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Im Zeichen der Wikinger

Im Zeichen der Wikinger

Titel: Im Zeichen der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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schicksalsergeben die Arme aus. »Sandecker hat mich von dem Projekt abgezogen, und meine Liebste hat sich ohne mich davongemacht.«
    »Was ist passiert?«
    »Keiner von uns war bereit, seinen Job aufzugeben und in ein Haus im Grünen zu ziehen. Außerdem hat man ihr einen zweijährigen Forschungsauftrag in China angeboten, wo sie alte Inschriften entziffern sollte. Sie wollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen und ist mit der erstbesten Maschine nach Beijing, dem guten alten Peking, geflogen.«
    »Freut mich, dass du die Abfuhr so gut weggesteckt hast.«
    »Ach ja, es ist allemal besser, als ausgepeitscht, mit der Zunge an einen Baum genagelt und in den Kofferraum eines 1951er Nash Rambler geschmissen zu werden.«
    Pitt nahm die Tasche, machte aber keine Anstalten, den Überseekoffer aufzuheben. »Komm mit, ich zeige dir unsere Suite.«
    »Suite? Als ich das letzte Mal auf der
Encounter
war, waren die Kabinen kaum größer als Besenkammern.«
    »Seither ist nur die Bettwäsche gewechselt worden, um die Unschuldigen vor großem Übel zu beschützen.«
    »Der Kahn ist ja die reinste Gruft«, sagte Giordino und deutete über das verlassene Schiff. »Wo sind die Leute?«
    »Nur Chefmaschinist House und ich sind an Bord. Die anderen wohnen im besten Hotel der Stadt, lassen sich feiern und geben Interviews und nehmen Orden in Empfang.«
    »Soweit ich gehört habe, bist du doch der Mann der Stunde.«
    Pitt zuckte die Achseln. »Ist nicht meine Art.«
    Giordino musterte ihn bewundernd und voller Hochachtung.
    »Das passt mal wieder. Du spielst immer den Bescheidenen.
    Das mag ich so an dir. Du bist der einzige Typ, den ich kenne, der keine Fotos sammelt, auf denen er neben Prominenten steht, und sich weder Pokale noch Preise ins Badezimmer stellt.«
    »Wer sollte die auch sehen? Ich gebe kaum Partys. Und außerdem, wer schert sich darum?«
    Giordino schüttelte kurz den Kopf. Pitt ändert sich nie mehr, dachte er. Selbst wenn ihm der Präsident der Vereinigten Staaten den höchsten Orden verleihen wollte, würde Pitt ihm sein Bedauern mitteilen und behaupten, er wäre an Typhus erkrankt.
    Nachdem Giordino ausgepackt und seine Sachen verstaut hatte, betrat er Pitts Kabine und sah seinen Freund an einem kleinen Schreibtisch sitzen, wo er die Deckpläne der
Emerald Dolphin
studierte.
    »Hier, ich habe dir ein Geschenk mitgebracht.«
    »Ja, ist denn schon Weihnachten?«, fragte Pitt lachend. Er öffnete die Schachtel und seufzte. »Albert, du bist ein feiner Kerl. Eine Flasche Don Julio Reserve, feinster Tequila aus blauen Agaven.«
    Giordino hielt zwei Becher aus Sterlingsilber hoch. »Wollen wir ihn ausprobieren und uns davon überzeugen, ob er unseren Ansprüchen genügt.«
    »Was würde der Admiral dazu sagen? Willst du dich über sein zehntes Gebot hinwegsetzen? Kein Alkohol an Bord eines NUMA-Schiffes.«
    »Wenn ich nicht demnächst eine hochprozentige Medizin kriege, scheide ich womöglich dahin.«
    Pitt zog den Korkstöpsel und goss die hellbraune Flüssigkeit in die beiden Silberbecher. »Auf eine erfolgreiche Tauchfahrt zum Wrack der
Emerald Dolphin
«, sagte er, als sie anstießen.
    »Und auf eine unversehrte Rückkehr ans Sonnenlicht«, erwiderte Giordino, während er einen Schluck Tequila auf der Zunge zergehen ließ. »Wo genau ist sie untergegangen?«
    »An der westlichen Abbruchkante des Tonga-Grabens.«
    Giordino zog die Augenbrauen hoch. »Dort ist es ziemlich tief.«
    »Ich schätze, dass sie in etwa fünftausendachthundert Metern liegt.«
    Giordino riss die Augen auf. »Welches Tauchboot willst du benutzen?«
    »Die
Abyss Navigator
. Sie wurde für solche Einsätze gebaut.«
    Giordino zögerte einen Moment, während seine Miene zusehends mürrischer wurde. »Du bist dir natürlich darüber im Klaren, dass sechstausend Meter das Äußerste sind, was sie schafft, und dass sie in dieser Tiefe erst noch erprobt werden muss.«
    »Das ist doch die beste Gelegenheit, um festzustellen, ob die Konstrukteure was von ihrem Handwerk verstehen«, erwiderte Pitt leichthin.
    Giordino reichte Pitt seinen leeren Becher. »Ich glaube, ich brauche noch eine Ration. Wenn ich’s mir recht überlege, brauche ich eher zehn oder zwölf, sonst mach ich von hier bis zum Tonga-Graben kein Auge zu, weil ich ständig von implodierenden Tauchbooten träume.«
    Bis Mitternacht saßen sie in Pitts Kabine, tranken den alten Tequila, erzählten sich Kriegsgeschichten und wärmten die Abenteuer auf, die sie im Lauf der Jahre

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