Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Zeichen der Wikinger

Im Zeichen der Wikinger

Titel: Im Zeichen der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
Tauchboots nur rund knapp anderthalb Meter aus dem Wasser ragte, wurde derjenige, der auf Posten stand, klatschnass, wenn die Wogen über den Lukenrand schwappten.
    Giordino hatte sämtliche Gewichte abgeworfen, dennoch geriet das schwerfällige Boot immer wieder unter die Wellenkämme.
    Zudem stampfte und rollte die
Abyss Navigator
ganz fürchterlich. Aber glücklicherweise hatten die Insassen fast ihr halbes Leben auf dem Meer verbracht, sodass sie schon seit langem gegen Seekrankheit gefeit waren.
    Pitt ließ sich das Klemmbrett geben, auf dem sich Misty Notizen gemacht hatte, und schnitzte mit seinem Schweizer Offiziersmesser aus der Plastikauflage eine Speerspitze.
    Während Giordinos Wache harpunierte er damit einen rund neunzig Zentimeter langen Weißspitzen-Marderhai. Anschließend gönnten sie sich ein Festmahl und spülten das tranig schmeckende Fleisch mit ihrem letzten Wasser hinunter.
    Als Misty Wache hielt, tauchte ein Flugzeug auf und näherte sich ihnen bis auf etwa eine Meile. Aber obwohl sie wie wild mit der Bodenmatte winkte, flog es weiter. »Das war ein Suchflugzeug!«, rief sie und konnte ihre Erregung kaum bezähmen. »Es ist genau über uns hinweggeflogen, ohne uns zu sehen.«
    »Wir sind ziemlich schwer auszumachen«, erinnerte Pitt sie.
    Giordino nickte zustimmend. »Aus über hundertfünfzig Metern Höhe entdecken sie uns nie und nimmer. Unser Turm ist zu klein. Von da oben sehen wir aus wie ein Fliegenschiss auf einem Scheunentor.«
    »Oder wie ein Penny auf einem Golfplatz«, ergänzte Pitt.
    »Wie sollen sie uns denn dann jemals finden?«, fragte Misty, die zusehends die Fassung verlor.
    Pitt schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln und nahm sie in die Arme. »Das Gesetz der Wahrscheinlichkeit spricht für uns«, sagte er. »Irgendwann müssen sie auf uns stoßen.«
    »Außerdem«, fiel Giordino ein, »sind wir Glückspilze.
    Stimmt’s, mein Guter?«
    »Die größten, die es gibt.«
    Misty wischte sich die feuchten Augen ab, zupfte ihre Bluse und die Shorts zurecht und fuhr sich mit der Hand durch die kurzen Haare. »Verzeiht mir. Aber ich bin nicht so taff, wie ich dachte.«
    In den nächsten beiden Tagen mussten sich Pitt und Giordino mächtig anstrengen, um ihre gute Laune zu behalten, als drei weitere Maschinen über sie hinwegflogen, ohne sie zu entdecken. Pitt versuchte, sie per Walkie-Talkie zu erreichen, aber sie waren zu weit entfernt. Der Anblick der Maschinen, die die See absuchten und ihnen so nahe kamen, ohne sie zu entdecken, schlug ihnen aufs Gemüt. Nur das Wissen darum, dass der Admiral mit Sicherheit seinen ganzen Einfluss geltend machte, um eine umfassende Suchaktion in die Wege zu leiten, gab ihnen neuen Mut.
    Der graue Himmel, unter dem sie den ganzen Tag dahingetrieben waren, klarte bei Sonnenuntergang auf, färbte sich im Westen orange, wurde dann zusehends fahler und nahm im Osten einen samtigen Blauton an. Giordino hatte sich über die Brüstung des Turmes gebeugt und hielt Wache. Nach kurzer Zeit verfiel er in seine alte Angewohnheit und machte gelegentlich ein kurzes Nickerchen, um eine Viertelstunde später, fast auf die Minute genau, wieder aufzuwachen. Nachdem er bereits zum zehnten Mal den Horizont abgesucht hatte, ohne irgendwo ein Licht zu sehen, döste er wieder ein.
    Als er das nächste Mal zu sich kam, hörte er Musik. Zunächst meinte er zu träumen. Er streckte die Hand aus und spritzte sich eine Ladung Seewasser ins Gesicht.
    Er hörte immer noch Musik.
    Jetzt erkannte er auch die Melodie. Es waren die »Geschichten aus dem Wienerwald«. Da draußen in der Nacht erklang ein Strauß-Walzer. Dann bemerkte er ein Licht. Zunächst sah es aus wie ein Stern, aber es bewegte sich langsam am Horizont im Westen voran. Bei Nacht und auf dem Wasser ließ sich die Entfernung nur schwer einschätzen, aber Giordino hätte schwören können, dass die Musik und das Licht allenfalls vierhundert Meter weit weg waren.
    Er sprang nach unten, schnappte sich die Stablampe und kletterte wieder durch die Turmluke hinauf. Jetzt konnte er die undeutlichen Umrisse eines kleinen Bootes erkennen, die gedämpften Lichter, die durch viereckige Fenster fielen. Ein ums andere Mal, so schnell er den Daumen bewegen konnte, schaltete er die Lampe ein und aus und brüllte dabei wie ein wild gewordener Bock.
    »Hierher! Hierher!«
    »Was ist los?«, rief Pitt von unten.
    »Da draußen ist irgendein Boot!«, schrie Giordino zurück.
    »Ich glaube, es kommt auf uns zu!«
    »Schieß eine

Weitere Kostenlose Bücher