Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Atomwaffen abgegeben hatte, und Jackson wusste, dass es nicht einfach werden würde, dies rückgängig zu machen. Die Atomexplosion in Denver hatte die Welt an den Rand eines umfassenden nuklearen Schlagabtauschs gebracht, und angesichts des Fallout hatten Russland und Amerika tief durchgeatmet und dann all ihre Abschussrampen demontiert. Natürlich besaßen beide Seiten noch Atomwaffen. In Amerika waren dies hauptsächlich Schwerkraftbomben vom Typ B-61 und B-83 und thermonukleare Gefechtsköpfe vom Typ W-80, mit denen Cruise Missiles bestückt werden konnten. Beide Systeme gewährleisteten ein hohes Maß an Sicherheit, Zielgenauigkeit und Tarnung. Der B-2A Stealthbomber war für Radar unsichtbar (und auch sonst kaum zu sehen, es sei denn, man befand sich direkt daneben), und die Cruise Missiles flogen so niedrig, dass sie gewissermaßen in eins gingen mit der Landschaft und allem, was sich darauf bewegte. Doch ihnen fehlte die Schnelligkeit von Raketen – diese Furcht erregenden Waffen brachten zwar Probleme mit sich, hatten aber auch ihre Vorteile. 25 Minuten vom Abschuss bis zum Aufprall – weniger noch für die vom Wasser aus gestartete Sorte, die normalerweise kürzere Distanzen flog. Aber diese Waffen existierten nicht mehr, bis auf einige wenige, die für Raketenabwehrtests verwendet wurden. Und diese waren baulich verändert worden, so dass es schwierig war, sie mit Gefechtsköpfen auszurüsten.
»Nun, versuchen wir also, die Sache konventionell zu gestalten. Aber wenn wir dazu gezwungen wären – wie viele Nuklearwaffen könnten wir einsetzen?«
»Bei einem Erstschlag mit Stealthbombern?«, fragte Moore. »Zirka 80. Wenn man pro Ziel zwei veranschlagt, reicht das, um jede größere Stadt der VRC in einen Parkplatz zu verwandeln. Mehr als hundert Millionen Menschen würden sterben«, fügte der Vorsitzende hinzu. Er musste nicht erst sagen, dass er keine große Sehnsucht hatte, dafür verantwortlich zu sein. Sogar die schärfsten Hunde unter den Soldaten schreckte der Gedanke ab, so viele Zivilisten zu töten, und wer es in die Ränge mit vier Sternen geschafft hatte, war dort, weil er denken konnte, nicht, weil er irgendeine Psychose hatte.
»Tja, wenn wir ihnen das klarmachen, überlegen sie es sich vielleicht, ob sie uns so ans Bein pinkeln«, erklärte Jackson.
»So viel Vernunft ist ihnen wohl zuzutrauen«, warf Mickey Moore ein. »Wer will schon über einen Parkplatz herrschen?« Aber das Problem dabei ist , dachte er im Stillen, dass Menschen, die einen Krieg anfangen, nie ganz klar im Kopf sind .
»Und wie berufen wir die Reserve ein?«, wollte Bondarenko wissen. Theoretisch konnte fast jeder männliche russische Bürger einberufen werden, denn die meisten hatten zu irgendeinem Zeitpunkt in der Armee ihres Landes gedient. Diese Tradition ging auf die Zarenzeit zurück, in der die russische Armee aufgrund ihrer enormen Größe mit einer Dampfwalze verglichen worden war.
Doch heutzutage stellte sich das Problem, dass dem Staat gar nicht bekannt war, wo seine Bürger wohnten. Die Staatsbürokratie verlangte von den Veteranen der Streitkräfte, dass sie der Armee mitteilten, wenn sie umzogen. Aber da die fraglichen Männer bis vor kurzem noch eine amtliche Erlaubnis einzuholen hatten, ehe sie den Wohnort wechseln durften, nahmen sie nun an, dass der Staat sowieso wusste, wo sie sich aufhielten, und kümmerten sich nicht weiter darum. Aber die russische Bürokratie war in all ihrer Aufgeblasenheit zu schwerfällig, solche Dinge weiter zu verfolgen. Weder die Sowjetunion noch Russland hatten je getestet, wie schnell ausgebildete Soldaten einberufen werden konnten, wenn sie ihre Uniform erst einmal an den Nagel gehängt hatten. Einige Reservedivisionen verfügten zwar über modernste Ausrüstung, aber die war nicht mehr bewegt worden, seit man sie in die Lagerbaracken geschafft hatte, und wurde nun von einem Mechanikerheer lediglich in Schuss gehalten. So kam es, dass der General, der den Oberbefehl über die Truppen im Fernen Osten innehatte, zwar Tausende von Panzern und Waffen, wahre Berge von Munition und Seen mit Dieselkraftstoff sein eigen nannte, aber für das alles keine Soldaten hatte.
Das Wort Camouflage stammt aus dem Französischen und bedeutet Tarnung, Trick, Täuschung. Passenderweise sollte es eher aus dem Russischen kommen, denn die Russen sind die weltbesten Experten in dieser militärischen Kunst. Die Standorte der Panzer, die das Rückgrat von Bondarenkos geplanter Armee
Weitere Kostenlose Bücher