Im Zeichen der Wikinger
Meter über dem Boden. Ich will mir den Kiel ansehen.«
Giordino steuerte die
Sea Sleuth
langsam um den Boden des Hecks herum, das fast aufrecht am Meeresgrund lag. Vorsichtig tastete er sich über und um die Trümmer herum, stoppte das AUV dann und hielt es an einer Stelle in der Schwebe, an der das Achterschiff aufgerissen war. Der mächtige stählerne Kiel steckte nicht im Schlick, sodass die verzogenen und nach unten gewölbten Platten an der Bruchkante deutlich zu sehen waren.
»Das kann nur Sprengstoff gewesen sein«, stellte Pitt fest.
»Sieht allmählich so aus, als ob der Boden weggesprengt wurde«, sagte Giordino. »Die Spanten und Streben im Rumpf, die durch das Feuer und die Explosion in Mitleidenschaft gezogen wurden, sind dann durch den zunehmenden Wasserdruck beim Untergang auseinander gebrochen.«
»Das würde auch das jähe Sinken erklären«, warf Burch ein.
»Nach Aussage des Schlepperkapitäns ist sie so schnell untergegangen, dass sie sein Boot fast mit in die Tiefe gerissen hätte.«
»Was wiederum darauf schließen lässt, dass irgend jemand einen Grund hatte, das Schiff in Brand zu setzen und es dann an der tiefsten Stelle des Meeres zu versenken, damit niemand das Wrack untersuchen kann.«
»Eine durchaus berechtigte Vermutung«, sagte Jim Jakubek, der Hydrograph des Teams. »Aber wo sind die Beweise? Wie lässt sich das vor Gericht untermauern?«
Pitt zuckte die Schultern. »Gar nicht, schlicht und einfach.«
»Und was unternehmen wir nun?«, fragte Misty.
Nachdenklich starrte Pitt auf die Monitore. »Die
Sea Sleuth
hat ihre Aufgabe erledigt und uns gezeigt, dass die
Emerald Dolphin
nicht durch höhere Gewalt zerstört wurde. Jetzt müssen wir tiefer schürfen und genügend Beweise für ein Ermittlungsverfahren beibringen, Beweise, die uns zu der Mörderbande führen, die verantwortlich dafür ist, dass ein herrliches Schiff untergegangen ist und mehr als hundert Menschen in den Tod gerissen hat.«
»Tiefer schürfen?«, fragte Giordino und grinste, als wüsste er die Antwort bereits.
Pitt warf seinem Freund einen verschwörerischen Blick zu.
»Wir zwei tauchen mit der
Abyss Navigator
zum Wrack und holen uns was Handfestes.«
13
»Wir sind ausgeklinkt«, sagte Giordino und deutete zu dem Taucher draußen vor dem dicken Fenster, der den Haken und die Trosse von der
Abyss Navigator
gelöst hatte. Dann wartete er, bis der Mann das Tauchboot ein letztes Mal überprüfte, ehe er die Ballasttanks flutete und die langsame Fahrt zum Meeresgrund antrat. Nach ein paar Minuten beugte sich der Taucher vor eines der vier Bullaugen und reckte den Daumen hoch.
»Alle Systeme sind klar«, teilte Pitt der Besatzung der
Deep Encounter
mit, die von der Leitzentrale aus die Tauchfahrt überwachte.
»Von hier aus sieht alles gut aus«, erwiderte Burch. »Wir sind bereit.«
»Flute jetzt die Tanks«, sagte Giordino.
Die
Abyss Navigator
sank in die Tiefe, sobald die oberen Ballasttanks mit Wasser gefüllt wurden. Am Meeresgrund allerdings war der Außendruck zu hoch, als dass sie leer gepumpt werden konnten; deshalb wurden am Boden des Tauchboots angebrachte Gewichte abgeworfen, damit es wieder an die Oberfläche trieb.
Das Nervenzentrum der viersitzigen
Abyss Navigator
war eine aus einer Titanlegierung bestehende Kugel, in der der Pilot und der Techniker saßen, der die Lebenserhaltungssysteme überwachte und die Außenscheinwerfer, die Kameras und die beiden Greifarme bediente. Letztere ragten unter dem runden Druckkörper hervor wie Roboterarme aus einem Science-Fiction-Film. Unter den mechanischen Klauen befand sich ein Metallkorb, in dem am Meeresgrund aufgelesene Gegenstände verstaut werden konnten. An dem Rohrrahmen rund um die kugelförmige Steuerzentrale waren die druckfesten Gehäuse für die Elektronik, die Batterien und die Funkanlage angebracht. Obwohl sie ähnlichen Zwecken dienten und im Grunde genommen über die gleichen Geräte verfügten, gab es einen wesentlichen Unterschied zwischen der
Navigator
und der
Sleuth –
Letztere war ein Roboter, während in der
Navigator
Menschen saßen.
Auf dieser Fahrt waren es drei Personen. Misty Graham hatte sich Pitt und Giordino aus zweierlei Gründen angeschlossen.
Erstens, weil sie sich mit Feuereifer auf sämtliche Aufgaben stürzte, die sie in Angriff nahm, und jede freie Minute genutzt hatte, um sich mit den Bauplänen der
Emerald Dolphin
zu befassen, sodass sie die einzelnen Sektionen besser als jeder andere an Bord des
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