbehörden, das Justizministerium eingeschlossen.«
»Können Sie Namen nennen?«, fragte Loren gespannt.
Sallys Miene wurde boshaft, geradezu gehässig. Sie holte eine Computer-Diskette aus ihrer Handtasche. »Da ist alles drauf. Zweihundertelf Namen. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie viel sie wann bekommen haben. Aber man hat mir irrtümlich eine versiegelte Akte zugesandt, die eigentlich für Sandra Delage bestimmt war, die Verwalterin des Kartells. Nachdem ich mir Kopien gemacht hatte, habe ich sie wieder versiegelt und an Sandra geschickt. Glücklicherweise ahnte sie nicht, dass ich mittlerweile Bedenken wegen meiner Zusammenarbeit mit Cerberus und meiner Mitwirkung an Zales wahnwitzigem Plan hatte, und reagierte völlig arglos.«
»Können Sie mir ein paar Namen verraten?«
»Sagen wir einfach, die Vorsitzenden von Kongress und Repräsentantenhaus sowie drei hochrangige Mitarbeiter des Weißen Hauses.«
»Auch der Kongressabgeordnete Leonard Sturgis?«
»Er steht auf der Liste.«
»Das hatte ich befürchtet«, sagte Loren aufgebracht. »Und der Präsident?«
Sally schüttelte den Kopf. »Meines Wissens will er nichts mit Zale zu tun haben. Der Präsident mag seine Fehler haben, aber diesen Öltycoon durchschaut er so weit, um zu erkennen, dass der Mann zum Himmel stinkt.«
Loren und Sally redeten fast bis drei Uhr morgens miteinander. Loren war entsetzt, als Sally ihr von Zales Vorhaben berichtete, einen Supertanker im Hafen von San Francisco in die Luft zu jagen. Schließlich schob Loren die Diskette in ihren Computer und druckte den Inhalt aus, bis sie einen Stapel Papiere hatte, der etwa so stark wie ein
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