Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
bildeten, lagen so versteckt, dass nur seine eigenen Leute wussten, wo sie sich befanden. Ein guter Teil dieser Anlagen war sogar den amerikanischen Spionagesatelliten entgangen, die jahrelang danach gesucht hatten. Auch die Straßen, die zu den Aufbewahrungsorten führten, waren mit Tarnfarben angestrichen oder von künstlichen Nadelbäumen gesäumt. Dies war eine Lektion, die die Russen im Zweiten Weltkrieg gelernt hatten, als die Sowjetarmee die Deutschen so oft in die Irre geführt hatte, dass man sich fragen konnte, warum die Wehrmacht überhaupt Spione einsetzte, wenn diese doch nur innerhalb kürzester Zeit festsaßen.
»Wir machen die Einberufungsbefehle gerade fertig«, antwortete Oberst Aliew. »Mit etwas Glück erreicht die Hälfte von ihnen jene Männer, die schon einmal eine Uniform getragen haben. Mit einer öffentlichen Bekanntgabe könnten wir den Prozentsatz verbessern.«
»Nein«, wandte Bondarenko ein. »Wir dürfen sie nicht wissen lassen, dass wir uns vorbereiten. Was ist mit dem Offizierkorps?«
»Für die Reserveaufstellung? Nun, wir haben ausreichend Leutnants und Hauptleute, nur keine Soldaten oder Unteroffiziere, denen sie Befehle erteilen könnten. Wenn es sein muss, können wir ein komplettes Regiment ins Feld schicken, in dem Offiziere die Panzer fahren«, bemerkte Aliew trocken.
»Na ja, so ein Regiment wäre dann zumindest leistungsfähig«, entgegnete der General mit einem Anflug von Humor. »Wie schnell kann die Einberufung über die Bühne gehen?«
»Die Briefe sind bereits adressiert und abgestempelt. Mehr als drei Tage sollte es nicht dauern.«
»Schicken Sie sie sofort los. Kümmern Sie sich persönlich darum, Andrei«, ordnete Bondarenko an.
»Zu Befehl, Genosse General.« Aliew hielt kurz inne. »Was halten Sie eigentlich von dieser NATO-Geschichte?«
»Wenn es uns hilft, bin ich dafür. Ich würde liebend gern einmal das Kommando über amerikanische Flugzeuge haben. Ich kann mich daran erinnern, was sie im Irak angerichtet haben. Es gibt eine Menge Brücken, die ich gern in den Flüssen versinken sehen würde, über die sie jetzt noch führen.«
»Aber ihre Landstreitkräfte?«
»Unterschätzen Sie die nicht. Ich habe sie bei Übungen gesehen und ein paar ihrer Fahrzeuge ausprobiert. Sie sind ausgezeichnet, und die Männer wissen, wie sie mit dem Gerät umgehen müssen. Wenn eine Kompanie amerikanischer Panzer mit Sachverstand geführt und unterstützt wird, kann sie ein ganzes Regiment abwehren. Denken Sie doch nur daran, was die NATO damals mit der Armee der Vereinigten Islamischen Republik gemacht hat. Zwei aktive Regimenter und eine Brigade der Heimatschutztruppe zermalmten zwei schwere Korps, als wäre das Ganze ein Sandkastenspiel. Aus diesem Grund will ich unsere Ausbildung verbessern. Unsere Männer sind genauso gut wie ihre, Andrei Petrowitsch, aber ihre Ausbildung ist die beste, die ich je gesehen habe. Addieren Sie dazu ihre Ausrüstung, dann kommen Sie darauf, worin ihr Vorteil besteht.«
»Und die Kommandeure?«
»Sind gut, aber auch nicht besser als unsere. Verdammt, die kopieren unsere Doktrin immer und immer wieder. Das habe ich ihnen einmal mitten ins Gesicht gesagt, und sie gaben offen zu, dass sie unser taktisches Denken bewundern. Aber sie schlagen größeren Nutzen aus unserer Lehre als wir selbst – weil sie ihre Soldaten besser ausbilden.«
»Und sie bilden sie besser aus, weil sie mehr Geld dafür ausgeben können.«
»So ist es. Bei den Amerikanern müssen die Panzerkommandanten nicht wie bei uns die Kantsteine um den Fuhrpark herum anpinseln«, sagte Bondarenko verdrießlich. Er hatte gerade damit begonnen, diese Zustände zu ändern, aber von ›gerade angefangen‹ war es noch ein weiter Weg bis ›Befehl ausgeführt‹.
»Schicken Sie die Bescheide raus, und denken Sie daran – wir müssen die Sache so weit wie möglich für uns behalten. Gehen Sie. Ich muss mit Moskau reden.«
»Jawohl, Genosse General.« Mit diesen Worten trat der G-3 ab.
»Na, ist das nicht ein dickes Ding?«, kommentierte Major General Diggs, nachdem er die Show im Fernsehen gesehen hatte.
»Da fragt man sich doch, wofür die NATO überhaupt existiert«, stimmte Colonel Masterman zu.
»Duke, als ich aufwuchs, habe ich immer befürchtet, dass eines Tages T-72-Panzer durch die Tiefebene bei Fulda krabbeln würden wie Kakerlaken durch eine Bruchbude in der Bronx. Verdammt, und jetzt sind die unsere Freunde?« Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich habe
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