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Im Zeichen der Wikinger

Im Zeichen der Wikinger

Titel: Im Zeichen der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Meeresgetier in das Wrack vorgedrungen und hatte sich dort häuslich niedergelassen. Sie entdeckten etliche Fische mit langen Rattenschwänzen, eine Krabbenart und eine Meeresschnecke, die den Weg in die schartigen Trümmer gefunden hatten.
    Das ausgebrannte Innere des Schiffes sah bedrohlich aus, zumal eine leichte Strömung ging, doch Giordino hatte keine Mühe, die
Navigator
auf Kurs zu halten. Undeutliche Umrisse tauchten aus der Düsternis auf – die Überreste der Decks und Schotten. Pitt musterte die Pläne, blickte immer wieder aus dem Bullauge und versuchte festzustellen, über welches Deck sie zur Kapelle gelangen konnten.
    »Geh hoch zu Deck vier«, ordnete Misty an. »Dort ist die Einkaufsstraße, die zur Kapelle führt.«
    »Mal sehen, ob wir dort reinkommen«, sagte Pitt.
    Langsam steuerte Giordino das Tauchboot mit Hilfe der Strahltriebwerke nach oben, ohne weitere Gewichte abzuwerfen. Sobald sie das von Misty vorgeschlagene Deck erreicht hatten, hielt er die
Navigator
etwa eine Minute in der Schwebe, während beide Männer in das Wrack starrten, das jetzt von den vier vorderen Scheinwerfern ausgeleuchtet wurde. Überall hingen geschmolzene Rohre und Stromkabel herab, die wie verhedderte Tentakel wirkten. Pitt schaltete die Kameras ein und nahm das Chaos auf.
    »Da kommen wir nie und nimmer vorbei«, sagte Giordino.
    »Vorbei nicht«, erwiderte Pitt, »aber durch. Stoß mit dem Bug gegen die Rohre vor uns.«
    Ohne zu widersprechen, lenkte Giordino das Tauchboot in das Gewirr aus geschmolzenen Rohren, die vom darüber liegenden Deck herunterhingen. Sie gaben nach, zerbröselten, als wären sie aus billigem Gips gemacht, und lösten sich in einer Aschewolke auf, durch die das Boot mühelos hindurchglitt.
    »Recht hast du gehabt«, murmelte Giordino.
    »Ich dachte mir doch, dass sie porös sein müssten, nachdem sie einer derart starken Hitze ausgesetzt waren.«
    Sie schwebten durch die verkohlten Überreste der Einkaufsstraße. Nichts war von dem einstmals drei Stockwerke hohen Prachtboulevard mit seinen schicken Boutiquen übrig geblieben – alles war bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Nur mehr schwarze und verzogene Schotten deuteten darauf hin, wo sie sich einst befunden hatten. Vorsichtig steuerte Giordino um und über die Trümmerhaufen, die wie mit schartiger schwarzer Lava überzogene Hügelketten aufragten.
    Misty war unheimlich zumute, mehr noch als den beiden Männern, als sie sich vorstellte, dass hier einst Menschen umhergeschlendert waren, Männer vor den Schaufenstern gestanden hatten, während die Frauen einkauften; dass hier Kinder lachend vor ihren Eltern hergelaufen waren. Sie meinte fast, die Geister zu sehen, die hier umgingen. Die meisten Passagiere waren dem Tod entronnen und befanden sich mittlerweile auf dem Weg nach Hause, doch sie nahmen Erinnerungen mit, die sie bis an ihr Lebensende verfolgen würden.
    »Viel gibt’s nicht zu sehen«, sagte Giordino.
    Pitt betrachtete das Werk der Zerstörung. »Auf diesen Schrotthaufen wird kein Wracksucher Zeit oder Geld verschwenden.«
    »Da würde ich nicht drauf wetten. Du weißt doch, wie es läuft. In zwanzig Jahren wird irgendwer behaupten, im Safe des Zahlmeisters wäre beim Untergang eine Million Dollar in bar gewesen. Fünfzig Jahre später sind daraus fünfzig Millionen Dollar in Silberbarren geworden. Und in zweihundert Jahren wird es heißen, sie wäre mit Gold im Wert von einer Milliarde Dollar gesunken.«
    »Schon verblüffend, wenn man bedenkt, dass im letzten Jahrhundert weitaus mehr Geld für Suchaktionen unter Wasser ausgegeben wurde, als man je gefunden hat.«
    »Bezahlt gemacht haben sich eigentlich nur die
Edinburgh
, die
Atocha
und die
Central America

    »Die berühmten Ausnahmen von der Regel«, meinte Pitt.
    »Das Meer birgt mehr Schätze als nur schnödes Gold«, sagte Misty.
    »Genau«, erwiderte Pitt. »Schätze, die erst noch entdeckt werden müssen und die nicht von Menschenhand stammen.«
    Sie verstummten, als etliche heruntergestürzte Träger den Weg versperrten. Behutsam lotste Giordino die
Navigator
durch das Gewirr, konnte aber nicht verhindern, dass die Farbe an einer der Schlittenkufen zerkratzt wurde. »Das war knapp«, stöhnte er. »Jetzt wird’s bloß noch kitzlig, wenn wir wieder raus wollen.«
    »Wir kommen zur Kapelle.«, meldete Misty.
    »Wie kannst du das in diesem Chaos feststellen?«, fragte Pitt.
    »Es gibt immer noch ein paar Anhaltspunkte, an denen ich mich anhand der Pläne

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