Im Zeichen der Wikinger
hatten. Die Fluglinien stellten zusätzliche Maschinen bereit, um sie in ihre Heimatstädte zu fliegen. Hochrangige Mitglieder der neuseeländischen Regierung sowie der amerikanische Botschafter führten das Empfangskomitee an. Scharenweise belagerten die Nachrichtenreporter die Überlebenden, die so schnell wie möglich an Land gehen wollten, um ihre Freunde und Verwandten von ihrer Rettung zu verständigen.
Für die Presse war es das größte Ereignis in der jüngeren Geschichte des Landes, zumal sie mit der heroischen Rettungsaktion durch die Besatzungsmitglieder und Wissenschaftler an Bord der
Deep Encounter
eine Aufsehen erregende Schlagzeile hatten.
Die Ermittlungen zu der Brandkatastrophe waren bereits in die Wege geleitet. Der Großteil der Passagiere beantwortete bereitwillig alle Fragen zum Verhalten der Mannschaft. Den überlebenden Besatzungsmitgliedern, die von den Anwälten der Reederei zum Stillschweigen aufgefordert worden waren, wies man für unbegrenzte Zeit Quartiere zu, bis sie im Zuge der Untersuchungen vernommen worden waren und ihre Aussagen gemacht hatten.
War die Stimmung bei der Ankunft der
Earl of Wattlesfield
eher gedämpft gewesen, so geriet der Empfang, den man der
Deep Encounter
bereitete, zu einem wilden, ausgelassenen Volksfest. Als das Forschungsschiff die Cook-Straße passierte und Wellington anlief, kam ihm eine kleine Flotte privater Jachten entgegen, die sich bald zu einer Armada von Schiffen jedweder Bauart auswuchs, als es in den Hafen einfuhr.
Löschboote sprühten hohe Wasserschleier in die Luft, die wie Regenbogen in der gleißenden Sonne schillerten, während sie das Schiff zum Kai geleiteten.
Die Menschen, die sich um das Hafenbecken drängten, sahen den zerkratzten türkisfarbenen Anstrich und die geplatzten Platten am Rumpf, den sich das Schiff im Laufe der Rettungsaktion an dem Kreuzfahrer eingeschlagen hatte. Kapitän Burch musste zum Megafon greifen, um inmitten der Luftschlangen und Konfettischauer, der Jubelrufe, dem tausendfachen Hupen der Autos, dem Läuten der Kirchenglocken und dem Heulen der Schiffssirenen seine Befehle für das Anlegemanöver zu erteilen.
Die Besatzung und die Wissenschaftler hatten keine Ahnung, dass sie über Nacht weltberühmt geworden waren und als Helden gefeiert wurden. Erstaunt standen sie angesichts des lautstarken Empfangs da und konnten kaum glauben, dass er ihnen galt. Müde und mitgenommen wirkten sie allerdings auch nicht mehr. Beim Anblick der Armada, die sie in Empfang nahm, hatten sie sich alle in kürzester Zeit zurechtgemacht und ihre besten Sachen angezogen. Die Frauen trugen Kleider, die männlichen Wissenschaftler lange Hosen und Sportsakkos, die Besatzung die NUMA-Uniform. Alle waren auf dem Arbeitsdeck angetreten, auf dem sich nur mehr die beiden Tauchboote befanden, und winkten zurück.
Kelly, die hoch oben auf der Brückennock neben Pitt stand, war bei dem Anblick einerseits freudig erregt, andererseits aber auch bedrückt, weil sie wünschte, ihr Vater könnte all das miterleben. Sie wandte sich um und schaute Pitt in die Augen.
»Ich nehme an, jetzt heißt es Abschied nehmen.«
»Fliegen Sie in die Staaten zurück?«
»Sobald ich einen freien Platz bekomme, fliege ich mit der nächstbesten Maschine heim.«
»Wo sind Sie daheim?«, fragte er.
»In New York«, erwiderte sie und fing eine Luftschlange, die auf sie herabsegelte. »Ich besitze ein Brownstone-Haus an der Upper West Side.«
»Leben Sie allein?«
»Nein.« Sie lächelte. »Ich habe eine getigerte Katze namens Zippy und einen Basset, der Shagnasty heißt.«
»Ich komme nicht oft in die Stadt, aber wenn ich das nächste Mal da bin, lade ich Sie zum Essen ein.«
»Nichts dagegen.« Sie schrieb ihre Telefonnummer auf ein Blatt Papier und gab es ihm.
»Sie werden mir fehlen, Kelly Egan.«
Sie blickte in diese unglaublichen Augen und sah, dass er es ernst meinte. Mit einem Mal stieg ihr das Blut zu Kopf, und sie spürte, wie ihre Knie weich wurden. Sie hielt sich an der Reling fest, fragte sich, was mit ihr los war. Ohne zu wissen, wie ihr geschah, stellte sie sich auf die Zehenspitzen, schlang die Arme um Pitts Hals, zog ihn zu sich herab und küsste ihn lang und innig auf den Mund. Sie hatte die Augen geschlossen, wie er verwundert feststellte, als er seine angenehm überrascht aufriss.
Dann ließ sie ihn los und versuchte, so gefasst wie möglich zu wirken. »Vielen Dank, Dirk Pitt, dass Sie mir das Leben gerettet haben, und noch für viel,
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