Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Zeichen der Wikinger

Im Zeichen der Wikinger

Titel: Im Zeichen der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
Haarsträhnen, die er quer über den Kopf gekämmt hatte, und der billigen Armbanduhr an seinem Handgelenk wirkte er wie ein langweiliger, farbloser Bürohengst, der tagein, tagaus in einem Kabuff hinter dem Wasserspender mehr oder weniger unauffällig vor sich hinwerkelt.
    Doch Gunn war alles andere als farblos. Er war Bester seines Jahrgangs auf der Marineakademie in Annapolis gewesen und hatte mit Auszeichnung bei der US-Navy gedient, bevor er sich Sandecker anschloss und als stellvertretender Direktor und Einsatzleiter zur NUMA ging. Bekannt für seinen messerscharfen Verstand wie auch für seine praktische Veranlagung und sein Organisationstalent, sorgte er dafür, dass die NUMA so rationell und zugleich leistungsfähig war wie keine andere Regierungsbehörde. Gunn war ein guter Freund von Pitt und Giordino, und häufig unterstützte und deckte er deren wilde, abenteuerliche Unternehmungen, auch wenn sie Sandeckers Anweisungen zuwiderliefen.
    »Entschuldigen Sie die Störung, Admiral, aber wir haben ein ernstes Problem.«
    »Worum geht’s denn diesmal?«, fragte Sandecker. »Überziehen wir mal wieder bei einem Projekt unseren Etat?«
    »Ich fürchte, es handelt sich um etwas weit Schlimmeres.«
    Erst jetzt blickte der Admiral von seinen Papieren auf. »Was liegt an?«
    »Die
Deep Encounter
ist mit allen Mann an Bord spurlos verschwunden.«
    Der Admiral verzog keine Miene. Er ließ sich keinerlei Überraschung anmerken, schaute ihn nicht fragend an. Wiederholte auch nicht das Wort »verschwunden«. Er saß ruhig da und wartete darauf, dass Gunn ihn aufklärte.
    »Sämtliche Anfragen über Funk und Satellitentelefon blieben unbeantwortet –«, fuhr Gunn fort.
    »Dafür könnte es hunderte von Gründen geben. Vielleicht sind die Fernmeldeanlagen ausgefallen«, warf Sandecker ein.
    »Sie haben Ersatzanlagen«, sagte Gunn geduldig. »Die können nicht alle versagen.«
    »Seit wann haben sie sich nicht mehr gemeldet?«
    »Seit zehn Stunden.« Gunn machte sich auf den Ausbruch gefasst, der mit Sicherheit kam.
    Diesmal reagierte Sandecker wie erwartet. »Zehn Stunden! Ich habe ausdrücklich die Anweisung gegeben, dass sich jedes Forschungs- und Vermessungsschiff im Einsatz alle zwei Stunden bei unserer Fernmeldeabteilung melden, seine Position durchgeben und Bericht erstatten soll.«
    »Ihre Anweisungen wurden vorschriftsmäßig eingehalten.
    Die
Deep Encounter
hat sich regelmäßig gemeldet.«
    »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
    »Jemand, der behauptet, er wäre Kapitän Burch, hat alle zwei Stunden Verbindung mit uns aufgenommen und uns über die Untersuchung des Wracks der
Emerald Dolphin
auf dem Laufenden gehalten. Wir wissen aber, dass es nicht der Kapitän war, weil unser Sprachaufzeichnungssystem in der Fernmeldeabteilung das Stimmprofil nicht angenommen hat. Jemand hat versucht, ihn zu imitieren. Und er hat sich dabei ziemlich dilettantisch angestellt.«
    Sandecker achtete auf jedes einzelne Wort und überlegte unterdessen, welche Folgen sich aus dem, was Gunn ihm berichtete, ergeben könnten. »Sind Sie sich dessen sicher, Rudi?«
    »Absolut sicher. Das kann ich offen und ehrlich sagen.«
    »Mir leuchtet nicht ein, dass sich das Schiff mitsamt der Besatzung einfach in Luft aufgelöst hat.«
    Gunn nickte. »Als mich unsere Fernmeldeabteilung darauf aufmerksam gemacht hat, habe ich mir die Freiheit genommen und einen Freund bei der National Oceanic Atmospheric Agency Fotos von Wettersatelliten aus der Gegend auswerten lassen, in der die
Deep Encounter
im Einsatz war. Auf den Vergrößerungen ist im Umkreis von hundert Meilen kein Schiff zu sehen.«
    »Wie waren die Wetterverhältnisse?«
    »Klarer Himmel und ruhige See bei einer Windgeschwindigkeit von etwa sechzehn Kilometern pro Stunde.«
    Sandecker versuchte trotz aller Zweifel sämtliche Unwägbarkeiten durchzugehen. »Das Schiff kann nicht einfach gesunken sein. Es hatte keine Chemikalien an Bord, die es hätten zerstören können. Unmöglich, dass es einfach in die Luft geflogen ist. Ein Zusammenstoß mit einem anderen Schiff vielleicht?«
    »Sie befand sich abseits aller Schifffahrtswege, und kein anderes Schiff war in der Nähe.«
    »Jemand, der sich mit verstellter Stimme bei uns meldet.«
    Der Admiral musterte Gunn mit durchdringendem Blick. »Was Sie da sagen, Rudi, deutet darauf hin, dass die
Deep Encounter
entführt wurde.«
    »Es sieht allmählich so aus«, bestätigte Gunn. »Wenn sie nicht von einem unbekannten U-Boot versenkt wurde, was

Weitere Kostenlose Bücher