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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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bemessen und so wertvoll, dass andere darauf aufpassten, dass sie nicht vertan wurde, auch nicht von ihm selbst. So waren es am Ende diese anderen, die darüber entschieden, was er zu lesen bekam und was nicht. Obwohl also Ryan derjenige war, der die politischen Entscheidungen traf, fußte seine Politik im Großen und Ganzen auf Informationen, die durch andere zusammengestellt worden waren. Und manchmal fürchtete er, von diesen Informationen, die es bis auf seinen Schreibtisch schafften, gegängelt zu werden. So wie die Öffentlichkeit von den Berichten der Massenmedien, die es in der Hand hatten zu entscheiden, welche Nachricht in die Schlagzeilen kam und welche nicht.
    Na, Jack, hast du dich mittlerweile auch vereinnahmen lassen, nämlich von deiner Verwaltung? Es war schwer zu sagen und schwer zu entscheiden, wie dies, wenn es denn so war, verändert werden konnte.
    Vielleicht legt Arnie deshalb so großen Wert darauf, dass ich mein Büro hin und wieder mal verlasse und mich dahin begebe, wo sich der Alltag der Menschen abspielt , dachte Jack.
    Dass Ryan in erster Linie ein Außenpolitiker und Experte in nationalen Sicherheitsfragen war, machte sein Problem nicht leichter. Nur auf diesen Gebieten fühlte er sich wirklich kompetent. Innenpolitisch kam er sich selbst ziemlich unterbelichtet vor, was wohl zum Teil mit seiner persönlichen wirtschaftlichen Situation zusammenhing. Er hatte sich nie Gedanken um die Preise von Brot und Milch zu machen brauchen, schon gar nicht hier im Weißen Haus, wo einem die Milch eisgekühlt im Cocktailglas von einem Maat der Navy auf silbernem Tablett gereicht wurde, so dass man sich nicht einmal vorbeugen, sondern nur den Arm ausstrecken musste. Auch die Mehrheit der Bevölkerung brauchte sich um solche Dinge nicht zu sorgen, allenfalls darum, wie sie ihren Kindern das College ermöglichen konnten. Das waren Probleme, um die sich Ryan als Präsident kümmern musste. Und er musste alles daransetzen, dass die Wirtschaft stabil blieb, damit möglichst viele ein gutes Auskommen hatten und sommers ins Disneyland fahren, im Herbst Footballspiele besuchen und Weihnachten dafür sorgen konnten, dass sich unterm Christbaum die Geschenke stapelten.
    Aber wie zum Teufel sollte er das bewerkstelligen? Ryan erinnerte sich an eine Klage, die dem römischen Kaiser Augustus zugeschrieben wird. Als ihm zu Ohren gekommen war, dass man ihn als einen Gott verehrte, ihm Tempel baute und Opfer darbrachte, fragte er empört: Was soll ich tun, wenn mich jemand anbetet in der Hoffnung, dass ich ihn von den Leiden der Gicht befreie? Dahinter steckte eine sehr viel weiter reichende Frage, nämlich: Was hat Regierungspolitik mit der Wirklichkeit überhaupt zu tun? Zum Glück wurde diese Frage in Washington so gut wie nie gestellt, nicht einmal von den Konservativen, die dem Staat und all seinen innenpolitischen Maßnahmen prinzipiell skeptisch bis ablehnend gegenüberstanden und sich stattdessen viel lieber vor dem Ausland als Hurra schreiende Patrioten aufführten und mit dem Säbel rasselten. Warum genau, wusste sich Ryan nicht zu erklären. Vielleicht, um sich einfach nur von den Liberalen zu unterscheiden, die vor der Anwendung von Gewalt zurückschreckten wie Vampire vorm Kreuz, aber andererseits – zumindest in Amerika – darauf drängten, dass Staat und Regierung den Bürgern immer dichter auf die Pelle rückten und sie, wiederum Blut saugenden Vampiren gleich, immer höher besteuerten, um ihren größer und größer werdenden Staatsapparat finanzieren zu können.
    Doch die Entwicklung der Wirtschaft schien von der jeweiligen Regierung mehr oder weniger unabhängig zu sein. Die Menschen fanden Arbeit, vorwiegend in privaten Unternehmen, die Güter und Dienstleistungen anboten, welche freiwillig gekauft und mit dem Geld bezahlt wurden, das den Käufern nach Abzug der Steuern übrig blieb. Vom ›Dienst an der Allgemeinheit‹ sprachen eigentlich immer nur diejenigen, die vom Wähler dazu aufgefordert worden waren, also die Mitglieder von Regierung und Parlament. Aber dienten der Allgemeinheit nicht auch viele, viele andere, nämlich Ärzte, Lehrer, Feuerwehrleute, Apotheker? Warum wurde der – nicht zuletzt auch von den Medien kolportierten – Behauptung nicht entschieden widersprochen, dass dies nur Ryan und Robby Jackson und die 535 Kongressabgeordneten taten? Ryan schüttelte den Kopf.
    Verdammt. Okay, ich weiß, wie ich auf diesen Stuhl gelangt bin, aber warum zum Teufel habe ich mich zur

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