Im Zeichen der Wikinger
Wildledergürtel geschlungen hatte, energischen Schrittes entfernte. Sie trug einen ledernen Aktenkoffer, der genauso gefärbt war wie ihr Kostüm. Es war ihr Markenzeichen.
Loren kehrte nicht in ihr Büro zurück. Da es bereits später Nachmittag war, ging sie auf direktem Weg in das unterirdische Parkhaus des Abgeordnetengebäudes. In Gedanken beschäftigte sie sich einmal mehr mit den Ereignissen des Tages, während sie ihren Wagen durch den allmählich dünner werdenden Berufsverkehr steuerte. Fünfundvierzig Minuten später war sie bei ihrem Stadthaus in Alexandria. Als sie anhielt und mittels Fernbedienung ihr Garagentor öffnete, trat eine Frau aus dem Schatten und näherte sich der Fahrerseite des Wagens. Loren wandte sich zu ihr um und ließ das Fenster herunter.
»Kongressabgeordnete Smith? Entschuldigen Sie die Störung, aber wir müssen dringend miteinander reden.«
»Wer sind Sie?«
»Ich heiße Sally Morse und bin Vorstandsvorsitzende von Yukon Oil.«
Loren musterte die Frau, die lediglich eine Jeanshose und einen hellblauen Baumwollpulli trug. Ihr aufrechter, ehrlicher Blick gefiel Loren auf Anhieb. »Gehen Sie in die Garage.«
Loren stellte den Wagen ab und schloss das Garagentor.
»Kommen Sie bitte mit ins Haus.« Sie führte sie in das ultramodern eingerichtete Wohnzimmer, dessen Mobiliar nur aus Designerstücken bestand, die eigens für sie entworfen worden waren. »Nehmen Sie bitte Platz. Möchten Sie einen Kaffee?«
»Danke, aber etwas Stärkeres wäre mir lieber.«
»Welches Gift darf’s denn sein?«, fragte Loren, während sie einen Barschrank öffnete, in dessen Glastüren ein exotisches Blütenmuster geätzt war.
»Scotch mit Eis?«
»Sehr gern.«
Loren goss einen Schuss Cutty Sark über die Eiswürfel und reichte Sally das Glas. Dann öffnete sie ein Coors-Bier und setzte sich ihr gegenüber an den Couchtisch. »Nun, Ms. Morse, wieso kommen Sie zu mir?«
»Weil Sie einen Untersuchungsausschuss des Kongresses leiten, der sich mit dem Cerberus-Konzern und seinem Einfluss auf den Ölmarkt befasst.«
Lorens Herz schlug einen Takt schneller, doch sie zwang sich dazu, ruhig zu bleiben. »Darf ich annehmen, dass Sie über Informationen verfügen, die Sie mir anvertrauen möchten?«
Sally trank einen kräftigen Schluck Scotch, verzog das Gesicht und atmete tief durch. »Ich hoffe, Sie sind sich über eines im Klaren. Von diesem Moment an befinde ich mich in höchster Lebensgefahr. Mein Besitz wird wahrscheinlich zugrunde gerichtet werden, man wird meinen Ruf ruinieren und mich um meine Stellung bringen, die ich mir in langer, harter Arbeit erworben habe.«
Loren drängte Sally nicht. »Sie sind eine sehr tapfere Frau«, sagte sie geduldig.
Sally schüttelte bekümmert den Kopf. »Eigentlich nicht. Ich habe nur das Glück, dass ich keine Angehörigen habe, die Curtis Merlin Zale ermorden oder bedrohen könnte, wie es seine Helfershelfer bei so vielen anderen getan haben.«
Lorens Blut geriet in Wallung. Die bloße Erwähnung von Zales Namen traf sie wie ein Blitzschlag.
»Sind Sie in seine kriminellen Machenschaften eingeweiht?«, erkundigte sie sich vorsichtig.
»Seit dem Zeitpunkt, als er mich angeworben und mit den Vorständen anderer großer Ölfirmen ein Kartell gebildet hat.«
»Von einem Kartell wusste ich nichts.« Loren hatte allmählich das Gefühl, dass sie auf eine Goldader gestoßen war.
»O ja, so ist es aber«, sagte Sally. »Zale wollte ein geheimes Bündnis unserer Unternehmen schmieden, das dafür sorgen sollte, dass unser Land nicht mehr von ausländischem Öl abhängig ist. Zuerst hielt ich das für ein ehrenwertes Anliegen.
Doch dann wurde mir klar, dass er nicht nur die Öllieferungen der OPEC unterbinden will, sondern dass seine Pläne weit darüber hinaus gehen.«
»Welches Ziel verfolgt er letztendlich?«
»Mächtiger als die Regierung der Vereinigten Staaten zu werden. Seinen Willen einem Land auf zwingen zu können, das so von günstigen Ölpreisen und ausreichender Versorgung abhängig ist, dass man ihm für seine Bemühungen Beifall zollen wird, ohne zu wissen, dass er uns eines Tages den Teppich unter den Füßen wegzieht, sobald er das absolute Monopol besitzt und kein ausländisches Öl mehr eingeführt werden darf.«
»Das halte ich für unmöglich«, erwiderte Loren, die die ganze Tragweite dessen, was Sally soeben gesagt hatte, noch nicht fassen konnte. »Wie soll er ein Monopol erringen, solange er über keine neuen reichen Ölfelder in
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