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Im Zeichen der Wikinger

Im Zeichen der Wikinger

Titel: Im Zeichen der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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hinaus auf die Brückennock. Er richtete das starke Glas in die Ferne und sah ein leuchtend orange und weiß gestrichenes Boot, das zusehends größer wurde, als es durch das Wasser pflügte und auf die
Deep Encounter
zukam. Kein Grund zur Besorgnis. Das nahende Boot stellte allem Anschein nach keine Gefahr dar.
    »Was ist das Ihrer Meinung nach?«, fragte Delgado.
    »Ein Arbeitsboot, offenbar ein Bohrinselversorger von einer Ölfirma, ziemlich groß«, erwiderte Burch. »Und der Gischt nach zu schließen, die über den Bug fliegt, auch ziemlich schnell. Macht mindestens dreißig Knoten.«
    »Ich frage mich bloß, woher es kommt. Hier gibt’s im Umkreis von tausend Meilen keine Bohrinsel.«
    »Mich interessiert eher, was die von uns wollen.«
    »Hat es einen Namen oder ein Firmenzeichen am Rumpf?«
    »Eigenartig«, erwiderte Burch bedächtig, »der Name am Bug wurde überstrichen, desgleichen das Firmenemblem.«
    Wie auf Stichwort kam der Funker auf die Brückennock gestürmt. »Ich habe den Skipper des Arbeitsbootes einer Ölfirma am Apparat«, sagte er.
    Der Kapitän klappte einen wasserdichten Kasten auf und schaltete die Lautsprecher auf der Brückennock ein. »Hier spricht Kapitän Burch vom NUMA-Schiff
Deep Encounter
.
    Schießen Sie los.«
    »Kapitän Wheeler vom Arbeitsboot
Pegasus
der Mistral Oil Company. Haben Sie einen Arzt an Bord?«
    »Bestätigt. Worum geht es?«
    »Wir haben einen Schwerverletzten.«
    »Gehen Sie längsseits. Ich schicke unseren Schiffsarzt rüber.«
    »Wir bringen ihn lieber an Bord Ihres Schiffes. Wir haben weder eine Krankenstation noch Medikamente oder Verbandszeug.«
    Burch schaute Delgado an. »Haben Sie das gehört?«
    »Höchst sonderbar«, erwiderte Delgado.
    »Ganz meine Meinung«, bestätigte Burch. »Dass ein Arbeitsboot keinen Arzt an Bord hat, kann ich ja verstehen. Aber kein Verbandsmaterial? Das kann nicht sein.«
    Delgado stieg den Niedergang hinab. »Ich trommle ein paar Mann zusammen und lasse eine Tragbahre ausbringen.«
    Das Arbeitsboot drehte etwa fünfzehn Meter neben dem Forschungsschiff bei. Ein paar Minuten später wurde ein Beiboot mit vier Mann Besatzung und der quer über eine Sitzreihe gelegten Bahre mit dem in Decken gehüllten Verletzten zu Wasser gelassen. Kurz darauf lag es im Seegang schaukelnd neben dem Rumpf der
Deep Encounter
. Im nächsten Moment sprangen drei der Männer an Bord, stießen die Besatzungsmitglieder der
Deep Encounter
rüde beiseite und hievten den Verletzten aufs Arbeitsdeck.
    Sie rissen die Decken weg, griffen zu den automatischen Waffen, die darunter versteckt waren, und richteten sie auf Burchs Leute. Der Mann auf der Bahre sprang auf, ließ sich ein Sturmgewehr reichen und stürmte über den Aufgang an Steuerbord zum Brückendeck.
    Burch und Delgado war sofort klar, dass es sich um einen Überfall handelte. Wenn sie auf einem Handelsschiff oder einer Privatjacht gewesen wären, hätten sie sofort den Waffenschrank aufgesperrt und die Gewehre ausgeteilt. Doch nach internationalem Seerecht durfte ein Forschungsschiff keine Waffen an Bord haben. Daher blieb ihnen nichts anderes übrig, als hilflos abzuwarten, bis der Seeräuber auf die Brücke kam.
    Er sah nicht aus wie der klassische Pirat – er hatte weder ein Holzbein noch eine Augenklappe oder einen Papagei, der auf seiner Schulter hockte. Er wirkte eher wie ein leitender Angestellter. Vorzeitig ergraute Haare, das Gesicht leicht von der Sonne gebräunt, mittelgroß, schlank um Bauch und Taille.
    Er war leger gekleidet, trug ein Golfhemd und Bermudashorts, war es aber offenbar gewohnt, dass man ihm gehorchte. Er wirkte geradezu höflich. Er legte die Waffe nicht auf Burch und Delgado an, sondern hielt sie lässig nach oben gerichtet im Arm.
    Einen Moment lang musterten sie einander argwöhnisch.
    Dann würdigte der Seeräuber Delgado keines Blickes mehr und wandte sich an Burch. »Kapitän Burch, nehme ich an«, sagte er auf Englisch mit amerikanischem Akzent.
    »Und wer sind Sie?«
    »Mein Name spielt keine Rolle«, erwiderte der Seeräuber mit schnarrendem Tonfall, der an eine Eisensäge erinnerte. »Ich gehe davon aus, dass Sie keinen Widerstand leisten.«
    »Was, zum Teufel, haben Sie auf meinem Schiff verloren?«, herrschte Burch ihn an.
    »Wir beschlagnahmen es«, erwiderte der Seeräuber schroff.
    »Niemand wird zu Schaden kommen.«
    Burch starrte ihn ungläubig an. »Dieses Schiff ist Eigentum der amerikanischen Regierung. Niemand gibt Ihnen das Recht, einfach an

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