Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
selbst fragen, Ma’am.«
Pat O’Day schien wie ausgewechselt. Sein Schritt war plötzlich so federnd, dass er fast gegen die Decke stieß. Er stellte überrascht fest, dass Cathy Ryan in Richtung Frauenklinik ging. Fünf Minuten später war klar, warum. Das war jetzt Frauensache. Noch bevor er seine Frau umarmen konnte, tat Cathy Ryan dies bereits.
»Das nenne ich eine gute Nachricht. Ich freue mich ja so für Sie!«
»Na ja, wie es scheint, ist das FBI ja doch für etwas gut«, witzelte Andrea.
Dann hob der Bär mit dem Zapata-Schnurrbart sie hoch und gab ihr einen dicken Kuss. »Das muss gefeiert werden.«
»Hätten Sie Lust, heute Abend im Weißen Haus mit uns zu essen?« , fragte SURGEON.
»Aber das geht doch nicht«, sagte Andrea.
»Wer sagt das?«, wollte Cathy Ryan wissen. Und Andrea musste sich fügen.
»Also, na ja, wenn der Präsident sein Okay gibt.«
»Ich gebe hier mein Okay, Mädchen, und es gibt Situationen, in denen Jack nichts zu melden hat«, versicherte ihnen Dr. Ryan.
»Also, wenn das so ist, dann natürlich sehr gern.«
»Um halb acht«, sagte SURGEON. »Und Sie brauchen nichts Besonderes anzuziehen.« Es war wirklich schade, dass sie keine normalen Leute mehr waren. Das wäre eine gute Gelegenheit für Jack gewesen, wieder mal ein paar Steaks zu grillen, und sie hatte schon seit Monaten keinen Spinatsalat mehr gemacht. Diese blöde Präsidentschaft! »Und, Andrea, zur Feier des Tages sind Ihnen heute Abend zwei Drinks gestattet. Danach aber nur noch einer oder zwei die Woche.«
Mrs. O’Day nickte. »Das hat mir Dr. North auch schon gesagt.«
»Was den Alkoholkonsum angeht, nimmt es Madge wirklich sehr genau.« Was die diesbezüglichen Richtlinien anging, hatte sie sich bei Kyle und Katie strikt an Dr. Norths Anweisungen gehalten. Wenn man schwanger war, ließ man sich auf keine Experimente ein. Dazu war das Leben zu kostbar.
38
ENTWICKLUNGEN
Es wird alles elektronisch abgewickelt. Früher bestanden die finanziellen Reserven eines Landes in einer Anhäufung aus Goldbarren, die an einem sicheren, streng bewachten Ort aufbewahrt wurden oder womöglich das Staatsoberhaupt in einer Kiste überallhin begleiteten. Im neunzehnten Jahrhundert hatte dann zunehmend Papiergeld Verbreitung gefunden. Zuerst musste es durch Gold und Silber gedeckt sein – also durch etwas, dessen Wert durch sein Gewicht bestimmt wurde –, aber nach und nach kam man davon ab, weil Edelmetalle einfach zu schwer waren, als dass man sie ständig herumschleppen wollte. Jahrzehnte später wurde sogar Papiergeld zu unhandlich. Im alltäglichen Geldverkehr war deshalb der nächste Schritt, Plastikkarten mit einem Magnetstreifen auf der Rückseite einzusetzen, mit denen die theoretische Währung vom Konto ihres Inhabers auf das eines anderen transferiert wurde, wenn man einen Kauf getätigt hatte. Für Großunternehmen und Staaten wurde es sogar noch theoretischer. Eine Nation bestimmte den Wert ihrer Währung, indem sie die Menge der Güter und Dienstleistungen schätzte, welche ihre Bürger mit ihrer täglichen Arbeit erwirtschafteten, und das war dann die Menge ihres monetären Besitzes, der von allen anderen Nationen und deren Bürgern anerkannt wurde. Daher konnte dieses ›Geld‹ mittels Faseroptik oder Kupferkabeln oder sogar über Satelliten über die Landesgrenzen hinweg ausgetauscht werden, so dass Milliarden von Dollar, Pfund, Yen oder Euro mit Hilfe eines Tastendrucks von einem Ort zum anderen wanderten. Das war wesentlich einfacher und schneller, als Goldbarren zu verschiffen, obwohl das System, das den Reichtum einer Person oder Nation bestimmte, nicht weniger streng war, und in bestimmten Zentralbanken der Welt wurde die Nettosumme dieser monetären Einheiten auf ziemlich viele Kommastellen genau berechnet. In diesem System hatte man allerdings einen gewissen Spielraum gelassen, um zum Beispiel die Abwicklung gerade laufender Geschäfte zu erleichtern, aber auch dieser Spielraum wurde elektronisch genauestens berechnet. Im Endeffekt lief das Ganze also auf nichts anderes hinaus, als wenn König Krösus von Lydien seine Goldbarren gezählt hatte. Das neue System, das auf der Bewegung von Elektronen oder Photonen von einem Computer zu einem anderen basierte, war sogar noch genauer und noch gnadenloser. Früher konnte man Bleibarren mit Goldfarbe streichen und so einen nachlässigen Inspektor täuschen, aber ein elektronisches Bilanziersystem zu beschwindeln, erforderte einiges mehr als das.
In China
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